Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Vergabe von Gewerken für den Nahkauf verläuft stockend
Preisdifferenzen beschäftigen den Neukircher Gemeinderat, die Verwaltung und das Architekturbüro
NEUKIRCH (oej) - Unerwartet schwierig ist am Montag bei der Neukircher Gemeinderatssitzung der Punkt zum weiteren Vorgehen in Sachen Nahkauf ausgefallen. Auf der Tagesordnung standen Ausschreibungen für Elektroinstallationen sowie Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärinstallationen.
Keine Differenzen gab es zur Kostenentscheidung bei der Elektroinstallation. Hier hat nach Ausschreibung durch das Architekturbüro Rechthaler aus zwei Angeboten für rund 170 000 Euro die Firma Elektrotechnik Haag aus Grünkraut einstimmig den Zuschlag bekommen. Anders sah es bei den Heizungs- und Lüftungsinstallationen aus, wo die Angebotssummen sich von 166 000 Euro auf 352 000 Euro mehr als verdoppelt oder auf 563 000 Euro mehr als verdreifacht hatten. Die Verwaltung begründete diese Steigerungen mit einer vorher nicht eingerechneten Gebäudeautomation, auf die notfalls verzichtet werden könne.
Ungeachtet dessen gab es aus beiden Fraktionen kritische Stimmen und Fragen an den anwesenden Architekten Karl Rechthaler. Aus beiden Fraktionen wurden Neuausschreibungen angeregt und die Erhöhung der Gesamtkosten hinterfragt. „Der Markt ist derzeit überaus schwierig“, erklärte Architekt Rechthaler dazu. Darüber hinaus sei ihm die Firma Kratschmayer aus Waldenburg als zuverlässiger Betrieb bekannt. Bürgermeister Reinhold Schnell wies schließlich zur Frage der Neuausschreibung darauf hin: „Dazu kommt noch ein gewisses Zeitproblem.“Bei einer Gegenstimme von Andreas König (FW) und einer Enthaltung von Vera Fischer (CDU) gingen die Heizungs- und Lüftungsarbeiten für 352 000 Euro schließlich an die Firma Kratschmayer.
Nicht vorbei an einer beschränkten Neuausschreibung ging dagegen der Weg beim Thema Sanitärinstallationen. Hier hatten sowohl Architekt als auch Verwaltung festgestellt, dass das einzige Angebot wegen Überteuerung nicht infrage komme – und beschränkt neu ausgeschrieben werden soll. Auf Nachfrage bestätigte Kämmerer Robert Riedesser, dass es sich bei der Vergabe um eine Vernunftentscheidung
gehandelt habe. Zu den Gesamtkosten, die derzeit errechnet sind, erklärte der Kämmerer, dass die Kosten für die Änderung des Bebauungsplans, die Auffüllung des Geländes, die Tiefengründung und das neue Retentionsbecken auf der anderen Seite der Landesstraße bei rund einer Million lägen. Hinzu kommen noch die Kosten für den eigentlichen Hochbau des Einkaufsmarktes. Die Einschätzung aus dem vergangenen Jahr habe sich nach derzeitiger Kostenberechnung auf 2,1 Millionen Euro erhöht. Die veranschlagten Kosten für die gesamte Maßnahme liegen also statt bei ursprünglich 2,8 Millionen Euro inzwischen bei rund 3,1 Millionen Euro. Kämmerer Riedesser sieht derzeit Mehrkosten gegenüber den Haushaltsplanungen für das Jahr 2021 von rund 100 000 Euro. Da noch weitere Gewerke ausgeschrieben werden, müsse man abwarten.
Planungen für einen Nachtragshaushalt seien derzeit nicht in Sicht, sagte der Kämmerer. „Wir haben noch eine Reserve eingerechnet, die unter ‚normalen’ Umständen nicht benötigt wird“, so Robert Riedesser.