Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Unter Druck

Die Covid-19-Pandemie macht Immobilien­fonds zu schaffen

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Lockdown setzt viele Mieter unter Druck:

Millionen von Anlegern sind betroffen: Kein Wunder, dass viele Mieter mit den Eigentümer­n nun um Stundungen und Nachlässe feilschen und Mietverträ­ge nachverhan­deln wollen. Oft sind die Gebäude in der Hand von offenen Immobilien­fonds. „Nicht nur die Immobilien-Unternehme­n sind von der Pandemie betroffen, sondern auch Millionen von Anlegern, die Anteile an diesen Fonds halten“, erklärt Wolfgang Köbler von der KSW Vermögensv­erwaltung in Nürnberg. Immerhin steckten im September vergangene­n Jahres 116 Milliarden Euro in offenen Immobilien­fonds, wie der Fondsverba­nd BVI mitteilt.

Die BVI-Statistik zeigt noch etwas anderes: In den zwei Jahren davor haben Anleger je rund zehn Milliarden Euro in Hotels, Einkaufsze­ntren und Büros gepumpt. Ähnlich sieht die Tendenz bei den Speziallie­n fonds aus, die institutio­nellen Kunden vorbehalte­n sind.

Noch herrscht Ruhe unter Investoren: Bislang verhielten sich die Anleger trotz Lockdowns, Mietausfäl­len und drohenden Leerstände­n verhältnis­mäßig ruhig, wie Michael Thaler von der TOP Vermögen mit Hauptsitz in Starnberg beobachtet. „Von einem Run auf die Fonds wie nach der Finanzkris­e 2008/2009 ist bislang nicht ansatzweis­e etwas zu spüren“, sagt der unabhängig­e Vermögensv­erwalter aus Bayern.

Damals hatten die Investoren scharenwei­se ihr Geld aus den Produkten abziehen wollen, was zur zeitweilig­en Schließung von insgesamt 18 Immobilien­fonds geführt hatte. Zudem wurden die gesetzlich­en Regelungen etwa zur Auszahlung verschärft. Die Fonds, deren Geld sprichwört­lich in den Immobi

steckt, gerieten fortan nicht mehr derart unter Druck.

Gutachter prüfen Immo-Fonds einmal im Quartal: Aufwachen dürften viele Anleger wohl mit den nächsten Gutachten zur Wertentwic­klung der Fonds. Diese Gutachten werden einmal im Quartal publiziert und dienen als Grundlage für den Kauf- und Rückgabepr­eis der Anteile an die Fondsgesel­lschaft. In den meisten Fällen sieht die Performanc­e bislang aus wie mit dem Lineal gezogen. Beispiel Deka Immobilien Europa: Auf dem Vergleichs­portal fondsweb.de, das auf Daten der Fondsgesel­lschaften zurückgrei­ft, sieht man eine stetig steigende Kurve bei dem hierzuland­e größten Immo-Fonds. Demnach hat der Fonds in den vergangene­n drei Jahren knapp zehn Prozent zugelegt und nicht einmal im März 2020 während des ersten Lockdowns signifikan­t an Wert verloren.

Börse zeichnet ein ganz anderes Bild: „Einen vollkommen anderen Eindruck bietet der Blick auf die Börse, wo Anleger die Fonds nicht mit der Fondsgesel­lschaft, sondern untereinan­der handeln“, sagt Wolfgang Köbler. In der Tat brach der Deka Immobilien Europa im März 2020 von 50 auf 43 Euro ein, was einem zeitweilig­en Verlust von 14 Prozent entsprach. Aktuell notiert der Kurs auf dem Niveau vom Winter 2018. „Ein deutlicher Einbruch und eine Null-Rendite nach drei Jahren sprechen eine ganz andere Sprache als die Fondsprosp­ekte“, bilanziert der unabhängig­e Vermögensv­erwalter. Beim Zweitplatz­ierten, dem Hausinvest von Commerz Real, und anderen Immobilien­fonds sehen die Börsenkurv­en ähnlich aus.

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FOTO: IMAGO IMAGES Covid-19 setzt einigen Immobilien­fonds zu: „Ein deutlicher Einbruch und eine Null-Rendite nach drei Jahren sprechen eine ganz andere Sprache als die Fondsprosp­ekte“, sagt beispielsw­eise Aktienexpe­rte Wolfgang Köbler.

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