Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Gute Modelle“: Bücherei trotzt Corona

Jahresberi­cht 2020 eines engagierte­n Teams: „Leichte“Lektüre erlebt große Nachfrage

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - „Die Gemeindebü­cherei gehört zu unserer Bildungsla­ndschaft dazu.“Mit diesen Worten von der Bürgermeis­terin im Verwaltung­sausschuss angekündig­t, hat Büchereile­iterin Judith Tinnacher gewohnt lebendig ins Corona-Jahr 2020 zurückgebl­endet – mit all seinen Besonderhe­iten. Und die setzen sich 2021 ja durchaus fort.

Der aktuelle Stand: Die Einrichtun­g im Rathaus hat eingeschrä­nkt wieder geöffnet. Das heißt: Telefonisc­h oder per E-Mail sollte vorab ein Termin für den Büchereibe­such vereinbart werden. Zugleich ist der Abholservi­ce weiter in Kraft.

Rückblende: Der erste Lockdown hatte ab März 2020 dafür gesorgt, dass die Bücherei für sieben Wochen komplett geschlosse­n war, wie Judith Tinnacher zurückblic­kte. „Gute Modelle“seien während der Schließzei­t entwickelt worden, bescheinig­te Bürgermeis­terin Elisabeth Kugel dem kreativen wie engagierte­n Team – als Beispiele gelten das „Lese-TippHeft“(auch für Kinder) oder die Online-Vorlese-Aktion, bei der die Bücherei die Jüngeren und die Schulsozia­larbeit die Älteren anspricht.

Im ersten Lockdown hatten Katja Opferkuch, Judith Tinnacher und Ingrid Hirscher die Umgestaltu­ng des Jugendbere­ichs in Angriff genommen. Gelungen sei es, eine Wohlfühlat­mosphäre zu schaffen, so die Einschätzu­ng. Die mehr als 1200 aktiven Leser seien dann ab Mai geradezu hungrig nach Büchern gewesen. Speziell „leichte“Lektüre war in den

Sommermona­ten gefragt. „Aufgrund unserer vermehrten Medienerwe­rbung in der Schließzei­t konnten wir diesem Wunsch auch nachkommen“, heißt es im Jahresberi­cht, der zudem auf die leicht reduzierte­n Öffnungsze­iten (von 25,5 auf 22,5 Stunden) verweist. Grund: Morgens werde die Zeit zum Reinigen mit Desinfekti­onsmitteln und Aufräumen der Medien benötigt. Angebracht hat der Bauhof einem Spuckschut­z aus Plexiglas an der Ausleihthe­ke.

Im Sommer sei dann die Aktion zu „75 Jahre Pippi Langstrump­f“ebenso super angekommen wie der Beitrag zur Ferienakti­on. Unter dem Titel „Buchseiten vermisst“brachten 60 Kinder das Rätselheft zurück. Die Frederick-Tage wurden im Herbst wie gewohnt in Angriff genommen, mussten aber aufgrund steigender Infektions­zahlen in die Schulen verlegt werden – was gut geklappt habe, so Tinnacher.

„Wahnsinnig gut angenommen“wurden der Büchereile­iterin zufolge die „Geschichte­n zum Mitnehmen“– an die 500 seien bis Mitte Dezember verteilt worden. Und nach „Click and collect“ist derzeit „Click and meet“möglich.

2020 in Zahlen: Das Medienange­bot belief sich auf 22 251 Bücher, CDs, DVDs, Zeitschrif­ten und Kassetten. Vor allem bei Romanen sowie bei der Kinder- und Jugendlite­ratur stieg das Angebot um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2246 neue Medien wurden von den Mitarbeite­rinnen in den Medienkata­log aufgenomme­n. 1800 Medien wurden ausgesonde­rt. In der Onleihe waren mehr als 30 000 Medien verfügbar.

Mediennutz­ung: Auch im Pandemieja­hr haben die Meckenbeur­er die Bücherei stark genutzt. 64 041 Entleihung­en (ein Zuwachs von sieben Prozent gegenüber 2019) im physischen Bereich und 7208 Entleihung­en

in der Onleihe (Zuwachs: zehn Prozent) zeigen deutlich, „dass gerade in Zeiten, in denen die Menschen zu Hause bleiben (müssen), das Lesen eine große Rolle spielt“, heißt es. Nach wie vor erfreuen sich Zeitschrif­ten großer Beliebthei­t, weshalb das Angebot kontinuier­lich bedarfsori­entiert erweitert werde. Unveränder­t rückläufig seien die DVDAusleih­en und Entleihung­en im Bereich der Sachbücher für Erwachsene. Gefragt seien Belletrist­ik, Kinder- und Jugendlite­ratur. Im Kinderbere­ich sind zudem die Tonies und Tiptoi-Medien sehr gefragt. Bei einem Bestand von mittlerwei­le 50 Tonie-Hörfiguren sind meist alle ausgeliehe­n. Auch die Ausleihe von Brettspiel­en hat 2020 einen Zuwachs von fast 30 Prozent erreicht.

Als aktiver Leser gilt, wer mindestens einmal die Bücherei besucht hat – was von 1308 (2019) auf 1262 anno 2020 zurückging. Erfreulich ist die Zunahme der Leser über 60 – von 170 auf 192. Die Zahl der Besucher schließt alle Personen ein, die die Bücherei 2020 besuchten, etwa auch im Zuge von Veranstalt­ungen und ohne Medien auszuleihe­n. Trotz der 26 Schließtag­e war die Besucherza­hl der Gemeindebü­cherei erneut hoch. Mit 21 094 gibt es zwar ein Minus von 20 Prozent, dies sei aber vor allem den ausgefalle­nen Veranstalt­ungen geschuldet. Von geplanten 71 fanden nur 23 statt.

Verzichtet wurde 2020 auf die zweiwöchig­e Sommerschl­ießung. Da dies von den Lesern sehr gut angenommen wurde, soll es beibehalte­n werden.

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FOTO: RHI Engagiert und kreativ zu sein, das wird dem Büchereite­am (von links Katja Opferkuch, Judith Tinnacher, Ingrid Hirscher) bescheinig­t.

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