Schwäbische Zeitung (Tettnang)
LSD im Kreis Ravensburg wieder im Kommen
Polizeibeamtin und Suchtberater halten Vortrag über Drogenkonsum in Ravensburg
RAVENSBURG (vin) - In einem Online-Vortrag haben Christian Sauter von der Suchthilfe der Caritas Bodensee-Oberschwaben und Polizeioberkommissarin Sigrid Blenke vom Polizeipräsidium Ravensburg den Eltern von Neuntklässlern erklärt, welche Drogen in Ravensburg in Umlauf sind und wann sie alarmiert sein sollten. Harte Drogen seien kaum verbreitet. Cannabis-Produkte seien hingegen ein weit größeres Problem. „Und synthetisch zusammengepanschte Stoffe bekommen Sie in Ravensburg an jeder Ecke.“
Gemeint sind damit sogenannte „Legal Highs“, die alles andere als legal sind, aber high machen. Sie werden in den Drogenküchen Osteuropas oder Asiens nach immer neuen Rezepten zusammengebraut und meist übers Internet vertrieben, ihre
Wirkung ist – anders als bei Haschisch – schwer kalkulierbar. Die Wirkung der vermeintlichen Badesalze oder Kräutermischungen in bunten, gefällig gestylten Päckchen sei unberechenbar – und gar nicht so selten tödlich. „Wenn jemand sagt, er möchte das eine oder andere mal ausprobieren, rate ich davon dringend ab“, sagt die Kommissarin, die in der polizeilichen Prävention arbeitet. Wieder im Kommen sei LSD, das lange vom Markt verschwunden war und eher eine aufputschende, psychedelische Wirkung hat. „Das wird heute über eine Art Tattoo-Aufkleber vertrieben und gelangt über die Haut ins Blut.“
Die Polizistin warnt auch vor Cannabis. Dies sei keine leichte Droge mehr, da der THC-Gehalt stark zugenommen habe. Außerdem kann der gemütlich am Wochenende gerauchte Joint bis zu vier Wochen im Urin, Haar oder Blut nachgewiesen werden. Manche Jugendlichen würden daher von der Führerscheinstelle zurückgestellt, wenn sie unter Drogeneinfluss erwischt werden.
Laut Christian Sauter steigen die meisten Jugendlichen über das Rauchen in die Drogenkarriere ein. Besorgte Eltern sollten die Jugendlichen aber nicht wie ein Privatdetektiv verfolgen, sondern offen ansprechen, wenn sie den Verdacht auf ein Drogenproblem haben, meint Suchtberater Sauter. „Und denken Sie daran: Sie reden nicht mehr mit einem kleinen Kind, sondern mit einem Jugendlichen.“Wenn das nicht hilft, können besorgte Eltern auch zahlreiche Hilfsangebote, etwa anonyme Beratungen, in Anspruch nehmen.