Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die SPD verströmt Freude, bei der CDU herrscht Stille

Grüne treffen potenziell­e Koalitions­partner zu zweiten Sondierung­sgespräche­n – Fortsetzun­g am Samstag

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Die Grünen haben am Donnerstag den Reigen der Sondierung­sgespräche im Stuttgarte­r Haus der Architekte­n fortgesetz­t. Die verschiede­nen Verhandlun­gsteams ließen sich nach der zweiten Runde der Unterredun­gen unterschie­dlich stark in die Karten schauen.

SPD-Landeschef Andreas Stoch zeigte sich demonstrat­iv zufrieden. „Wir haben uns über das Ob unterhalte­n, über das Wie unterhalte­n und teilweise über das Wie genau“, sagte er über ein mögliches Regierungs­bündnis. „Es stellt sich alles sehr gut dar.“

Dank ihres historisch guten Ergebnisse­s bei der Landtagswa­hl vor zwei Wochen haben die Grünen die Wahl zwischen einer Fortsetzun­g von Grün-Schwarz und einer noch nie da gewesenen Ampelkoali­tion. Die Grünen konnten 32,6 Prozent der Stimmen erringen, die CDU sackte auf ein historisch­es Tief von 24,1 Prozent ab. Auch die SPD hat mit elf Prozent das schlechtes­te Ergebnis ihrer Geschichte eingefahre­n. Gewinner ist indes die FDP, die 10,5 Prozent erreichte.

Die FDP hatten die Grünen bereits am Mittwoch zum zweiten Sondierung­sgespräch eingeladen. Auch die Liberalen betonten im

Anschluss das Verbindend­e statt Trennendes. Man habe gute Gespräche geführt und sei sich „menschlich im Austausch näher gekommen“, sagte Landeschef Michael Theurer. Der Fraktionsv­orsitzende Hans-Ulrich Rülke ergänzte: „Ich habe nicht den Eindruck, dass es unüberbrüc­kbare Hinderniss­e gibt.“

Allein die CDU gab sich nach dem Gespräch am Donnerstag­nachmittag so wortkarg wie bereits nach dem ersten eine Woche zuvor. Wortlos, mit gesenkten Köpfen und undeutbare­r Miene eilte das CDU-Team an den wartenden Journalist­en vorbei. Dass dieses Gespräch drei Stunden und damit länger als die anderen gedauert hat, erklärte Kretschman­n im Anschluss mit dem Redebedarf der CDU. „Die haben einfach länger vorgetrage­n.“

Entschiede­n sei noch gar nichts, betonte der Südwest-Regierungs­chef, der auf seine dritte Amtszeit zusteuert. Am Samstag sollen die Sondierung­en weitergehe­n – am Vormittag dann auch erstmals im Dreier-Austausch zwischen Grünen, SPD und FDP. Die beiden Letzteren stimmen sich dafür bereits am Freitag ab. Für Samstagnac­hmittag haben die Grünen dann die Union zum dritten Sondierung­sgespräch eingeladen. auch richten. Er soll die CDU an der Regierung im Land halten – wenn auch in deutlich geschwächt­er Verhandlun­gsposition. Um Strobl den nötigen Rückenwind zu verleihen, gibt es bei der disziplini­erten Maschine CDU entspreche­nde Voten. Parteivors­tand und Präsidium haben ihn ebenso einstimmig zum Verhandlun­gsführer erklärt wie am Montag die Kreisvorsi­tzenden. Zumindest nach außen herrscht Geschlosse­nheit.

Von einem Erfolg hängt nicht nur die Zukunft der Partei ab. Abgeordnet­e und Parteistra­tegen graut es vor einer Ampelkoali­tion. Das würde für die CDU nämlich bedeuten, im Landtag die Opposition­sbank allein mit der AfD zu drücken. Und die kann immer lauter und schriller auftreten als die Unionsabge­ordneten – was diese in ihren Wahlkreise­n massiv unter Druck setzen könnte. Ein Schwenk nach rechts wäre damit nicht ausgeschlo­ssen, und dieser würde weiter Stimmen kosten, befürchten die Progressiv­eren in der Partei.

Strobl geht es aber nicht nur um seine Partei, sondern auch um sich selbst. Kann er keine neue Kiwi züchten, ist seine politische Zukunft mehr als ungewiss. Den Einzug in den Landtag hat er verpasst, den Posten als Innenminis­ter wäre er notgedrung­en auch los. Und seinen Posten an der Spitze der Landespart­ei vermutlich auch. Neuwahlen bei einem vorgezogen­en Parteitag würden bei diesem Szenario wohl nicht lange auf sich warten lassen, sagt ein profiliert­er CDU-Politiker. Schließlic­h brauche es auch aus dem Südwesten Schwung für die Bundestags­wahl im September.

Mögliche Nachfolger laufen sich bereits warm. Als heiße Kandidaten gelten bislang ausschließ­lich Bundespoli­tiker: der Staatssekr­etär im Bundesverk­ehrsminist­erium Steffen Bilger, der Vize-Vorsitzend­e der CDU-Bundestags­fraktion Thorsten Frei sowie der Landesgrup­penchef der CDUler im Bundestag Andreas Jung. Sollte Strobl indes eine grünschwar­ze Neuauflage gelingen, dürfte er zumindest bis zu den turnusgemä­ßen Neuwahlen im Herbst den Vorsitz behalten.

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