Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Gewerbegebiet Süd“hat Luft nach oben
Nachdem ZF den Standort in Kressbronn schließt, soll ein Bebauungsplan die gewerbliche Nutzung sichern
KRESSBRONN - Die Nachricht hat intern und extern für Unruhe gesorgt: ZF schließt 2023 den Standort in Kressbronn. Der Bebauungsplan „Gewerbegebiet Süd“soll dafür sorgen, dass die Fläche, die der Konzern verkaufen will, auch in Zukunft gewerblich genutzt wird. Weiteres Ziel: die Unternehmen, die ebenfalls im Geltungsbereich zwischen Bahntrasse und Argenstraße liegen, abzusichern. In seiner Sitzung am Mittwoch stimmte der Gemeinderat dem Entwurf zu. Ein Detail: Um die Entwicklungschancen zu verbessern, hat der Plan Luft nach oben und lässt eine vierstöckige Bebauung zu.
„ZF ist ein wichtiger Arbeitgeber in der Region und auch in der Gemeinde. Dass der Konzern den Standort in Kressbronn auflöst, ist sehr schade und wird von der Gemeinde sehr kritisch betrachtet“, teilte der Bürgermeister in einer ersten Reaktion mit. Zu den Auswirkungen befragt, führte Daniel Enzensperger eine Woche später aus, dass die Schließung für die Gemeinde neben dem Verlust an örtlichen Arbeitsplätzen auch einen spürbaren Rückgang der Gewerbesteuer zur Folge habe. „Allerdings muss man dazu sagen, dass die Gewerbesteuerzahlungen der ZF starken konjunkturellen Schwankungen unterlagen. Verlässlich waren diese also nie.“
Zum genauen Umfang könne er wegen des Steuergeheimnisses keine Auskunft erteilen. Was der Bürgermeister dagegen ganz deutlich sagen kann: Für das Grundstück „kommt in der Nachfolge ausschließlich eine gewerbliche Nutzung infrage“. Der Bebauungsplan soll genau das, die gewerbliche Bebauung, die bereits existiert, sowie die zukünftige Entwicklung regeln.
Bereits 1959, 1975 und 2014 verfolgte die Gemeinde Kressbronn diesen Plan, dieses Mal soll er im beschleunigten Verfahren auch zu Ende geführt werden. Der Geltungsbereich umfasst eine Fläche von etwa 5,3 Hektar, berichtete Thomas Feick, Leiter des Amtes für Gemeindeentwicklung und Bauwesen, in der Gemeinderatssitzung. Im östlichen Bereich soll ein Wohngebiet ausgewiesen werden, weil dort ausschließlich Wohnhäuser stehen. In Richtung Westen, wo sowohl Wohn- als auch gewerbliche Nutzung vorhanden ist, schließt sich ein Mischgebiet an. Es folgt ein Gewerbegebiet. Eine Wohnbebauung, entsprechende Anfragen gebe es, ist ausgeschlossen.
Um eine Weiterentwicklung zu ermöglichen, sind nahezu im ganzen Bereich vier Vollgeschosse zugelassen. „Damit die Bebauung am Ortseingang nicht zu massiv wird, sind dort drei Geschosse vorgesehen“, erklärte Thomas Feick. Nicht erlaubt sind: reine Lagerflächen, Vergnügungsstätten oder Tankstellen. Der ursprüngliche Plan, im Bereich des Caravan-Centers eine gastronomische Nutzung zu ermöglichen, sei nicht mehr aktuell, weil der Eigentümer kein Interesse mehr habe.
Die Kosten für Bestandsvermessung, Plangenerierung und Bauleitplanverfahren belaufen sich auf ungefähr 40 000 Euro. Beauftragt ist das Büro Meixner Stadtentwicklung aus Friedrichshafen. Der Gemeinderat segnete den Entwurf des Bebauungsplans „Gewerbegebiet Süd“einstimmig ab und stimmte zudem der öffentlichen Auslegung und der Beteiligung der Behörden und Träger öffentlicher Belange zu. Bei einer Themenmesse in der Festhalle ist die Planung im vergangenen Jahr bereits öffentlich vorgestellt worden.
„Wir finden den Plan grundsätzlich gut, weil wir nicht gerade mit Gewerbeflächen gesegnet sind“, sagts Stefan Fehringer, Fraktionschef der Bürgerlichen Wählervereinigung (BWV). Die Viergeschossigkeit sei im Hinblick darauf angebracht, dass es in die Höhe und nicht in die Breite gehe – Stichwort: Flächenverbrauch Ähnlich äußerte sich CDU-Fraktionsvorsitzender Karl Bentele: „Es ist notwendig, für die Zukunft sicherzustellen, dass die Flächen in dem Bereich für qualitativ hochwertiges Gewerbe zur Verfügung stehen.“