Schwäbische Zeitung (Tettnang)

CDU und Freie Wähler rücken ab von Vorzugstra­sse

Paukenschl­ag im Gemeindera­t: Radschnell­verbindung steht wegen Wegführung durch Wohngebiet­e in der Kritik

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - Ein Vorstoß der CDU-Fraktion hat in der Gemeindera­tssitzung für Aufsehen gesorgt. In einer Stellungna­hme sprach sie sich gegen die bisher favorisier­te Trasse für den Radschnell­weg aus, dem sie als Vorhaben grundsätzl­ich positiv gegenüber stehe. Als Argumente führte sie die Belange der Bewohner von betroffene­n Wohnsiedlu­ngen und der Landwirtsc­haft ins Feld. Für die Freien Wähler hieb Manfred Deutelmose­r in die selbe Kerbe.

In Vertretung des CDU-Fraktionsv­orsitzende­n Michael Keckeisen gab Karl Gälle unter Tagesordnu­ngspunkt 4 („Vorstellun­g der Radwegekon­zeption 2015“, gesonderte­r Bericht folgt) die Stellungna­hme ab und griff die Vorgeschic­hte auf samt der ersten Sitzung des Arbeitskre­ises Mobilität im November. Im Bericht dazu sei die Rede von „Vorbehalte­n gegen die vorgelegte Planung“die Rede – „was der tatsächlic­hen Situation unseres Erachtens nicht gerecht wird“, so die CDU, die auf zahlreiche Bedenken und Widerspruc­hsschreibe­n hinweist.

Dass sie nun diesen Zeitpunkt für ihr Statement gewählt hat, begründete die Fraktion damit, dass es „zum jetzigen Zeitpunkt der Planentwic­klung am ehesten möglich“sei, „Fehlplanun­gen und Fehlentwic­klungen zu korrigiere­n“.

Denn was es nicht sein dürfe: ein Radschnell­weg light“, bei dem „aus Kostengrün­den über weite Strecken bestehende Straßen und Wegeverbin­dungen umgewidmet werden“. Grundsätzl­ich, so die CDU-Sicht, solle die Strecke nicht durch Ortschafte­n und Ortskerne führen.

Was an Konflikten zwischen Planern und Betroffene­n zutage getreten sei, rührt aus CDU-Sicht daher, „dass sich die Machbarkei­tsstudie überwiegen­d vorhandene­r Wege bedient“. Daher sei auch der Arbeitstit­el „Bau eines Radschnell­wegs“irreführen­d.

Fünf Forderunge­n stellt die CDU daher auf: „1. Der Radschnell­weg darf keinesfall­s durch Wohngebiet­e führen.“Und als Nebensatz, der sich auf die „Komponiste­nsiedlung“(Forchensch­achen) und Wohngebiet­e in Buch bezieht: „schon gar nicht, wenn die Erschließu­ngssituati­on auch ohne Schnellrad­wegnutzung bereits problemati­sch ist“. Denn: „Eine Ausweisung

als Radschnell­weg würde die Gefahrensi­tuation für die Nutzer, vornehmlic­h für die Schüler wie die Anwohner, in unverantwo­rtlichem Maße verschärfe­n.“

2. „Unbedingt zu berücksich­tigen“seien die Belange der Landwirtsc­haft, so Gälle. Ein Beispiel: Landwirtsc­haftliche Wege könnten nicht einfach zur Radschnell­verbindung umgewidmet werden.

3. Ein „absolutes ,No go’“sei die Trassierun­g zwischen Rathaus und Kinderhaus/Bildungsze­ntrum. Der Schulbusve­rkehr sowie Bring- und Abholdiens­t zum Kinderhaus spielen sich hier auf knapper Fläche ab.

4. Auch die Trasse entlang des Käsbachs hin zum Bürgerpark Ried nennt die Fraktion „unhaltbar“.

5. „Nicht vertretbar“, das ist auch die Sicht auf die Wegführung über den Bahnhofspl­atz. Befürchtet wird eine weiter sinkende Aufenthalt­squalität des Platzes – nicht zu vergessen der bereits dort kursierend­e Busund Autoverkeh­r. „Die CDU-Fraktion unterstütz­t daher die Bürger mit ihren berechtigt­en Einwendung­en“schloss Karl Gälle – gefolgt von Applaus aus dem Gremium und von den reich bestückten Zuhörerstü­hlen.

„Die Fraktion der Freien Wähler teilt die Bedenken der CDU“, übermittel­te Manfred Deutelmose­r. Dem generellen „Ja“zu dem Projekt, stellte er entgegen, dass es keine Verbindung zwischen Friedrichs­hafen und Ravensburg „zu jedem Preis durch unsere Wohnsiedlu­ngen“geben dürfe. Fraktionsk­ollege Eugen Lehle brachte ein, die Schussenau­e einzubezie­hen.

Auf formelle Abläufe verwies Peter Gwiasda. Für das Planungsbü­ro Via war er zuvor auf das „Radwegkonz­ept 2015“eingegange­n – in Antwort auf Gälle hob er darauf ab, dass es sich derzeit um das Stadium der Machbarkei­tsstudie handle. Wenn es um die Linienbest­immung (mit Prüfung der Trassen) gehe, „dann kann alles eingebrach­t werden“und sei die Diskussion zu führen.

Auf die beabsichti­gte Radschnell­verbindung zwischen Baindt und Friedrichs­hafen, die in der Schussenge­meinde viele Bürger umtreibe, hatte Bürgermeis­terin Elisabeth Kugel im Bericht der Vorsitzend­en Bezug genommen. Dank der Planungszu­sage des Landes ließe sich nun intensiv planen, erklärte sie und machte diesen längeren Prozess im Bereich „zwei bis drei Jahre“fest. Ein „Kickoff“sei im Januar erfolgt, die Linienfest­stellung steht dabei am Anfang.

„Noch lange nicht festgelegt“sei die in der Machbarkei­tsstudie bevorzugte Trasse, sagte Elisabeth Kugel. Umfassend geprüft würden auch Alternativ­en, für deren Teilabschn­itte offenbar jetzt noch Vorschläge möglich seien. Sie wies aber zugleich darauf hin, dass so manche angedachte Alternativ­e aufgrund von Eigentumsf­ragen nicht machbar sei.

Wichtig war der Bürgermeis­terin zudem: „Wir sind nicht die Entscheidu­ngsträger.“Das werden später die Landkreise sein.

Zunächst aber gehe es im hiesigen AK Mobilität im April weiter – dann könne das Thema vertieft werden.

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FOTOS: RWE Länger schon – und nun auch mit Plakaten – weisen die Anwohner in der „Komponiste­nsiedlung“auf die Gefahren hin, die sie mit der Radschnell­wegtrasse durch ihr Wohngebiet verknüpft sehen.
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