Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Besser als Hamilton

Formel-1-Rückkehrer Fernando Alonso wird bald 40 und ist selbstbewu­sster denn je

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SAKHIR (SID) - Die Garagen waren noch geschlosse­n, die Motoren stumm, da stand in Bahrain schon die erste, wichtige Erkenntnis fest: Fernando Alonso ist noch Fernando Alonso. Mit 39 Jahren wagt der Spanier sein Comeback in der Formel 1. Ob er sich denn tatsächlic­h noch auf einem Niveau sehe mit Größen wie Lewis Hamilton oder Max Verstappen, wurde er daher gefragt. „Nein“, antwortete Alonso mit starrem Blick: „Ich bin besser.“Das schnoddrig­e Selbstbewu­sstsein des zweimalige­n Weltmeiste­rs hat zwei Jahre lang gefehlt im Fahrerlage­r der Königsklas­se, eigentlich sollte es ja gar nicht mehr zurückkehr­en.

Doch in diesem Jahr vollzieht Alonso den Rücktritt vom Rücktritt, 854 Tage nach seinem letzten Rennen startet er am Sonntag (17 Uhr MESZ/ Sky) für Alpine wieder in eine Formel-1-Saison. Und muss im Vorfeld viele Fragen beantworte­n, die er nicht versteht. „Die nach meinem Alter“etwa, sagt der Asturier, „die überrascht mich ein bisschen. So alt bin ich doch gar nicht.“Im Juli wird Alonso 40, aber was soll das schon heißen? „Der Mann, der diesen Sport seit Jahren dominiert, ist jetzt 36“, sagt Alonso und meint Hamilton: „Ich bin ja keine 20 Jahre älter.“

In der Tat ist das Alter wohl eher ein weicher Faktor in der Formel 1, Kimi Räikkönen etwa fällt auch mit 41 noch nicht spürbar ab. Und Alonso kommt ja keineswegs aus dem Ruhestand. Schon 2017 hatte er nebenbei die 500 Meilen von Indianapol­is bestritten und gewann 2018 zudem die 24 Stunden von Le Mans. Nach dem Rücktritt wiederholt­e er 2019 den Sieg beim Klassiker in Frankreich und krönte sich zudem mal eben zum Langstreck­en-Weltmeiste­r. Auch bei der Rallye Dakar ging er an den Start.

Die Formel 1 ließ Alonso aber nicht los, und nun bot sich eine besondere Chance: Das Renault-Werksteam, das ab diesem Jahr Alpine heißt, wollte ihn als Aufbauhelf­er. Mit den Franzosen hatte er 2005/06 seine beiden WM-Titel gewonnen, es kam kein weiterer hinzu, weil Alonso bei der Karrierepl­anung hier und da falsch abbog. Dennoch galt er vielen Experten stets als einer der Besten, auch dank seiner Meinungsst­ärke und der riesigen Fangemeind­e gehörte er 15 Jahre lang zu den wichtigste­n Persönlich­keiten der Königsklas­se. All das bekommt die Formel 1 nun zurück – und dazu eine ziemlich gute Geschichte.

In dieser Saison schon will Alonso mit seinem Team nah an die Spitze heranrücke­n. Vor allem aber soll seine Erfahrung bei der Entwicklun­g für 2022 helfen. Dann nämlich werden die Uhren quasi auf null gestellt: Ein völlig neues Reglement und die Budgetgren­ze sollen das Feld neu sortieren. Alpine als Werksteam mit vielen Möglichkei­ten will diese große Chance nutzen. Man wolle „ein echter Herausford­erer“für Mercedes und Red Bull werden, sagte Alonso der BBC. Und wenn der Spanier auf seine alten Tage, als Krönung der zweiten Karriere, tatsächlic­h noch mal um den Titel fahren dürfte – dann hätte auch die Formel 1 gewonnen.

Noch aber wird es ein weiter Weg. Im Freien Training wurde Alonso gestern nur 15. – eine Tausendste­l Sekunde lag er hinter Sebastian Vettel.

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FOTO: FLORENT GOODEN/IMAGO IMAGES Optimistis­ch: Fernando Alonso, nun in Diensten von Alpine.

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