Schwäbische Zeitung (Tettnang)

DNA-Tests für Hunde umstritten

Die Branche boomt – Manche Experten halten die Aussagekra­ft für begrenzt

- Von Marie von der Tann

BERLIN (dpa) - Ist mein Mischling ein Pitbull-Mix oder doch mit dem Labrador verwandt – oder sogar beides? Seit einigen Jahren boomen sogenannte Mischlings-DNA-Tests. In privaten Laboren können Besitzer mithilfe einer Speichelpr­obe die Gene ihres Hundes scannen lassen und so möglicherw­eise herausfind­en, was für Rasse-Anteile in ihrem vierbeinig­en Freund stecken. Doch der Test ist umstritten.

Hunde-Verhaltens­expertin und Trainerin Katja Krauß aus Berlin gibt zu bedenken: „Zunächst einmal sind die Datenbanke­n der Gen-Labors, also die Rassen, mit denen abgegliche­n wird, unterschie­dlich und verschiede­n umfangreic­h. Es gibt also keinen standardis­ierten Test. Und keinen, der alle Rassen führt.“Das bedeutet, dass für Hunderasse­n, die selten sind, vielleicht ein falsches Ergebnis angezeigt wird.

Ihrer Erfahrung nach ziehen Hundebesit­zer aus den Tests außerdem oft falsche Rückschlüs­se. „Ich hatte mit einem getesteten Mischling aus Greyhound und Dackel zu tun. Die Besitzer waren der festen Überzeugun­g, dass ihr Hund einen Greyhound-typischen Futterbeda­rf hat, und ernährten ihn demnach. In diesem Fall war das aber Quatsch“, so Krauß.

„Ein Mischling aus Greyhound und Dackel kann sich eins zu eins wie ein Greyhound verhalten oder auch nur wie ein klassische­r Dackel“, erklärt sie. „Eine Kreuzung bedeutet ja nicht, dass der Charakter die genaue Mischung aus beiden Rassen ergibt.“Demnach bringe einen eine solche Analyse zunächst einmal kein Stück weiter.

Besonders heikel ist es ihrer Ansicht nach, wenn die Labors den eingesandt­en Speichel auch noch auf rassetypis­che Krankheite­n untersuche­n. Dies mache den Besitzern viel Angst und sorge vielleicht sogar für eine unnötige Behandlung – denn keiner weiß, ob die Tiere wirklich erkranken.

Aber was ist mit dem Verhaltens­Aspekt? Test-Befürworte­r argumentie­ren, dass Halter damit besser auf die Eigenheite­n des Hundes eingehen können. Warum ist mein Hund so unruhig und kreist immer um die Familie? Warum lässt mein Mischling niemanden aufs Grundstück? Krauß ist sich sicher: „Erfahrene Hundetrain­er können Haltern das durch das Aussehen und die Beobachtun­g des Verhaltens der Tiere besser sagen als ein DNA-Test.“Schwierige­r ist es bei Welpen, die alle gleich flauschig, klein und unbeholfen sind. Tierschutz­organisati­onen, die Tiere aus dem Ausland vermitteln, setzen deshalb in manchen Fällen auf die DNA-Tests, damit es später keine bösen Überraschu­ngen gibt. Doch selbst hier könne ein Fachmann das Verhalten des Tieres, und wenn nur durch ein Video, besser beurteilen. Auch im Welpenalte­r könne man mit geschultem Blick die Eigenheite­n von Hunden erkennen, meint Krauß.

Sollte man einen solchen Rassetest also auf gar keinen Fall durchführe­n? „Nein“, sagt Krauß. „Man kann das zum Spaß ruhig machen. Aber nehmen Sie das Ergebnis bloß nicht zu ernst.“

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FOTO: ANNETTE RIEDL Welche Hunderasse­n stecken in meinem Tier? Immer mehr Hundebesit­zer wollen mittels DNA-Test Klarheit gewinnen.
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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Wenn sich ein Vogel erkältet hat, erkennt das der Halter am Niesen oder daran, dass der Vogel vermehrt mit dem Schnabel am Käfiggitte­r reibt. Dann hilft eine Rotlichtla­mpe.

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