Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Erneut schlechte Noten für Tettnang
ADFC-Fahrradklima-Test: Nachholbedarf vor allem beim Sicherheitsgefühl bemängelt
TETTNANG (sz) - Im aktuell veröffentlichten Fahrradklima-Test 2020 des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) ist die Stadt Tettnang mit einer Schulnote von 4,1 erneut auf dem vorletzten Platz der sieben teilnehmenden Kommunen im Bodenseekreis gelandet. Auch im Landes- und Bundesvergleich gehört Tettnang zu den Schlusslichtern, heißt es im ADFC-Pressetext.
159 Tettnanger haben Ende 2020 an der bundesweiten Befragung teilgenommen. Unzufrieden sind die hiesigen Radfahrer vor allem mit dem fehlenden Sicherheitsgefühl und dem Stress bei Konflikten mit Kraftfahrzeugen. Lichtblicke gab es hingegen beim Fahrraddiebstahl und bei den Abstellanlagen. Positiv wurden außerdem die Wegweisung und der Winterdienst bewertet, so die Mitteilung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs weiter.
Der ADFC-Ansprechpartner für Tettnang, Otto Remmert sagt: „Die Corona-Zeit hat viele Menschen neu auf das Rad gebracht – und wir wollen, dass sich auch die Neuaufsteiger auf dem Rad wohl und sicher fühlen.“In Tettnang sei dies nicht der
Fall: 79 Prozent der Befragten fühlen sich beim Radfahren nicht sicher. Dabei ließe sich schon mit kostengünstigen Maßnahmen die Situation deutlich verbessern, beispielsweise durch Fahrradstraßen oder mehr Geschwindigkeitsreduzierungen, teilt der ADFC mit.
„Das reicht aber nicht. Die Menschen in Tettnang wollen Straßen, die auch für den Alltag und in der Freizeit einladend zum Radfahren sind. Dafür brauchen wir ein durchgängiges Netz an guten Radwegen. Der Bund hat mit dem Sonderprogramm „Stadt und Land“dafür umfangreiche Mittel zur Verfügung gestellt.“
Tettnang liegt bundesweit auf Platz 312 von insgesamt 418 in der Kategorie der Städte unter 20 000 Einwohnern, im Landesvergleich auf Platz 59 von 74. Gegenüber dem letzten Test im Jahr 2018 hat sich Tettnang in der Gesamtbewertung nicht verbessert.
Fast zwei Drittel (62 Prozent) der Befragten sagt, Radfahren bedeute in Tettnang Stress, und 73 Prozent finden, dass in jüngster Zeit kaum etwas für den Radverkehr getan wurde. „Diese schlechte Bewertung zeigt, dass Tettnang für die notwendige Mobilitätswende definitiv nicht genug tut! Wie will Tettnang das im Radverkehrskonzept von 2016 vereinbarte Ziel von 22 Prozent Radverkehrsanteil erreichen?“, fragt Otto Remmert.
Damit die Mobilitätswende nicht im Stau stecken bleibt, fordert der ADFC, den Ausbau des Radnetzes endlich voranzubringen: „Es muss eine komfortable und sichere Infrastruktur
geschaffen werden. Wir dürfen uns nicht mit Mindestmaßnahmen und -standards zufrieden geben, denn das wird der steigenden Anzahl Radfahrender nicht gerecht.“
Insgesamt haben es 164 Kommunen in Baden-Württemberg in die Auswertung des Fahrradklima-Tests geschafft – so viele wie nie zuvor. „Das Ergebnis zeigt, dass sich immer mehr Menschen mit dem Thema Radfahren und einer entsprechenden sicheren Radinfrastruktur auseinandersetzen“, sagt Gudrun Zühlke als ADFC-Landesvorsitzende.
Der ADFC hat mehr als 200 000 Mitglieder bundesweit, der Kreisverband deren 900. Wie dessen Vorsitzender Bernhard Glatthaar auf Anfrage erklärt, haben sieben Kommunen aus dem Kreis teilgenommen, das heißt: die erforderliche Zahl an Rückmeldungen eingereicht. Vorne lag – wie 2018 – Immenstaad mit der Note 3,3 vor Meckenbeuren (3,5). Detaillierte Ergebnisse des Fahrradklima-Tests 2020 finden sich:
www.fahrradklima-test.adfc.de.