Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bürgerinitiative bezieht Stellung
Anwohner kritisieren geplante Anschluss- und Obdachlosenunterbringung im Loretoquartier
TETTNANG (sz) - Neue geplante Obdachlosenund Anschlussunterbringungen in Tettnang sorgen derzeit für Diskussionen. Zwei mögliche Standorte im Loretoquartier sind aktuell im Gespräch – Anwohner wehren sich jedoch gegen das Vorhaben. Eine Bürgerinitiative hat vor einigen Wochen insgesamt 707 Unterschriften an Bürgermeister Walter übergeben, dieser äußerte sich kritisch zu den Einwänden der Initiatoren (die SZ berichtete). In einer Stellungnahme melden sich die Organisatoren der Bürgerinitiative erneut zu Wort.
Die mehr als 700 Unterzeichner aus rund 15 verschiedenen Nationen und mit unterschiedlichen Religionen seien teils selbst erfolgreich integriert, manche von ihnen würden als Lehrer, Erzieher oder im sozialen Bereich arbeiten. Diese würden nicht Nein zum Menschen sagen, betonen die Verfasser in ihrem Schreiben. Sie würden vielmehr Nein sagen zu einer „Konzentration von sozialem Wohnraum“. „Diese Aussage muss und darf in einer Demokratie von jedem, der verantwortlich zur Integration von Menschen beiträgt, getätigt werden“, heißt es weiter. Es irritiere, dass manche Menschen dies missverstehen würden und die Auffassung hätten, dass die Initiative sozialen Wohnungsbau kritisiere.
Der betreffende Stadtteil im Süden Tettnangs zeichne sich durch kulturelle Vielfalt aus, „die wir genießen und in keinster Weise missen wollen“. Auch das neu gebaute St. Anna-Quartier sei ein zukunftsweisendes Wohnprojekt, das das Viertel bereichere.
Integration sei nicht damit erledigt, wenn Menschen untergebracht seien – es gehöre mehr dazu. Und „um Integration zu fördern, ist eine gleichmäßige Verteilung der Unterkünfte über das gesamte Stadtgebiet von Tettnang notwendig“, fordern die Verfasser weiter.
Darüber hinaus würden sich weitere Fragen zu den geplanten Standorten der Unterkünfte stellen: Etwa, dass vor einigen Jahren ein Bauen im Gebiet Loretoparkplatz wegen Bodenkontaminierung nicht möglich gewesen sei. Auch sei die Artenschutzthematik in diesem Gebiet ungeklärt. Ebenso gebe es Hinweise auf mittelalterliche Funde auf einem Flurstück im Schäferhof.
Beide derzeit für alle Tettnanger öffentlich zugänglichen Grünflächen würden dauerhaft versiegelt werden. Heute und zukünftig seien dies Erholungsund Begegnungsräume von Schülern, Heimbewohnern, Eltern und Kindern. Diese Orte würden stark frequentiert und gerne genutzt und würden zu einem guten Miteinander beitragen. Die Bürgerinitiative strebe einen direkten und transparenten Austausch mit dem Rathaus und den Gemeinderäten über diese offenen Fragen an.