Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kreisräte fordern mehr Impfstoff für Ravensburg
Sie finden die Verteilung ungerecht – Die Gründe erklären sie in einer Resolution ans Land
KREIS RAVENSBURG - Der Landkreis Ravensburg soll künftig mehr Impfstoff geliefert bekommen. Das fordert der Kreistag. Die bisherige Verteilung von Corona-Impfstoff an die Landkreise ist aus Sicht der Kreisräte ungerecht. Sie fordern in einer Resolution an die Landesregierung, dass für die Verteilung der Impfdosen in Baden-Württemberg künftig die Anzahl der Einwohner in den Landkreisen ausschlaggebend sein soll.
Die Fraktionen der CDU, der Freien Wähler, der SPD, der ÖDP und der FDP hatten die Resolution beantragt. Nach teils kontroverser Diskussion wurde sie in der Sitzung am Dienstagabend mit großer Mehrheit beschlossen.
In der Resolution heißt es: „Mit Unverständnis stellen wir fest, dass die Vakzine nach einem gleich großen Schlüssel auf alle Impfzentren im Land verteilt werden. Die Einwohnerzahl eines Landkreises bleibt dabei unberücksichtigt.“
Dies führe zur „unhaltbaren Situation“, dass Bürger aus dem Kreis Ravensburg zum Impfen ins regionale Impfzentrum nach Ulm oder in die Kreisimpfzentren anderer Landkreise ausweichen müssen, weil sie dort Termine angeboten bekomsmen und in Ravensburg nicht, so die Antragsteller.
Tatsächlich häufen sich die Berichte von Kreisbewohnern, die zum Impfen nach Ulm, Ummendorf, Hohentengen oder gar bis nach Ehingen fahren. „Diese Unwucht bei der Impfstoffverteilung muss ein Ende haben“, heißt es in der Resolution weiter. Die Landesregierung wird aufgefordert, „die Impfstoffverteilung in die Landkreise unverzüglich auf Grundlage der Einwohnerzahl vorzunehmen. Landkreise mit einer hohen Einwohnerzahl müssen mehr Impfdosen erhalten als Landkreise mit einer niedrigeren Einwohnerzahl“. Die Kreisräte beschlossen die Resolution mit 39 Ja-Stimmen, neun Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen.
Landrat Harald Sievers soll diese nun an die Landesregierung weiterleiten. Vor der Abstimmung zeigte die Diskussion unterschiedliche Blickwinkel auf das Thema.
So führte der SPD-Fraktionsvorsitzende Rudolf Bindig an, der Landkreis Ravensburg sei 2,2-mal größer als der Landkreis Sigmaringen. Die Regel, dass beide Landkreise gleich viel Impfstoff bekommen, bedeute für ihn eine „ungleiche Verteilung“.
Wangens OB Michael Lang (Freie Wähler) forderte, man müsse „Druck machen, dass mehr Impfstoff in den ländlichen Raum gelangt“. „Wir haben noch lange nicht alle über 80Jährigen geimpft“, sagte er.
Die Grünen-Vorsitzende Liv Pfluger hingegen erklärte, ihre Fraktion unterstütze die Resolution mehrheitlich nicht. Es gebe derzeit generell zu wenig Impfstoff. Daher sei es „der falsche Zeitpunkt“für einen solchen Vorstoß. Ob die Resolution aus Ravensburg in Stuttgart etwas bewirkt, ist indes fraglich. Das Sozialministerium dämpfte derartige Erwartungen vor Kurzem: So schnell werde es nicht mehr Impfstoffe geben, weil es an Impfstoffen fehlt, hieß es in einer Stellungnahme. Sollte es im zweiten Quartal „drastisch mehr“Impfstoffe in Deutschland geben, könne man überlegen, die Verteilschlüssel anzupassen.