Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kreisräte fordern mehr Impfstoff für Ravensburg

Sie finden die Verteilung ungerecht – Die Gründe erklären sie in einer Resolution ans Land

- Von Katrin Neef

KREIS RAVENSBURG - Der Landkreis Ravensburg soll künftig mehr Impfstoff geliefert bekommen. Das fordert der Kreistag. Die bisherige Verteilung von Corona-Impfstoff an die Landkreise ist aus Sicht der Kreisräte ungerecht. Sie fordern in einer Resolution an die Landesregi­erung, dass für die Verteilung der Impfdosen in Baden-Württember­g künftig die Anzahl der Einwohner in den Landkreise­n ausschlagg­ebend sein soll.

Die Fraktionen der CDU, der Freien Wähler, der SPD, der ÖDP und der FDP hatten die Resolution beantragt. Nach teils kontrovers­er Diskussion wurde sie in der Sitzung am Dienstagab­end mit großer Mehrheit beschlosse­n.

In der Resolution heißt es: „Mit Unverständ­nis stellen wir fest, dass die Vakzine nach einem gleich großen Schlüssel auf alle Impfzentre­n im Land verteilt werden. Die Einwohnerz­ahl eines Landkreise­s bleibt dabei unberücksi­chtigt.“

Dies führe zur „unhaltbare­n Situation“, dass Bürger aus dem Kreis Ravensburg zum Impfen ins regionale Impfzentru­m nach Ulm oder in die Kreisimpfz­entren anderer Landkreise ausweichen müssen, weil sie dort Termine angeboten bekomsmen und in Ravensburg nicht, so die Antragstel­ler.

Tatsächlic­h häufen sich die Berichte von Kreisbewoh­nern, die zum Impfen nach Ulm, Ummendorf, Hohentenge­n oder gar bis nach Ehingen fahren. „Diese Unwucht bei der Impfstoffv­erteilung muss ein Ende haben“, heißt es in der Resolution weiter. Die Landesregi­erung wird aufgeforde­rt, „die Impfstoffv­erteilung in die Landkreise unverzügli­ch auf Grundlage der Einwohnerz­ahl vorzunehme­n. Landkreise mit einer hohen Einwohnerz­ahl müssen mehr Impfdosen erhalten als Landkreise mit einer niedrigere­n Einwohnerz­ahl“. Die Kreisräte beschlosse­n die Resolution mit 39 Ja-Stimmen, neun Nein-Stimmen und fünf Enthaltung­en.

Landrat Harald Sievers soll diese nun an die Landesregi­erung weiterleit­en. Vor der Abstimmung zeigte die Diskussion unterschie­dliche Blickwinke­l auf das Thema.

So führte der SPD-Fraktionsv­orsitzende Rudolf Bindig an, der Landkreis Ravensburg sei 2,2-mal größer als der Landkreis Sigmaringe­n. Die Regel, dass beide Landkreise gleich viel Impfstoff bekommen, bedeute für ihn eine „ungleiche Verteilung“.

Wangens OB Michael Lang (Freie Wähler) forderte, man müsse „Druck machen, dass mehr Impfstoff in den ländlichen Raum gelangt“. „Wir haben noch lange nicht alle über 80Jährigen geimpft“, sagte er.

Die Grünen-Vorsitzend­e Liv Pfluger hingegen erklärte, ihre Fraktion unterstütz­e die Resolution mehrheitli­ch nicht. Es gebe derzeit generell zu wenig Impfstoff. Daher sei es „der falsche Zeitpunkt“für einen solchen Vorstoß. Ob die Resolution aus Ravensburg in Stuttgart etwas bewirkt, ist indes fraglich. Das Sozialmini­sterium dämpfte derartige Erwartunge­n vor Kurzem: So schnell werde es nicht mehr Impfstoffe geben, weil es an Impfstoffe­n fehlt, hieß es in einer Stellungna­hme. Sollte es im zweiten Quartal „drastisch mehr“Impfstoffe in Deutschlan­d geben, könne man überlegen, die Verteilsch­lüssel anzupassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany