Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Das Ende der wilden Mülldeponie
Die Funkenbuben aus Reute packen an und räumen an der Einfahrt zum Nettoparkplatz auf
MECKENBEUREN - Mit der Mistgabel zieht Daniel Messmer, Funkenmeister aus Reute, halb verrottete Kleidungsstücke, angefaulte Schuhe und bunte Stoffstreifen aus dem Gestrüpp. „Das ist schon halb zugewachsen“, schimpft er. Die Funkenbuben aus Reute haben an der Einfahrt zum Netto-Supermarkt am Samstag aufgeräumt. Der sichtbare Müll war hier nur die Spitze des Müllberges. Je tiefer die Funkenbuben graben, desto mehr Müll finden sie.
Nicht nur alte Kleider ziehen die Helfer aus dem Gebüsch. Auch Altglas, Plastikflaschen, Verpackungen und jede Menge Restmüll kommen zum Vorschein. Alles wird säuberlich sortiert und in Kübel und blaue Müllsäcke gepackt. Wo schon Abfall liegt, kommt neuer Müll schnell dazu.
„Lkw-Fahrer und Autofahrer übernachten auf dem Nettoparkplatz und schmeißen morgens ihren Müll ins Gebüsch“, vermutet Hans Dieter Buchmüller, Sprecher der Funkenbuben. Er wohnt ganz in der Nähe und hat die parkenden Autos oft beobachtet. „Die Leute werfen alles achtlos in die Landschaft“, ärgert sich Messmer. „Alte Kleider sammeln ist gut“, findet er: „Aber hier liegt eine ganze Kleidersammlung im Gebüsch.“
Beim Müll sortieren haben die Funkenbuben schon Erfahrung: „Wir von den Funkenbuben sortieren auch aus dem Grünmüll fürs Funkenfeuer jedes Fitzelchen heraus, das nicht ins Feuer gehört“, schildert Funkenmeister Daniel Messmer.
Einen völlig ramponierten, verzinkten Kleidersammel-Behälter ziehen die Funkenbuben beim Parkplatz aus dem Gestrüpp. Er war auf dem abschüssigen Gelände schon halb den Hang heruntergerutscht.
Sechs Mann hat Funkenmeister Daniel Messmer am Ostersamstag mobil gemacht, um einem ständigen Ärgernis zu Leibe zu Rücken. „Wir wollen auch etwas für das Wohl der Gesellschaft leisten. Die Jungen haben auch Interesse an der Natur und wollen sie schützen“, beschreibt Hans-Dieter Buchmüller, wie es zu der spontanen Aktion am Ostersamstag kam.
Etliche Wochen dauert der Missstand inzwischen an: Zwei ramponierte Altkleidercontainer wurden in Reute nahe der Bundesstraße entsorgt. An der Einfahrt zum Parkplatz des Netto-Markts ist der eine inzwischen gut sichtbar, da er nach vorne gerückt wurde. Der andere ist drei Meter dahinter im Dickicht der Sträucher verschwunden. Bei beiden gibt der Augenschein den verrottenden textilen Inhalt preis.
Zwei beige Module mit knallroter Aufschrift („Kleider und Schuhe“) waren es einst, die hier – kaum einen Meter nach der Schranke an der Parkplatzeinfahrt – unsachgemäß entsorgt wurden. Kaum drei Meter weiter warten bereits neue Container auf Kleiderspenden. Messmer fürchtet: „Wenn die voll sind und nicht regelmäßig geleert werden, schmeißen die Leute ihr Zeug wieder daneben.“
Auf SZ-Anfrage bei Netto stellt sich die Sachlage so dar: „Die Container befinden sich auf unserem Grundstück. Da Netto Mieter des Objektes in Meckenbeuren ist, liegt die Entsorgung beim Vermieter. Gerne geben wir die Information an den Vermieter weiter“, teilt Christina Stylianou als Leiterin der Unternehmenskommunikation von NettoMarken-Discount mit.
Womit auch klar ist, warum hier nicht schon längst die Gemeinde Meckenbeuren aufgeräumt hat. Auf privaten Flächen könne die Gemeinde nur tätig werden, „wenn von dem Container Gefahr für die Öffentlichkeit ausgeht“, so Lisa Heinemann, die Pressesprecherin der Gemeinde.
Schnell ist der große flache Anhänger der Funkenbuben voll mit Müll. Buchmüller holt noch weitere
Behälter und Müllsäcke aus dem Auto. „Da könnten wir noch mal eine ganze Ladung herausholen“, vermutet Messmer. Doch die Entsorgung macht an diesem Samstag Schwierigkeiten. Die Deponie im Sputenwinkel, wo die Funkenbuben den Abfall eigentlich auf eigene Kosten entsorgen wollten, hat Osterurlaub.
Also wird der Müll erst einmal bei Hans-Dieter Buchmüller zwischengelagert. „Es wäre schön, wenn wir den Müll, den wir einsammeln und sortieren, über den Bauhof entsorgen könnten“, sagt Messmer. Die Funkenbuben wollen diesbezüglich mal nachfragen.