Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ein Zeichen der Reife

Doch auch nach dem 1:0 über Werder Bremen meidet der VfB Stuttgart Gedanken an Europa

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STUTTGART (dpa/SID) - Fragen nach möglichen Europapoka­l-Ambitionen lösen bei Pellegrino Matarazzo weiter nur einen Mix aus Kopfschütt­eln und Schmunzeln aus. Auch nach dem 1:0 (0:0) gegen den SV Werder Bremen am Ostersonnt­ag ließ sich der Trainer des VfB Stuttgart nicht aus der Reserve locken. „Wir nehmen jedes Wochenende den Kampf an, uns mit einem guten Bundesliga-Gegner zu messen“, sagte Matarazzo. Von einem Kampf um die internatio­nalen Plätze wollte er hingegen nichts wissen. Dabei liegen die für den Aufsteiger und Tabellenac­hten sieben Spieltage vor Ultimo gerade mal vier Punkte entfernt.

Warum sich die Schwaben dennoch so um eine Ansage an die Teams im oberen Tabellendr­ittel winden? Zum einen, weil sie „bisher gut damit gefahren“sind, „auf unsere Leistung zu schauen und es Spieltag für Spieltag anzugehen“, wie Matarazzo betonte. Zum anderen, weil sie vermutlich nicht den Eindruck erwecken wollen, in der Endphase der Saison noch etwas verlieren zu können. Die Erwartunge­n wurden schon übertroffe­n, die nötigen Punkte für den angestrebt­en Klassenerh­alt bereits nahezu komplett eingefahre­n. Alles, was jetzt noch kommt, ist Bonus. In der Kluft zwischen Anspruch und Wirklichke­it hat sich der VfB in der Vergangenh­eit schon oft verloren. Damit soll Schluss sein.

Auch gegen Werder hätten die Stuttgarte­r daher wohl gut mit einem Punkt leben können. Da Bremens Verteidige­r Ludwig Augustinss­on neun Minuten vor Spielende ein Eigentor unterlief, wurden es aber noch drei Zähler. „Man spürt, dass die Mannschaft bis zum Schluss an sich glaubt. Das ist eine positive Entwicklun­g“, lobte Matarazzo sein junges Team und wertete den späten Sieg deshalb auch als „Zeichen der Reife“.

Das Fehlen der offensiven Leistungst­räger Silas Wamangituk­a (Kreuzbandr­iss) und Nicolas González (Muskelfase­rriss) hatte sich bei den Platzheren zwar durchaus bemerkbar gemacht. Über weite Strecken erzeugten sie – genau wie die Bremer, die ohne Joshua Sargent auskommen mussten – nur durch Distanzsch­üsse Torgefahr. Und doch zeigt das Ergebnis, dass die Ausfälle solcher Säulen das VfB-Gesamtkons­trukt nicht gleich zum Einsturz bringen. Insofern störte es auch niemanden,

VfB-Sportdirek­tor Sven Mislintat dass Werders Mittelfeld­spieler Maximilian Eggestein das 0:1 als die „bislang unnötigste Niederlage in dieser Saison“ausmachte.

Gegen Borussia Dortmund am kommenden Samstag dürfte beim VfB zumindest Mittelfeld­mann Orel Mangala nach seiner Oberschenk­elblessur wieder dabei sein. Gehörte der BVB vor dem denkwürdig­en Hinspiel, das die Stuttgarte­r mit 5:1 gewannen, noch zu den Anwärtern auf den Titel, ist er nun quasi ein direkter Konkurrent der Schwaben im Rennen um die Europapoka­lränge. „Wir müssen nicht der Meinung sein, dass das so ein Spiel wird wie auswärts, wo uns alles gelungen ist und wir eine sehr angeschlag­ene Borussia vorgefunde­n haben“, warnte VfB-Sportdirek­tor Sven Mislintat allerdings, „auch, wenn sie das nun wieder ist.“

Zudem warten in Union Berlin, dem VfL Wolfsburg und RB Leipzig danach gleich drei weitere schwierige Gegner auf den VfB. Wohl auch deshalb forderte Stürmer Sasa Kalajdzic, der gegen Werder lange unauffälli­g, am Siegtor dann aber beteiligt war, dass man „auf dem Boden bleiben“und die Situation einfach mal genießen solle. Ganz ohne Gedanken an – eventuell – künftige internatio­nale Aufgaben.

„Träumen hilft uns nicht. Wir wollen jetzt das nächste Spiel so angehen, dass noch weitere drei Punkte dazukommen. Dann schauen wir mal, was am Ende herauskomm­t.“

„Wir sind bisher gut damit gefahren, auf unsere Leistung zu schauen und es Spieltag für Spieltag anzugehen.“

VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo

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FOTO: TOM WELLER/DPA Da waren drei weitere Punkte auf dem Konto des Aufsteiger­s: Bremens Ludwig Augustinss­on (rechts) wird angeschoss­en und lenkt den Ball zum 1:0-Siegtor für den VfB Stuttgart ins eigene Tor.

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