Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mehr Corona-Patienten auf Intensivstation
Planbare Eingriffe in der Oberschwabenklinik werden bereits vereinzelt verschoben
RAVENSBURG - Die Lage ist noch nicht dramatisch, gibt aber Anlass zur Sorge: Innerhalb einer Woche ist die Zahl der Patienten, die wegen einer Infektion mit Sars-CoV-2 in den Krankenhäusern der Oberschwabenklinik (OSK) behandelt werden müssen, wieder gestiegen. Laut OSKPressesprecher Winfried Leiprecht liegen nun mehr Patienten auf der Intensivund der Isolierstation als zum Höhepunkt der ersten Welle vor einem Jahr, jedoch weniger als Anfang Januar am Scheitelpunkt der zweiten Welle.
Insgesamt 40 Menschen werden derzeit wegen Covid-19 am Ravensburger Elisabethenkrankenhaus (EK) und am Westallgäuklinikum Wangen behandelt: 37 bestätigte und drei Verdachtsfälle.
Da die Patienten deutlich jünger und körperlich widerstandsfähiger sind als in der ersten und zweiten Welle, liegen sie gewöhnlich auch länger auf der Intensivstation: „Wir können das bestätigen, was man bundesweit hört“, sagt Leiprecht. Über 80-Jährige kämen dank der erfolgreichen Impfkampagne in den Altenund Pflegeheimen nur noch sehr vereinzelt ins Krankenhaus. „Wenn wir die jetzt noch zusätzlich hätten, hätten wir richtige Probleme auf der Intensivstation“, sagt er und will sich lieber nicht ausmalen, was wäre, hätte die Wissenschaft nicht so schnell wirksame Impfstoffe entwickelt.
Da die britische Variante, die überwiegend bei den OSK-Patienten diagnostiziert wird, aber auch schwere Verläufe bei jüngeren Menschen hervorrufe, gebe es keine Entspannung, „vor allem nicht auf der Intensivstation“. Dort liegen momentan 13 Patienten (vier in Ravensburg, neun in Wangen).
Auf dem Höhepunkt der zweiten Welle am 7. Januar waren es 16. Hinzu kommen aktuell noch 24 auf der normalen Isolierstation (16 in Ravensburg, acht in Wangen), plus drei Verdachtsfälle, bei denen das Ergebnis des PCR-Tests noch aussteht.
Vor Ostern hatte es einmal kurz so ausgesehen, als gingen die Covid-Patientenzahlen an der OSK entgegen dem Bundestrend zurück. „Der Rückgang hat sich aber leider nicht fortgesetzt“, sagt Leiprecht. Da auf den Intensivstationen immer auch Betten für Notfälle frei gehalten werden müssen –, also für Unfallopfer, Herzinfarkt- oder Schlaganfallpatienten – würden planbare Eingriffe, die das Risiko einer Nachbetreuung auf der Intensivstation nach sich ziehen, bereits vereinzelt abgesagt.
Um flexibler reagieren zu können, wurde zudem auch die IntermediateCare-Station (IMC), eine Art Bindeglied zwischen Normal- und Intensivstation, unter die Leitung der Anästhesie gestellt. Dort können beispielsweise Patienten versorgt werden, die nicht invasiv beatmet werden müssen, aber zu krank sind für die Normalstation.
Das Landratsamt Ravensburg meldete am Mittwoch 88 neue Corona-Fälle. Allein 18 davon in Ravensburg, 12 in Leutkirch, 11 in Weingarten
und 8 in Bad Waldsee. Die SiebenTage-Inzidenz stieg nach Angaben des Landesgesundheitsamtes auf 100,6 und nach Berechnungen der „Schwäbischen Zeitung“auf 113,7. Läge sie fünf Tage in Folge unter 100, wonach es momentan nicht aussieht, könnten wieder einige Lockerungen in Kraft treten, etwa Einkaufen im Einzelhandel nach vorheriger Anmeldung („Click and meet“). Zudem dürften dann Museen wieder öffnen. Das ist aktuell im Bodenseekreis der Fall.
Dort fürchtet man aber einen „Rebound“-Effekt, also ein baldiges erneutes Schließen, weil der Rückgang über die Osterfeiertage verzeichnet wurde, an denen Hausarztpraxen zu waren und generell weniger getestet wurde. Erneut starb ein Kreisbewohner an den Folgen einer Corona-Infektion.
Von den insgesamt 122 Todesopfern im Kreis sind bislang 41 in den Krankenhäusern der OSK gestorben, der Rest überwiegend in Alten- und Pflegeheimen oder zu Hause.