Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Didi Ammann zeigt reduzierte Aktschattenmalerei
Im Neukircher Rathaus: Körperlandschaften im Low-key-Stil
NEUKIRCH - Im Neukircher Rathaus gibt es neuerdings eine überraschende Ausstellung zu sehen. Auffallend sind ästhetische bis erotische Körperlandschaften, Schattenakte auf schwärzlichem Grund, mit dem Pinsel in feinen Linien dargestellt. Ob Rücken, Hüfte, Brüste, Torso oder eine Ganzkörper-Malerei, viele Elemente sind klar, manches bleibt auch erst bei näherem Betrachten begreifbar. Dazwischen finden sich auch ein paar Landschaften, eher im Stil von Bob Ross.
Ammann ist in den 50ern, weiß, was schwere Krankheiten sind – und hat schon viel erlebt. Vom Privatdetektiv über den Sänger bis zum Schauspieler und Werbetexter, vom Fotograf bis zum Verkäufer war er tätig. Seit 20 Jahren ist der Meckenbeurer künstlerisch aktiv, die Techniken hat er sich als Autodidakt erarbeitet, konnte auch schon erste Ausstellungen ausrichten.
Besonders stolz ist er auf seine Low-key-Technik als Malerei. Damit hat er, wie er berichtet, erstmals außerhalb der Fotografie schattige Körperlandschaften mit Arcryl und Öl auf Leinwand geschaffen. Faszinierend ist die Mischung von Realismus und zugleich Abstraktion, die diese Art zu malen biete. Zu einem liegenden Akt-Torso hat er beim Ortstermin auch gleich eine Geschichte. Die Körperlinien bleiben in gewisser weise auch abstrakt, erklärt Ammann, und sind damit nicht für jeden gleich ersichtlich. „Der Kumpel meines Sohnes im Teenager-Alter hat dem Bild seinen Namen gegeben: ‚Batmobil’. Er hat den liegenden Frauentorso nicht erkannt.“Und die Rundungen eben als Batmobil interpretiert.
Eine gewisse Abstraktion, Mystisches und eine Dosis Anonymität gehörten auch dazu, betont Ammann. Deswegen malt er keine eigentlichen
Porträts, wobei Einzelelemente auch mal vertauscht werden können. Ein Ganzkörpermotiv hat so Körper und Kopf aus unterschiedlichen Quellen bekommen. Entscheidend ist aber wohl die Wirkung der zarten Linien, die aus ein paar echten abstrakte Kurven werden lassen.
Wert legt der Künstler darauf, dass seine Botschaft nicht missinterpretiert wird. Er sieht sich mit seinen Schattenakten weit entfernt von Schmuddelanmutungen, die bei Aktgemälden zuweilen unterstellt werden. Vielmehr sieht er sein Werk eher als Hommage an die Weiblichkeit. Dabei spricht er von einem „Statement für das Selbstbewusstsein der Frauen“. Es fallen Sätze wie „Jede Frau hat eine besondere Stärke oder Schönheit, ich freue mich, wenn ich das darstellen kann.“Das seien Erlebnisse für die Models und den Maler, mit Elementen des Vergnügens, der Verletzlichkeit oder der Verzweiflung. Außerdem bilanziert Ammann aus der Rückmeldung seiner Kundschaft: „Frauen interessieren sich am meisten für meine Bilder.“Dabei räumt er ein: Die Begeisterung, das komme nicht von Ungefähr, denn: „In meinen Augen das Schönste sind Frauen und Natur.“
Ausgestellt sind im Neukircher Rathaus vor allem seine „Lieblinge“, Darstellungen der Körperlandschaften von Frauen jeden Alters, wie der Künstler betont. Zufall oder Intention sei dahingestellt, jedenfalls ergeben etwa zwei gegeneinander gelehnte weibliche Hinterteilkurven eine Anmutung wie das Mazda-Signet, obwohl Ammann sein Bild „It’ a Blues 3“genannt hat.
Zur Entstehung erläutert der Künstler, zunächst werde ein Foto vom zu malenden Ausschnitt erstellt, dann der Hintergrund gemalt – und schließlich gehe es an die Feinarbeit mit speziellen, in England produzierten Pinseln und geringsten Mengen an Acrylfarbe. Authentizität und Charakter liege ihm am Herzen – aber seine Kunst sei nicht fürs Museum gedacht, sondern eher für alltäglich genutzte Wohn- oder Geschäftsräume. Da sieht er auch schon erste Erfolge. Die Ausstellung im Neukircher Rathaus ist vermutlich bis Ende Mai zu den Öffnungszeiten zu besichtigen, der Eintritt ist frei.
Mehr über den KörperlandschaftsKünstler unter
www.lowkeymalerei.de
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