Schwäbische Zeitung (Tettnang)
So steht es um den Radverkehr
Planer stellt Radwegekonzeption 2015 im Gemeinderat vor – An was es in Meckenbeuren hapert
MECKENBEUREN - „An vielen Stellen haben sich ganz viele Dinge getan.“So hat Peter Gwiasda vom Planungsbüro Via (Köln) jüngst im Gemeinderat die „Vorstellung der Radwegekonzeption 2015“eingeleitet, die aus seiner Sicht mit einem Neustart verknüpft sein könnte. Dass unter dem Tagesordnungspunkt dann die Diskussion um den Radschnellweg (samt der Kritik daran, die SZ berichtete) im Fokus stand, hatte er nicht zu verantworten, war aufgrund der Bedeutung des Projekts aber auch nicht verwunderlich.
Elf Aspekte zum „Radverkehrskonzept 2015“:
Der Name verweist auf das Jahr, in dem der Gemeinderat die Konzeption verabschiedete (November 2015). Sie gab einen Überblick über den Stand der Radwegeverbindungen in Meckenbeuren und mündete in einem umfangreichen Maßnahmenprogramm, das damals große Hoffnungen weckte. Die Verantwortlichkeiten sind – je nach Straßenbaulast – bei Gemeinde, Landkreis, Land und Bund angesiedelt.
Konkret: Von den damals 83 vorgeschlagenen Maßnahmen hatten sich nur 25 in der Baulast der Gemeinde befunden.
Ziele waren, den Radverkehrsanteil zu steigern und Netzlücken zu schließen.
Umsetzung: Die Sofortmaßnahmen in Verantwortung der Kommune seien zeitnah umgesetzt, hieß es. Ins Auge stachen dabei die Markierungen, die an Radverkehrsfurten angebracht wurden – gelobt als wichtige Maßnahme zur Entschärfung von Problempunkten an Einmündungen. Aus der jüngeren Vergangenheit
schien die Einrichtung des Radservicepunkts am Bahnhofsplatz auf.
Interne Probleme: Allerdings wurde in der Verwaltungsvorlage auch zugestanden: „Komplexere Projekte, die eine intensive Kooperation mit anderen Ebenen erfordern, mussten bisher hintenangestellt werden, da die personellen Ressourcen zunächst nicht ausreichend waren und nach Stellenaufstockung um 50 Prozent ab 2019 vorrangig für zusätzlich aufgetretene Pflichtaufgaben (Parkraumkonzeption und Corona) verwendet werden mussten. Zudem wurde die Umsetzung der Thematik durch einen doppelten Stellenwechsel
der Ordnungsamtsleitung im Jahr 2020 ausgebremst.“Hier ist inzwischen Annette Beck federführend.
Externe Probleme: Einzelne Maßnahmen in dem Konzept hätten sich als nicht umsetzbar erwiesen, hieß es nun – etwa Geschwindigkeitsreduzierungen außerorts. An anderen Stellen ist die Abstimmung mit übergeordneten Behörden aufwändig, beispielsweise bei der Radwegführung im Bereich der „Adler-Kreuzung“. Zu dem Anpassungsbedarf hier hieß es: „Planungen haben sich in der Zwischenzeit immer weiter entwickelt.“Der aktuelle Planungsstand blieb unerwähnt. Generell gestand Gwiasda zu: „Wir können hier noch nicht optimale Verbindungen schaffen.“Vielleicht sei dies in 15 Jahren möglich – wenn die B30 neu gebaut ist.
Radschnellweg: Er war in der jüngsten Sitzung durch die Stellungnahme der CDU zwar beherrschend, aber schon aufgrund des Zeitpunkts (2015 noch nicht angedacht) im Ursprungskonzept kein Thema.
Arbeitskreis Mobilität: Ebenfalls erst später, nämlich im Herbst 2020, hat sich der AK konstituiert. In seiner ersten Sitzung klang an, das Radwegekonzept durch das Planungsbüro im Gemeinderat nochmals vorzustellen, da seit der Kommunalwahl 2019 einige neue Ratsmitglieder hinzugekommen sind. Dass dabei aktuelle Entwicklungen nicht fehlen dürfen, versteht sich.
Generelles: In seiner Präsentation unterschied Peter Gwiasda zwischen grünem Netz und gelbem Netz, gleichsam zwischen Mischverkehr und getrenntem Verkehr. Letzteren empfahl er für die Hauptverkehrsstraßen, während der Mischverkehr abseits der Hauptverkehrsadern die Regel sei.
Spezielles: Kein Hehl machte Gwiasda daraus, dass ihm die Bahntrasse zwischen Tettnang und Meckenbeuren als Radweg-Projekt am Herzen liegt. Anders sah dies die Bürgermeisterin, die dem Ausbau der Trasse keine Priorität beimaß, denn: „Es gibt zwei gute Verbindungen nach Tettnang.“
Einzelmaßnahmen: Deren vier stellte Gwiasda vor, darunter die Abzweigung nach Liebenau am Ortsausgang Richtung Ravensburg (K 7719). Nicht nur hier galt die abschließende Einordnung: „Das Maßnahmenprogramm muss aktualisiert werden und mit den weiteren Planungsschritten, z.B. zur Radschnellverbindung, abgeglichen werden.“
Wortmeldungen: Ihrem Gefühl, „es hat sich nicht viel getan, außer den roten Furten“, gab Ingrid Sauter Ausdruck. Die SPD-Rätin hatte konkret auf Schutzstreifen an der B30 oder an der Landesstraße hin nach Brochenzell gehofft. Auf ihre diesbezügliche Frage nach Möglichkeiten und Zuständigkeiten antwortete der Planer von Via: „Man kann was tun, aber nicht entscheiden.“
Von einer Neuauflage der Konzeption hielt Karl Gälle nicht viel: „Im Grunde ist das Radverkehrskonzept da“, befand der CDU-Rat, um nachzuschieben: „Es fehlt jetzt die Umsetzung.“