Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Liebeserkl­ärung aus dem Backofen

Quiches und Tartes können gut variiert werden – Experten verraten, worauf es ankommt

- Von Inga Dreyer

ährend ●Teig und Füllung backen und in der Küche ihren Duft verströmen, hat Cora Wetzstein Zeit für ihre Gäste. „Ich liebe Quiche, weil man sie extrem gut vorbereite­n kann“, sagt die Kochbuchau­torin. Nach dem Backen lässt sie die Quiche noch eine Viertelstu­nde auskühlen. Dann habe die Füllung Zeit, sich zu setzen, und die Aromen könnten sich noch besser verbinden. „Lauwarm schmeckt die Quiche am besten“, sagt Wetzstein.

Grundlage von Quiches und Tartes sind Mürbeteige, die aus wenigen Zutaten bestehen: Mehl und Fett – meist Butter –, Salz und häufig etwas Ei. Außerdem komme Puderzucke­r hinein – als „Zartmacher“, erklärt Norbert Krüger. „Der löst sich direkt auf und sorgt für einen schönen, glatten Teig.“Gemeinsam mit Köchin Risa Nagahama und Fotograf Joerg Lehmann hat er das Buch „Tartes“gemacht, mit dem sie zum Ausprobier­en anregen wollen – so, wie sie es selbst getan haben.

„Im Grunde ist Mürbeteig kein Hexenwerk. Man muss dabei nur wissen, dass Butter ab einer bestimmten Temperatur schmilzt“, sagt Norbert Krüger. Im Buch werden zwei Zubereitun­gsvariante­n vorgestell­t. Bei der profession­elleren und etwas aufwendige­ren wird zuerst zimmerwarm­e Butter mit Zucker vermengt, dann erst kommen Ei und Mehl dazu. Der Teig sollte danach mindestens vier Stunden gekühlt werden.

Bei wenig Zeit tut es auch die schnelle Variante, sagt Krüger. Dafür werden alle Zutaten direkt mit der möglichst kalten Butter zu einem Teig verrührt, der mindestens zwei Stunden kühl stehen sollte. Cora Wetzstein erklärt, dass man Mürbeteig schnell verarbeite­n und nicht zu lange kneten sollte. „Sonst wird er hart und nicht mürbe.“In ihrem Rezept für Quiche Lorraine kommen auf 200 Gramm Mehl 120 Gramm kalte Butter, ein Ei, ein halber Teelöffel Salz und eventuell etwas Wasser. Das war’s. Das Grundrezep­t lässt sich mit anderen Zutaten variieren. Risa Nagahama und Norbert Krüger stellen etwa Rezepte mit Buchweizen- oder Kastanienm­ehl vor.

Es muss nicht immer reines Weizenmehl sein – auch Vollkornva­rianten machen sich gut im Mürbeteig. „Das Grundrezep­t passt eigentlich immer, wenn die Mehle aus Getreide sind“, sagt Krüger. Beim Mürbeteig verhalte es sich anders als beim Brotbacken, wo die Flüssigkei­tsmenge an die Mehlsorte angepasst werden sollte. Der ausgerollt­e Teig wird danach in eine gefettete Form gelegt. Bei sehr zartem Teig empfehlen die Autoren, ihn mit Mehl bestäubt an einem dünnen Metallrohr aufzurolle­n, um ihn zu transporti­eren.

Unterschie­dliche Formen und Materialie­n seien für Tarte und

WQuiche geeignet, sagt Cora Wetzstein. Sie selbst verwendet eine metallene Kuchenform oder Keramik. Bei saftigen Füllungen empfiehlt sie, den Teig vorher blindzubac­ken. Das bedeutet, dass er ohne Füllung zehn bis 15 Minuten in der Form gebacken wird. Damit er dabei nicht aufgeht, legt man ein Backpapier auf den Teig und beschwert es mit Hülsenfrüc­hten wie Erbsen und Linsen oder auch mit Reis.

Für den Quiche-Guss werden klassische­rweise Eier und Milchprodu­kte miteinande­r vermengt. Hinzu kommen Gemüsesort­en oder auch Fleisch – bei der bekannten Quiche Lorraine zum Beispiel angebraten­er Speck. Dieses Rezept ist eines von Wetzsteins Favoriten. Ein anderes ist eine Endivien-Gorgonzola-Tarte. „Der bittere Geschmack mit dem Gorgonzola ist eine schöne Kombi“, sagt die Kochbuchau­torin. Wie beim Teig lässt sich auch bei der Füllung kreativ variieren. Cora Wetzstein mischt Eier beispielsw­eise mit Milch, Schmand, saurer Sahne, Frischkäse, Crème fraîche oder verschiede­nen Käsesorten. „Beim Guss ist wichtig, dass genug Eier drin sind, damit er stockt und schnittfes­t wird“, sagt sie. Als Faustregel empfiehlt sie vier Eier auf 200 bis 250 Gramm Milchprodu­kt.

Eine Quiche eigne sich auch als elegante Form der Resteverwe­rtung. „Man kann fast alles reintun, was übrig ist“, sagt Cora Wetzstein. Brokkoli, Karotten oder Lauch? Ab damit in die Quiche. Beim Belegen sollte man darauf achten, dass die Zutaten nicht zu nass sind und wasserreic­he Gemüse wie Spinat, Endivie, Lauch oder Mangold ausgedrück­t werden, rät Cora Wetzstein. Der Guss sollte beim Einfüllen immer etwas unter dem Teigrand bleiben, weil er beim Backen aufgeht. Die Quiche bäckt Cora Wetzstein immer ganz unten im Ofen. „Sie braucht eine starke Hitze von unten, damit der Boden knusprig wird“, verrät sie. In ihrem Buch interpreti­ert sie das Thema Quiche sehr weit und nutzt nicht nur Mürbeteig, sondern stellt auch Böden aus Kartoffeln oder Knäckebrot her. Wenn es mal ganz schnell gehen soll, könne man auch Blättertei­g aus dem Supermarkt als Boden für eine Quiche nehmen.

Tarte und Quiche passten zu vielen Gelegenhei­ten, nicht nur, um eine Liebeserkl­ärung zu machen. „Wenn man einen schlechten Tag hat, kann eine selbst gemachte Tarte die Rettung sein“, sagt Krüger.

Buchtipps: „Quiches“, Cora Wetzstein. Gräfe und Unzer Verlag. 64 Seiten, 9,99 Euro.

„Tartes. Von Genuss und Gemeinscha­ft. Saisonale Rezepte für jede Jahreszeit“, Norbert Krüger, Risa Nagahama, Joerg Lehmann. Elsa Publishing. 208 Seiten, 36 Euro.

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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Ein Klassiker der französisc­hen Küche ist die Quiche Lorraine. Sie ist die perfekte Liaison aus Mürbeteig, Speck und Sahne.
 ?? FOTO: FLORIAN SCHUH/DPA ?? Grundlage von Quiches und Tartes ist ein guter Mürbeteig. Er sollte schnell verarbeite­t und nicht zu lange geknetet werden.
FOTO: FLORIAN SCHUH/DPA Grundlage von Quiches und Tartes ist ein guter Mürbeteig. Er sollte schnell verarbeite­t und nicht zu lange geknetet werden.
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FOTO: GROSSMANN & SCHÜRLE Endivien-Gorgonzola-Tarte mit Nussknuspe­r.

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