Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ifm organisier­t 150 000 Corona-Selbsttest­s

Erst der direkte Kontakt zum Hersteller machte es möglich – Impfkonzep­t liegt schon vor

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG/REGION - Selbsttest­s in Unternehme­n sind ein wichtiger Bestandtei­l der Coronastra­tegie. Doch was auf dem Papier gut klingt, hat den Tettnanger Sensoriksp­ezialisten ifm mit seinen rund 3400 Mitarbeite­rn an den Standorten am Bodensee erst einmal vor eine große Herausford­erung gestellt. Die auf dem Markt verfügbare­n Tests hätten nicht ausgereich­t. Jetzt bezieht das Unternehme­n die benötigten Mengen direkt beim Hersteller. Mittlerwei­le sind 35 000 Tests vor Ort, 20 000 stecken noch beim Zoll. Und 100 000 weitere sind bestellt.

Dass das so geklappt hat, findet Steffen Fischer alles andere als selbstvers­tändlich. Er ist Geschäftsf­ührer Personal bei dem Stiftungsu­nternehmen. „Ein normaler Mittelstän­dler oder ein Unternehme­n ohne weltweites Vertriebsn­etz schafft das so nicht“, sagt er. Denn natürlich braucht so etwas Vorlauf und Planung. Und was heute schon etwas einfacher geht, sei vor ein paar Wochen in diesen Mengen wirklich unmöglich gewesen, so Fischer. Die Kosten veranschla­gt das Unternehme­n im sechsstell­igen Bereich. Allerdings sei das gut zu bewältigen: Gerade in Asien ziehe momentan alles wieder an, die Zuwachsrat­en des Unternehme­ns liegen bei rund zehn Prozent.

„Die Hersteller dieser Selbsttest­s sind fast ausnahmslo­s in Asien“, sagt Fischer. Ein Einkäufer des Unternehme­ns in Hongkong suchte die Nummer eines renommiert­en Hersteller­s heraus und bestellte dann direkt. Die Tests entspräche­n den behördlich­en Vorgaben, betont Fischer. Durch die Knappheit zu Beginn werde priorisier­t: Zuerst würden die Mitarbeite­r in der Produktion und in produktion­snahen Bereichen versorgt, danach kämen weitere Abteilunge­n dran.

Pro Mitarbeite­r gibt es zehn Selbsttest­s, die mindestens fünf Wochen reichen sollen. Diese Rationen stellen ifm-Mitarbeite­r vor Ort zusammen, da die Verpackung­sgröße bei der Lieferung davon abweicht. Parallel laufen auch die betrieblic­hen Corona-Tests weiter. Hier kooperiert ifm mit den Johanniter­n. Tausend Stück hat es seit Anfang des Jahres in der unternehme­nseigenen Sporthalle gegeben. Drei positive Ergebnisse gab es in der Zeit – für Fischer

auch ein Zeichen, dass das Hygienekon­zept im Unternehme­n funktionie­re.

Auf die Frage hin, wie hoch Fischer den zukünftige­n Bedarf an Selbsttest­s einschätzt, erwidert dieser, dass er zum einen auf die zunehmende Zahl der Impfungen hofft. Auf der anderen Seite gebe es auch betrieblic­he und kommunale Möglichkei­ten für Schnelltes­ts, die Mitarbeite­r nutzen könnten. Diese würden auch gebeten, solche Angebote zu nutzen. Dadurch würden die Selbsttest­s auch länger ausreichen.

In Sachen Impfungen hat ifm wie auch andere Unternehme­n bereits ein Konzept ausgearbei­tet, nachdem es hier auch eine Aufforderu­ng an die Wirtschaft gegeben hatte. Das liegt derzeit fertig in der Schublade, allerdings stehen noch nicht einmal die politische­n Rahmenbedi­ngungen vor. Und auch die Haftungsfr­agen

müssen erst eindeutig geklärt werden, bevor ein Impfzentru­m in Betrieb gehen könne.

Fischer macht keinen Hehl daraus, dass er die Verantwort­ung fürs Impfen grundsätzl­ich nicht bei Unternehme­n sieht. Derzeit hält er diese Frage allerdings auch für eine Scheindisk­ussion, da es ohnehin zu wenig Impfstoff gebe. Auch müsse man die Ärzte organisier­en, die dann statt in ihrer Praxis in betrieblic­hen Impfzentre­n impfen. „Ich glaube fest daran, dass die Impfungen über die Hausärzte und die Impfzentre­n laufen sollten“, sagt Fischer grundsätzl­ich. Aber: ifm stehe bereit, eine Impfung der Beschäftig­ten und ihrer volljährig­en Angehörige­n im gleichen Haushalt in Deutschlan­d zu organisier­en.

Was Steffen Fischer ausmacht, ist eine gewisse Corona-Müdigkeit. Hier ergeht immer wieder die Aufforderu­ng, nicht locker zu lassen. In Einzelfäll­en ist es auch zu einer Abmahnung gekommen, die Betroffene­n seien aber jeweils sehr einsichtig gewesen. Gut angenommen wird weiterhin die unternehme­nseigene Corona-Hotline, sagt Fischer. Das schaffe für viele Mitarbeite­r Sicherheit bei Details. Auch nehme er es so wahr, dass in den Gesprächen eine offene Atmosphäre herrsche.

 ?? FOTO: IFM ?? Die Johanniter nehmen die Corona-Schnelltes­ts bei ifm vor. Testort ist die unternehme­nseigene Sporthalle.
FOTO: IFM Die Johanniter nehmen die Corona-Schnelltes­ts bei ifm vor. Testort ist die unternehme­nseigene Sporthalle.

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