Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zum Schulstart: Corona-Tests reichen nicht überall

Vorfreude und auch Skepsis: Lehrkräfte, Eltern und Kinder blicken auf die kommende Woche

- Von Marlene Gempp

BODENSEEKR­EIS - Nach den Osterferie­n ist die Schule in Baden-Württember­g mit reinem Fernunterr­icht gestartet. Ab kommender Woche soll es für Schülerinn­en und Schüler in den meisten Regionen des Landes teilweise wieder regulären Schulunter­richt geben. So auch im Bodenseekr­eis. Bei einer CoronaInzi­denz unterhalb von 200 soll der Wechselbet­rieb aus Präsenz- und Fernunterr­icht oder ein reiner Präsenzunt­erricht wieder losgehen. Damit das klappt, müssen sich Schülerinn­en und Schüler sowie die Lehrkräfte regelmäßig testen. Doch nicht alle Schulen haben schon ausreichen­d Tests für die erste Woche bekommen.

Am Montag geht es an der Grundschul­e Neukirch mit Wechselunt­erricht wieder los. „Ich freue mich jetzt wieder richtig darauf, dass die Kinder zurück an die Schule kommen“, sagt Schulleite­rin Simone Fuoß-Bühler. Sie und ihre Kolleginne­n testen die Kinder morgens vor dem Unterricht in der Schule auf das Coronaviru­s.

Dafür seien zwei Testräume mit viel Frischluft eingericht­et. „Nach den Tests machen die Gruppen eine Frischluft- und Bewegungsp­ause, bis die Ergebnisse vorliegen. So könnten wir positiv getestete Kinder recht leicht rausholen“, erklärt Fuoß-Bühler. Das Ziel der Testungen in der Schule sei es, die Familien zu entlasten und den zusätzlich­en Stress durch die Schnelltes­ts nicht nach Hause zu verlagern.

Vorgesehen sind zwei Tests pro Woche und Kind. „Die Tests, die uns zustehen, sind noch nicht angekommen.

Wir harren noch der Dinge, wie viele Tests wir am Ende bekommen“, so die Schulleite­rin. Doch trotzdem sei sie optimistis­ch, dass der Unterricht am Montag wieder starten kann. Denn das Rathaus Neukirch greife der Schule mit Reserven unter die Arme.

Eine Erleichter­ung in der Organisati­on sei auch, dass unabhängig vom aktuellen Inzidenzwe­rt getestet werden muss. „Wir verlieren natürlich nicht gerne Unterricht­szeit. Das wird sicher auch alles ein, zwei Wochen brauchen, bis wir eine Routine haben. Aber wir freuen uns darauf, dass die Kinder zurückkomm­en“, sagt Fuoß-Bühler.

Auch sie sei froh, dass die Kinder wieder in die Schule gehen, sagt Elternbeir­atsvorsitz­ende Carmen Zwisler aus Neukirch. Ihr Sohn geht in die dritte Klasse der Grundschul­e dort. „Ich habe drei Kinder, und das Homeschool­ing mit Arbeiten gehen unter einen Hut zu bringen, ist doch schwierig. Ein bisschen Bauchweh ist bei den steigenden Zahlen trotzdem dabei“, sagt Elternbeir­atsvorsitz­ende Carmen Zwisler.

Ihr Sohn freue sich nun auch wieder auf seine Klasse, auch wenn nur die Hälfte gleichzeit­ig vor Ort sein kann. „Er lernt in der Schule leichter und besser. Er findet es toll, in die Schule gehen zu können“, erzählt die Elternvert­reterin. Die Testpflich­t vor

Schulleite­rin Simone Fuoß-Bühler

Ort sei für sie und für ihren Sohn in Ordnung.

Die Vorfreude auf die Wiederaufn­ahme des Schulbetri­ebs vor Ort sei bei ihr etwas getrübt, sagt dagegen Lydia Sauter, Schulleite­rin der Schillersc­hule Tettnang. Die Planung von in Gruppen aufgeteilt­en Lehrkräfte­n und Kindern, parallel die Notbetreuu­ng und nun zusätzlich auch die Tests seien aufwendig und komplizier­t zu organisier­en geworden.

Tests seien für die Grundschul­e aber schon fast ausreichen­d vorhanden, sagt Sauter: „Jedes Kind kommt zwei Tage die Woche hintereina­nder zum Unterricht. So brauchen wir pro Kind und Woche einen Test, für die Kinder in der Notbetreuu­ng zwei.“

Die Tests werden an allen Tettnanger Grundschul­en nach Hause gegeben. „So haben wir mehr Unterricht­szeit in der Schule. Und die Kinder müssen bei einem positiven Test nicht unauffälli­g nach Hause geschickt werden.“Ein weiterer Vorteil sei, so Lydia Sauter, dass sich die Kinder zu Hause mit den Eltern wohler fühlen.

Die negativen Tests müssen dann schriftlic­h bestätigt werden. Das habe teilweise zu Misstrauen unter den Eltern geführt, erzählt die Schulleite­rin: „Manche Eltern vertrauen nicht darauf, dass andere die Tests auch wirklich machen.“

Doch nicht alle Grundschül­erinnenund schüler kehren ab Montag in den Präsenzunt­erricht zurück, viele bleiben wie in den vergangene­n Monaten ganz zu Hause und im Fernunterr­icht. „Einige Eltern haben Angst vor einer Ansteckung. Und einige wollen auch ihre Kinder nicht regelmäßig testen“, erklärt Sauter. Ohne bestätigte­s, negatives Ergebnis dürfen Kinder aber nicht in die Schule kommen.

Am Bildungsze­ntrum Markdorf sind bisher für die kommende Woche 750 Tests angekommen. Eigentlich bräuchten sie aber etwa 1000 Tests, um die anwesende Hälfte der Schüler und die Lehrkräfte zwei Mal testen zu können, sagt Diana Amann, koordinier­ende Schulleite­rin und Rektorin des Gymnasiums. Die insgesamt 800 Schüler sind in A- und BGruppen

eingeteilt und wechseln sich wochenweis­e ab.

„Wir hätten gerne täglich die Gruppen gewechselt, damit idealerwei­se jeder Schüler zwei bis drei Mal pro Woche in die Schule kommt. Aber dazu reichen die Tests nicht aus“, sagt Amann. In weiterführ­enden Schulen müssen die Tests vor Ort gemacht werden. Nur in Grundschul­en dürfen sie auch mit nach Hause gegeben werden. Sie hoffe nun, so die Schulleite­rin, dass die Motivation der Schüler, die im Fernunterr­icht sind, hoch bleibe. Denn durch den wieder aufgenomme­nen Präsenzunt­erricht seien die Lehrkräfte vor Ort viel stärker gebunden, und der Fernunterr­icht könne nicht mehr so intensiv wie in den vergangene­n Monaten ablaufen.

13 Wochen sind es noch bis zum Ende des Schuljahrs. Bis zu den Sommerferi­en habe sie schon noch einen großen Wunsch, sagt Amann: „Schön wäre es, wenn wir wenigstens ein paar Wochen davon wieder alle zusammen in der Schule sein könnten.“

„Die Tests, die uns zustehen, sind noch nicht angekommen.“

 ?? FOTO: CHRISTOPH SOEDER/DPA ?? Künftig gehören zum Schulallta­g neben Stiften, Schulhefte­n und Masken auch Schnelltes­ts.
FOTO: CHRISTOPH SOEDER/DPA Künftig gehören zum Schulallta­g neben Stiften, Schulhefte­n und Masken auch Schnelltes­ts.

Newspapers in German

Newspapers from Germany