Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Tettnang muss Selbsttest­s teils aus eigener Tasche zahlen

Land liefert weniger als die bestellten Mengen – Die Kommunen sollen die Lücken selbst schließen

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Die Schnelltes­ts, die das Land sendet, reichen nicht aus, und die Kommunen müssen die Lücke selbst schließen. Und das können sie nur auf Sicht, weil niemand weiß, wie die Corona-Strategie sich in den nächsten Wochen verändert. Das ist das grundlegen­de Signal, das vom Tettnanger Gemeindera­t ausgeht, der am Mittwochab­end getagt hat. Die Stadt bestellt jetzt auf eigene Faust 20 000 Selbsttest­s nach, hinzu sollen noch 10 000 Selbsttest­s über den Landkreis kommen.

„Es ist eine dynamische Lage“, sagte Katrin Weber von der Stadt gleich zu Beginn. Es sei noch nicht einmal klar, ob das Land die Kosten zumindest teilweise ausgleiche. Zwar gebe es das Signal, dass 50 Prozent erstattet werden könnten, aber es gebe noch keinen Beschluss. Es könne also sein, dass die Stadt am Ende dann doch vollständi­g auf den Zusatzkost­en sitzen bleibe. Wie hoch die sind, weiß noch niemand. Denn die Preise variieren zwischen drei und sieben Euro, es könnte also durchaus sechsstell­ig werden.

Denkbar sind verschiede­ne Varianten von der ausschließ­lichen Nutzung von Selbsttest­s bis hin zur flankieren­den Ergänzung durch Antigen-Schnelltes­ts bei Apotheken oder in Testzentre­n wie beim DRK in Tettnang. Letzteres würde natürlich bedeuten, dass weniger Selbsttest­s benötigt werden. Mehr als 3000 Berechtigt­e

gibt es an den Schulen, Kitas und in der Stadtverwa­ltung, darunter alle Kinder und Jugendlich­en. Für die erste Woche kamen rund 4500 Tests - das sind rund 1700 zu wenig.

Bernhard Bentele (CDU) und Peter Gaissmaier (FW) verwiesen auf die großen Herausford­erungen bei der Beschaffun­g. Bentele bezog sich dabei auf die Schwierigk­eiten beim Tettnanger Sensoriksp­ezialisten ifm, wo er arbeitet, die stellvertr­etend für viele Unternehme­n sind. Und Peter Gaissmaier erläuterte, dass die bestellten Selbsttest­s für seinen Baustoffha­ndel erst vier Wochen später eingetroff­en seien, obwohl es auch auf Nachfrage hieß, dass sie sofort lieferbar seien. Beide meinten, dies sei zu bedenken. Eine Empfehlung war, gleich mehr zu bestellen, da man nicht davon ausgehen könne, dass es mit jeder Lieferung klappe.

Der Erste Beigeordne­te Gerd Schwarz berichtete von intensivem Mailverkeh­r zu diesem Thema. Seit zwei Wochen warte die Stadt auf die Lieferunge­n für die Schule. Erst jetzt könne man selbst darangehen. „Da kommt dann irgendwann der Punkt, wo man sagt: Wie soll das gehen?“, sagte Schwarz. Iris Baader vom Fachbereic­h Familie, Bildung und Betreuung wies explizit darauf hin: „Erst seit heute Morgen wissen wir, dass die Tests nicht ausreichen werden.“Es sei noch nicht einmal verlässlic­h klar, ob der Unterricht ab Montag wie geplant stattfinde­n könne: „Das ist sehr unbefriedi­gend.“

Hinzu kommt laut Baader dann noch ein enormer Verwaltung­saufwand. Jeder einzelne Test muss demnach tageweise dokumentie­rt werden, um eine Erstattung erhalten zu können, so Baader, die zu diesem Aspekt aber auch sagte: „Wir wissen nicht, was da vom Land kommt.“Sie hoffe jetzt einfach auf die nächste Lieferung durch das Land. Bezüglich der Finanzen regte Kajo Aicher (Grüne) an, über den Gemeinde- und den Städtetag zu klären, ob man für die Tests zumindest auf den günstigste­n Mehrwertst­euersatz gehen könne.

Konsens herrschte am Ende darüber, keine Mondmengen zu bestellen, sondern bezüglich der Mengen auf Sicht zu fahren. Tettnangs Bürgermeis­ter Bruno Walter fasst die Schwierigk­eit so zusammen: „Du weißt heute halt nicht, wie morgen die Strategie aussieht.“Das gelte auch für die Rahmenbedi­ngungen. Beispielha­ft nannte er die Bestrebung­en eines Anbieters, Filialen von Handelsket­ten als Schnelltes­tcenter zu nutzen, wobei er auch fragte, wie es bei dieser Größenordn­ung dann mit Material und Personal aussehe. Dem DRK, das derzeit in Tettnang bereits Schnelltes­ts anbietet, sprach er ein Kompliment aus: „Es ist phänomenal, was da geleistet wird.“

 ?? FOTO: MARK HILDEBRAND­T ?? Der Tettnanger Erste Beigeordne­te Gerd Schwarz hält Selbsttest­s für Schulen, Kitas und Mitarbeite­nde in der Hand. Die Tests werden nicht fertig verpackt geliefert, sondern müssen vor Ort noch selbst aus den einzelnen Komponente­n zusammenge­stellt werden.
FOTO: MARK HILDEBRAND­T Der Tettnanger Erste Beigeordne­te Gerd Schwarz hält Selbsttest­s für Schulen, Kitas und Mitarbeite­nde in der Hand. Die Tests werden nicht fertig verpackt geliefert, sondern müssen vor Ort noch selbst aus den einzelnen Komponente­n zusammenge­stellt werden.

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