Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Impf-Mittwoch“in Neukirch
Ärztinnen und Helferinnen sind von nun an jede Woche im Impf-Einsatz
NEUKIRCH - Patientinnen und Patienten von Allgemeinärztin Erika Kipp und ihrer Praxiskollegin Sabine Pommer dürfen nun jeden Mittwoch zum Sammelimpftermin nach Neukirch kommen. Die ersten Impfdosen sind im Josef-Zacher-Saal an rund 60 Personen verabreicht worden. Die Allgemeinärztin nimmt sich dabei auch das englische Impfmodell zum Vorbild.
Die Ärztin freut sich: „Da gilt unser Dank auch der Gemeinde und dem Musikverein.“Im Neukircher Josef-Zacher-Saal haben sich die ersten beiden Gruppen mit insgesamt 23 Impfwilligen versammelt. Die Stimmung ist zunächst ein wenig zurückhaltend. „Wir sind wirklich froh“, bemerkt eine ältere Dame, denn Fahrten zu den Impfzentren seien beschwerlich. Außerdem, so ergänzt ein älterer Neukircher, sei der Weg so wesentlich leichter, denn Ältere hätten mit den Anmeldesystemen eher Probleme, egal ob am Telefon oder am Computer. „Und so bin ich schon wenige Tage nach meiner Anfrage drangekommen.“
Mit den Anmeldungen und der Impfstoffauswahl haben es freilich die Ärztinnen auch nicht einfach. Mit zwei Helferinnen telefonieren sie von Freitag bis Dienstag Patienten ab, die unter die Impfvoraussetzungen fallen oder einen Antrag gestellt haben und auf der Liste stehen. Dann müssen sie eine Bestellung aufgeben – aber am Donnerstag ist dann erst klar, was und wie viel kommt.
Geliefert werde dann am Dienstag, dann sehe man erst, was tatsächlich da ist . „Ich bin froh, dass wir bisher noch niemand absagen mussten – aber das System ist schon recht aufwändig“, “, sagt Erika Kipp. Mit Telefonieren, Organisation und Bestellung sind zwei Ärztinnen und zwei
Helferinnen rund zwei Arbeitstage beschäftigt. Und was man an Impfstoffen bekomme – wie viel und welcher Art – bleibt freilich auch lange ungewiss.
„Wir nehmen halt, was kommt“sagt Kipp. Sie selbst sei inzwischen auch mit dem Astrazeneca-Impfstoff geimpft worden. Dabei gehe es nicht nach dem Prinzip der freien Wahl – weder beim Bestellen noch bei den Impflingen. Es werde aber aufgeklärt und informiert.
Bei der „Impf-Mittwoch“-Premiere im Josef-Zacher-Saal, sind am Mittwoch fast 60 Impflinge geimpft worden, in zwei Margen und mit dem Impfstoff von Biontech-Pfizer. Das geht mit den Helferinnen recht flott: Eine halbe Stunde wird aufgeklärt, es werden Formulare, Impfbescheinigungen ausgefüllt und der Zweittermin vereinbart. Nach weiteren 15 Minuten sind alle 23 der ersten beiden Gruppen geimpft.
Die Idee für mehr Raum und eine straffere Organisation kam Erika Kipp auch durch Beobachtung der Impfverfahren in England. So viel wie möglich und so schnell wie möglich – mit Abstand aber nicht mit aufwendigen Einzelräumen. Und auf ein Gedränge in der Praxis könne man auch besser verzichten, ist die ärztliche Meinung.
Das Ärmelentblößen ist tatsächlich auch im Saal ohne große Schamschwelle möglich gewesen. Und für die „ganz schüchternen“Impflinge hätte es noch eine mit Paravent abgeteilte Nische gegeben. Größter Zeitfaktor ist und bleibt nach Angaben der Ärztinnen die Bürokratie und Verwaltung. Aber auch die Impfstoffe müssen nach der Bestellung noch einzeln in die Spritzen gezogen werden. Die vorbereiteten Mehrfachdosen kommen schon aufgetaut aus der Apotheke – dann bleiben zum Impfen maximal fünf Tage.