Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Der menschliche Aspekt soll nicht zu kurz kommen
Dr. Christian Grasselli wird neuer Chefarzt für Unfallchirurgie, orthopädische Chirurgie und Endoprothetik an der Klinik Tettnang
TETTNANG - Am Schlüsselbein operiert er besonders gerne, erzählt Dr. Christian Grasselli. Wenn der Mediziner von seinem Arbeitsalltag spricht und von den Erfahrungen, die er über die Jahre im OP-Saal schon sammeln konnte, dann ist ihm anzumerken, mit wie viel Begeisterung er seinen Beruf ausübt. Ab dem 1. Mai übernimmt der bisherige leitende Oberarzt die Leitung der Klinik für Unfallchirurgie, orthopädische Chirurgie und Endoprothetik an der Klinik Tettnang.
Grasselli tritt damit in die Fußstapfen des bisherigen Leiters Dr. Edmund Weber, bei dem er auch den Großteil seiner unfallchirurgischen Ausbildung absolviert habe. Örtlich habe er es in seiner beruflichen Laufbahn nicht sehr weit gebracht, sagt Grasselli lachend, schließlich sei die Klinik Tettnang auch schon sein Geburtsort. Nach seinem Medizinstudium in Ulm kehrte er im Jahr 2010 als Oberarzt an die Klinik Tettnang zurück. Zuvor hatte er jedoch auch schon seine Basisausbildung dort absolviert und war zwischenzeitlich unter anderem auch in St. Gallen und in Kapstadt tätig.
In Tettnang ist der 44-Jährige auch außerhalb des Krankenhauses kein Unbekannter: Grasselli ist für die CDU-Fraktion Mitglied im Tettnanger Gemeinderat und auch für die Narrenzunft ist er aktiv. Sein Engagement für die Stadt wolle er auf jeden Fall auch nach Antritt seiner neuen Stelle fortführen, kündigt Grasselli an. „Tettnang ist meine Heimat, ich liebe die Region“, sagt er – deshalb sei es ihm ein Anliegen, auf zweierlei Ebenen für die Menschen in seiner Heimat da zu sein: sowohl durch ehrenamtliches Engagement als auch medizinisch. Für Letzteres stehe ihm ein „gut ausgebildetes und erfahrenes“Team zur Seite, sagt Grasselli. Zusammen mit der erst kürzlich eingeweihten neuen zentralen Notaufnahme sowie dem neuen OP an der Klinik seien damit die optimalen Voraussetzungen gegeben, um Medizin auf hohem Niveau zu betreiben, meint der neue Chefarzt. Seine Abteilung in der Klinik deckt dabei zwei unterschiedliche Bereiche ab: zum einen Unfälle und orthopädische Notfälle, zum anderen planbare Eingriffe wie etwa in der
Endoprothetik für Hüfte und Kniegelenk.
Eines sei ihm bei seiner Arbeit ganz wichtig: „Der fürsorgliche und menschliche Aspekt soll nicht außer Acht gelassen werden“, sagt Grasselli. Einen guten Arzt mache seiner Ansicht nach nicht nur seine medizinische, sondern auch seine menschliche Fachkenntnis aus. Und dafür möchte er sich Zeit nehmen – auch wenn der schnelllebige Krankenhausalltag dafür in der heutigen Zeit oft wenig Spielraum lasse.
„Natürlich muss jeder in der Medizin heute Zahlen liefern. Aber wir können da an der Struktur viel machen, sodass der Patient sich nicht als Nummer sieht, sondern immer als Mensch“, meint Grasselli. Ein Schlüsselaspekt sei außerdem, dass man personell gut aufgestellt sei, was in seiner Klinik momentan auch der Fall sei. Auch die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten möchte Grasselli künftig weiter ausbauen, da sie seiner Ansicht nach unerlässlich sei für ein gut funktionierendes Gesundheitssystem vor Ort.
Der Kontakt zu den Patienten sei ihm wichtig und mache ihm Freude – deshalb habe er sich auch ganz bewusst gegen eine Karriere in der Wissenschaft und für eine Laufbahn im operativen Bereich entschieden. „Man muss das gerne machen und die Chirurgie lieben, ansonsten ist man in diesem Bereich falsch“, stellt er klar. „Ich habe wirklich jedes Mal Spaß daran, wenn ich in einen OP gehe.“Die drei großen Gelenke – Knie, Hüfte und Schulter – seien dabei sein persönlicher Schwerpunkt.
Auch wenn in der Klinik Tettnang aktuell keine Covid-Patienten behandelt werden, da dies momentan in der Zuständigkeit des Klinikums Friedrichshafen liegt, ist Corona auch im Klinikalltag in Tettnang präsent. Alle Mitarbeiter des Medizin Campus Bodensee, zu dem die beiden Häuser gehören, müssen sich zweimal pro Woche auf das Virus testen lassen. Nachdem es an der Klinik im Dezember vergangenen Jahres einen Corona-Ausbruch gegeben hatte, sei man nun ein „gebranntes Kind“, sagt Grasselli.
Viele Abläufe seien umstrukturiert worden und man unternehme alles, dass so ein Ausbruch nicht mehr vorkomme. Auch die Impfungen würden gut vorankommen, erklärt MCB-Pressesprecherin Susann Ganzert. Rund die Hälfte aller MCBMitarbeitenden seien inzwischen gegen das Coronavirus geimpft worden.