Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Ein brennendes Thema“
Gründungsveranstaltung der Bewegung Maria 2.0 am Donnerstag, 29. April, in Tettnang
TETTNANG (sz) - Eine virtuell organisierte Gründungsveranstaltung der Bewegung Maria 2.0 findet am Donnerstag, 29. April, in Tettnang statt. Nachdem in ganz Deutschland im Februar an vielen Kirchentüren katholischer Gemeinden von Frauen und Männern der Maria 2.0 Bewegung Thesen angeschlagen wurden, seien die Reformforderungen dieser Bewegung in aller Munde, heißt es in der Pressemitteilung.
Der Tettnanger Kirchengemeinderat hatte in seiner Sitzung am 12. März einstimmig entschieden, dass auch in Tettnang das Thesenpapier aufgehängt werden soll. Außerdem soll sich eine Arbeitsgruppe gründen, in der Vertreterinnen und Vertreter aller Gruppierungen der St. Gallus-Gemeinde mitarbeiten können. Die Initiatorinnen, Gerlinde Frey, Claudia Grießer, Judith Schobloch und Regina Vallaster, konnten schon interessierte Frauen und Männer des katholischen Frauenbundes, der Kolpingfamilie, des Kirchengemeinderats, des Kirchenchores und der Ministranten für eine Mitarbeit gewinnen. „Für uns Junge ist das ein brennendes Thema“, so Hannah Johler von den Ministranten. Bei einem ersten Kennenlernen wurde aber auch der Wunsch aufgenommen, über die Kirchengemeinde hinaus zudem Menschen der evangelischen Gemeinde oder aus der Kirche ausgetretene Katholiken zur Mitarbeit in der Bewegung Maria 2.0 einzuladen. Denn Maria 2.0 fordere Veränderungen und Reformen in der katholischen Kirche, die auch evangelische Christen und Ausgetretene interessieren könnten, wie der Mitteilung weiter zu entnehmen ist.
„Dass es in der katholischen Kirche brodelt, kann in allen Medien beinahe täglich verfolgt werden, und das nicht erst seit aus dem Vatikan das Segnungsverbot für homosexuelle Paare kam“, so Claudia Grießer, die sich im Kirchenchor engagiert.
Schon 2019 sei von Frauen aus dem Bistum Münster die Bewegung Maria 2.0 gegründet worden, nachdem das Entsetzen über die Dimensionen des Missbrauchs und dessen mangelhafte Aufarbeitung immer höhere Wellen schlugen, führt sie weiter aus.
Mit vielen Aktionen macht diese Bewegung seither auf sich aufmerksam: Mit einem sogenannten „Kirchenstreik“habe Maria 2.0 begonnen, die Situation der Frauen in der Kirche ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Denn den Klerikalismus, eine aus Sicht der Bewegung „an der Wirklichkeit schon lange vorbeigehende Sexualmoral und die fehlende Teilhabe der Frauen an allen Ämtern in der katholischen Kirche“sieht diese laut Mitteilung als einen wichtigen Grund für die derzeitigen großen Probleme in der Kirche an. „Die immer stärker steigenden Austrittszahlen in allen Diözesen belegen den Frust und die Abkehr der Gläubigen von ihrer Kirche“, meinen Gerlinde
Frey und Judith Schobloch vom Frauenbund. Mittlerweile verlassen auch immer mehr in ihren Gemeinden engagierte Christinnen und Christen die Kirche, denn der Glaube an Reformen und Veränderungen schwinde von Tag zu Tag, so die Mitteilung weiter. Dagegen stehen die Frauen von Maria 2.0, denn sie wollen keine Kirchenspaltung oder ein „Ausbluten“der Kirche, sondern Veränderungen.
Diese auch in Tettnang voranzubringen haben sich die Initiatorinnen auf die Fahnen geschrieben und starten mit einer Aktionswoche um den 1. Mai: Der Start ist mit einer virtuellen Gründungsveranstaltung am 29. April um 19.30 Uhr. Weiter geplant ist bei trockenem Wetter eine Frauenandacht am 6. Mai um 19 Uhr unter freiem Himmel in Tettnang, ein thematischer Bezug bei der Maiandacht der Kolpingfamilie und ein Frauengottesdienst am 11. Juni vom Frauenbund Tettnang.