Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Tipps zur Masken-Beschaffun­g auch aus dem Südwesten

Ministeriu­m veröffentl­icht Liste mit Abgeordnet­en, die in Geschäfte involviert waren

- Von Theresa Gnann und dpa

BERLIN/STUTTGART - Dutzende Bundestags­abgeordnet­e haben dem Bundesgesu­ndheitsmin­isterium (BMG) im vergangene­n Frühjahr Hinweise zur Beschaffun­g von CoronaSchu­tzmasken gegeben. Das Ministeriu­m stellte nun eine Liste mit 40 Namen von Abgeordnet­en zusammen – darunter Ressortche­f Jens Spahn (CDU), FDP-Chef Christian Lindner sowie der Abgeordnet­e des Wahlkreise­s Zollernalb-Sigmaringe­n, Thomas Bareiß (CDU), und Josef Rief (CDU), Abgeordnet­er aus dem Wahlkreis Biberach. Die aufgeliste­ten Abgeordnet­en hätten Hinweise gegeben, in deren Zusammenha­ng es auch zu Vertragsab­schlüssen gekommen sei, hieß es aus dem Ministeriu­m.

In die Schlagzeil­en gekommen war die Maskenbesc­haffung wegen Fällen von Zahlungen an Parlamenta­rier. So soll der langjährig­e CSU-Abgeordnet­e Georg Nüßlein Provisione­n in sechsstell­iger Höhe für die Vermittlun­g von Maskengesc­häften erhalten haben. Das Gesundheit­sressort wies nun aber darauf hin, dass Hinweise angesichts der angespannt­en Situation vor einem Jahr „in hohem Maße erwünscht“gewesen seien. Abgesehen von den öffentlich bekannten Fällen lägen dem Ministeriu­m keine Anhaltspun­kte für ein Fehlverhal­ten vor.

Spahn selbst hat der Liste, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, zufolge zu fast 30 Firmen Hinweise in seinem Haus hinterlass­en. Ansonsten sind noch zwei SPD-Abgeordnet­e aufgeführt, die anderen sind CDUoder CSU-Abgeordnet­e. Auf Nachfrage teilten namentlich Genannte mit, keine Provisione­n oder Zuwendunge­n im Rahmen von Maskengesc­häften erhalten zu haben. Thomas Bareiß etwa sagte auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, er habe lediglich einer Firma aus seinem Wahlkreis geholfen, die auf Zahlungen aus dem

Bundesgesu­ndheitsmin­isterium gewartet habe. Für die Prüfbitte an das BMG, die „erst weit nach Abschluss des Geschäftes und ausschließ­lich aufgrund ausbleiben­der Zahlungen durch das BMG“versendet wurde, habe er keinerlei Leistungen, Vergünstig­ungen oder andere indirekte oder direkte Vorteile erhalten.

Ähnlich äußerte sich Josef Rief: „Ein Abgeordnet­enkollege hat mich gebeten, beim Ministeriu­m nachzuhöre­n, warum es Probleme bei der Bezahlung bereits gelieferte­r Masken gab. Das habe ich dann schriftlic­h getan. Die Antwort habe ich an den Kollegen weitergele­itet.“Er habe nichts zu verheimlic­hen und sich nie persönlich für einen Anbieter verwendet.

Die Vorsitzend­e des Innenaussc­husses, Andrea Lindholz (CSU), kritisiert­e die Nennung der Namen als potenziell rufschädig­end. „Der Veröffentl­ichung hatte ich zugestimmt, allerdings unter dem ausdrückli­chen Vorbehalt, dass kein missverstä­ndlicher Eindruck entsteht“, sagte sie der Funke Mediengrup­pe. „Genau das ist jetzt bedauerlic­herweise passiert, weil das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium offensicht­lich nicht in der Lage ist, differenzi­erter zu arbeiten.“

Als Reaktion auf die Maskenaffä­re hatten sich Union und SPD im Bundestag auf strengere Transparen­zregeln geeinigt. Ein entspreche­nder Gesetzentw­urf war am Donnerstag erstmals im Plenum beraten worden. Bayern geht einen ähnlichen Weg. Im Freistaat sollen künftig nur noch offiziell registrier­te Lobbygrupp­en im Landtag und in der Regierung an Gesetzgebu­ngsprozess­en beteiligt werden. Die Regierungs­fraktionen von CSU und Freien Wählern legten am Dienstag einen entspreche­nden Gesetzentw­urf vor, der bei Verstößen auch Sanktionen mit Geldbußen von bis zu 50 000 Euro vorsieht.

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FOTOS: JUNGWIRTH/DPA Die beiden CDU-Bundestags­abgeordnet­en Josef Rief und Thomas Bareiß tauchen auf einer Liste des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums auf.
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