Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Was dem Körper bei langem Stehen hilft

Müde und geschwolle­ne Beine, Verspannun­gen und Rückenschm­erzen - diese Tipps bringen Entlastung

- Von Sabine Meuter

MANNHEIM/KÖLN

(dpa) - Bei der Arbeit immerzu sitzen. Das ist nicht gut. Und im Job ständig stehen? Ebenfalls nicht gut. Für Menschen mit Schreibtis­chjobs gibt es regelmäßig Ratgeber, wie sie mehr Bewegung in ihren Joballtag integriere­n können. Was ist aber mit jenen, die den ganzen Tag auf den Beinen sind, wie etwa Beschäftig­te im Einzelhand­el, Gastronomi­e oder Arbeiter am Fließband? Fünf Tipps für Entlastung und Ausgleich.

1. Auf optimale Arbeitsumg­ebung achten

Lange Zeit auf einem harten Boden stehen – irgendwann ermüdet die Muskulatur. Der Körper versucht dann, die Last zu verlagern. Dies kann zu Verspannun­gen und schließlic­h zu Kopf- oder Rückenschm­erzen führen. Auch besteht die Gefahr, dass die Blutzirkul­ation in den Beinen beeinträch­tigt wird und sich Krampfader­n bilden.

„Eine Entlastung für das MuskelSkel­ett-System können beispielsw­eise spezielle Bodenbeläg­e schaffen“, sagt Christina Helfer von der Berufsgeno­ssenschaft Handel und Warenlogis­tik (BGHW) in Mannheim. Matten oder Bodenbeläg­e reduzieren die Stehdauer zwar nicht, können aber die Belastung auf das Muskel-Skelett-System reduzieren und damit für einen besseren Stehkomfor­t sorgen.

„Insgesamt ist die Reduktion des Stehanteil­s im Verlaufe des Arbeitstag­s immer entscheide­nd“, erklärt Helfer. Hierbei können Stehhilfen wie Stehhocker nützlich sein, auf die man sich setzen oder auch einfach nur anlehnen kann. „Im Ergebnis entlasten Arbeitnehm­er damit Beine, Füße und Rückenmusk­ulatur“, erläutert der Physiother­apeut Uwe Eisner, stellvertr­etender Vorstandsv­orsitzende­r des Deutschen Verbands für Physiother­apie (ZVK) in Köln.

2. Bewegen am Arbeitspla­tz und aktive Pausen einlegen

Oft reichen schon kleine Dinge wie Haltungswe­chsel. „Einfach mal das Gewicht von einem Bein aufs andere Bein verlagern oder mit den Füßen hin- und herwippen“, sagt Helfer.

Oder zwischendu­rch mal die Beine ausschütte­ln und mit den Schultern kreisen. Er empfiehlt bewegte Pausen, in denen man etwa mehrfach hintereina­nder in die Hocke geht und aufsteht oder im Stehen Kopf und Oberkörper Wirbel für Wirbel nach unten beugt um sich dann wieder Wirbel für Wirbel aufzuricht­en. Auch kleine Spaziergän­ge zwischendu­rch seien ein guter Ausgleich zu einer stehenden Tätigkeit, so Eisner weiter. Sein Tipp: Damit die bewegten Pausen im Alltag nicht in Vergessenh­eit geraten, kann man sich kleine Zettel in Augenhöhe am Arbeitspla­tz heften: „Heute schon bewegt?“

3. Bequeme Schuhe und Kompressio­nsstrümpfe

Wer lange im Job stehen muss, sollte auf bequeme Schuhe achten. Diese sollten flache Absätze und eine gute Passform haben sowie gut belüftet sein. „Die Zehen sollten in den Schuhen ausreichen­d Platz für Bewegung haben“, rät Helfer. Auch eine gute Ballen- und Fersendämp­fung ist wichtig – so lassen sich Gelenkvers­chleiß und Verspannun­gen entlang der Wirbelsäul­e vorbeugen. Kompressio­nsstrümpfe pressen die Venen in den Beinen zusammen, wodurch Krampfader­n vorgebeugt und das Blut effektiver in Richtung Herz fließen kann.

4. Durchblutu­ng anregen und fördern

Um die Durchblutu­ng nach Feierabend anzuregen und zu fördern, können kalt-warme Wechselfuß­bäder helfen, so Eisner. Auch Fußbäder mit langsam ansteigend­er Temperatur sind gut für die Zirkulatio­n. Hierfür eine Fußwanne mit etwa 22 Grad warmen Wasser füllen und beide Füße eintauchen. Durch zulaufende­s heißes Wasser die Temperatur innerhalb von 20 Minuten auf 39 Grad erwärmen. Danach die Füße gut trocken reiben.

5. In der Freizeit Sport treiben

Als Ausgleich zum vielen Stehen im Job bieten sich in der Freizeit Sportarten an, die den Aufbau der Beinund Rückenmusk­ulatur fördern und stärken. Dazu gehört zum Beispiel Radfahren oder Walken. „Optimal ist auch die Nutzung von Sportgerät­en wie etwa ein Crosstrain­er“, sagt Eisner. Auf diesem würden viele Muskelgrup­pen gelenkscho­nend trainiert. Auch Joggen ist ebenfalls ein effektives Ganzkörper­training. Neben Sport lässt sich außerhalb des Jobs auch sonst viel Bewegung einbauen. „Statt den Aufzug die Treppe nutzen“, empfiehlt Helfer. Oder: Wer nach der Arbeit mit einem öffentlich­en Verkehrsmi­ttel nach Hause fährt, steigt eine Haltestell­e früher aus und geht das letzte Stück zu Fuß Und wer den Arbeitsweg mit dem Fahrrad zurücklegt, dem wehe auch immer eine frische Brise um die Nase, so Helfer.

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FOTO: PETER ENDIG/DPA Wer bei der Arbeit viel stehen muss, dem raten Experten, öfter die Körperhalt­ung zu ändern oder aktive Pausen einzulegen.

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