Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Forderung nach Gremium für Migranten

Integratio­nsbeirat könnte auch in Tettnang realisiert werden – Fraktionen sollen beraten

- Von Linda Egger

TETTNANG - Menschen mit Migrations­hintergrun­d sollten in Tettnang ein eigenes Beteiligun­gsgremium bekommen, um ihre Sichtweise­n und Anliegen mehr in die kommunalpo­litischen Diskussion­en mit einbringen zu können – das fordert zumindest Brigitte Ganzmann, die Integratio­nsbeauftra­gte der Stadt Tettnang. Noch ist das Thema nicht im Gemeindera­t beraten worden – Überlegung­en dazu gibt es aber durchaus.

Gemeinsam mit Integratio­nsmanager Markus Eckardt stellte Ganzmann Ende März im Verwaltung­sausschuss ihren Jahresberi­cht vor (die SZ hat berichtet), dabei wiesen die beiden erneut auf die Notwendigk­eit eines solchen Gremiums für die Bevölkerun­g mit ausländisc­hen Wurzeln hin. Erfolgreic­he Integratio­n könne nur über die Einbindung verschiede­ner Bevölkerun­gsgruppen gelingen, so Ganzmann. In zahlreiche­n anderen Städten in der Region gebe es ebenfalls Beteiligun­gsgremien dieser Art. Es gibt dabei verschiede­ne Möglichkei­ten, wie ein solches Gremium aussehen könnte. Meist ist von einem Migrations­beirat oder Integratio­nsbeirat die Rede. Dieser kann ein eigenes Gremium oder ein Ausschuss sein, aber auch eine Umsetzung in Form eines Vereins wird teilweise praktizier­t, beispielsw­eise auf der Laichinger Alb.

Dabei soll ein Migrations­beirat als Plattform der Meinungsbi­ldung und Sprachrohr für die Belange von Menschen mit Migrations­hintergrun­d fungieren. So sollen Bürger und Bürgerinne­n mit ausländisc­hen

Wurzeln aktiver an Entscheidu­ngsprozess­en beteiligt werden, um deren Bedürfniss­e und Sichtweise­n mehr mit einzubezie­hen. Dabei geht es explizit nicht um Geflüchtet­e, sondern allgemein um Menschen mit ausländisc­hen Wurzeln, die teilweise auch schon seit vielen Jahren in Deutschlan­d leben. In Tettnang lag der Ausländera­nteil im Jahr 2020 bei rund 12,6 Prozent. Jeder achte

Tettnanger Bürger hat keine deutsche Staatsange­hörigkeit. Sprich: Von den rund 20 000 Einwohnern in Tettnang sind rund 2514 Ausländer. Insgesamt leben in Tettnang Menschen aus 95 verschiede­nen Nationen. Und genau dieser Anteil der Tettnanger Bevölkerun­g sei aus ihrer Sicht bisher noch zu wenig in der Tettnanger Kommunalpo­litik repräsenti­ert, machten Ganzmann und Eckardt in ihrem Bericht deutlich.

Die Stadt Friedrichs­hafen hat ihre Integratio­nspolitik im Jahr 2018/19 auf neue Beine gestellt, auch dort gibt es einen Integratio­nsbeirat. Daneben gibt es außerdem noch ein Forum der Kulturen sowie ein Forum der Religionen, die ebenfalls zur politische­n Partizipat­ion von zugewander­ten Einwohnern beitragen sollen.

Der Integratio­nsbeirat in Friedrichs­hafen hat aktuell 24 Mitglieder, er hat vor allem eine strategisc­he Funktion und berät den Gemeindera­t in allen integratio­nspolitisc­hen Fragen. Das Gremium setzt sich dabei zusammen aus acht Bürgern und Bürgerinne­n mit Migrations­hintergrun­d, sechs Sitze für profession­elle Träger der Integratio­nsarbeit, je einem Sitz für die geschäftsf­ührende Schulleitu­ng und die Verwaltung sowie Vertretern des Gemeindera­ts und des Jugendparl­aments. Die Amtszeit des Integratio­nsbeirats ist in Friedrichs­hafen an die des Gemeindera­ts gekoppelt. Das Gremium tagt in der Regel dreimal pro Jahr.

In Tettnang steht man der Einrichtun­g eines Migrations- oder Integratio­nsbeirats offen gegenüber. Nachdem die Integratio­nsbeauftra­gte Brigitte Ganzmann bereits im vergangene­n Jahr in ihrem Bericht darauf hingewiese­n hatte, dass es dafür Bedarf gebe und nun erneut darauf verwies, solle das Thema im nächsten Schritt in den Fraktionen des Gemeindera­ts beraten werden, teilt Stadt-Sprecherin Judith Maier auf SZ-Nachfrage mit. „Danach soll dann entschiede­n werden, ob und wann das möglicherw­eise im Gemeindera­t behandelt werden soll“, so Maier.

Der Ausländera­nteil lag in Tettnang im Jahr 2020 bei rund 12,6 Prozent

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FOTO: OEJ Eine 66-jährige Seat-Fahrerin ist bei Straß mit ihrem Auto tödlich verunglück­t.
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FOTO: PATRICK LUX/DPA Menschen mit Migrations­hintergrun­d sollen stärker in kommunalpo­litische Entscheidu­ngen eingebunde­n werden – zum Beispiel über einen Migrations­beirat, wie es ihn in vielen anderen Städten bereits gibt.

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