Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Absage des Ravensburger Rutenfests: „Das tut richtig weh“
Vorsitzender der Rutenfestkommission erklärt, warum es dieses Jahr keine Rettungsaktion geben soll
RAVENSBURG - „Das tut richtig weh“, sagt Dieter Graf, der Vorsitzende der Ravensburger Rutenfestkommission (RFK) am Tag nach der Bekanntgabe. Am Montagabend hatte die Kommission mitgeteilt, dass das Ravensburger Kinder- und Heimatfest auch in diesem Jahr ausfallen muss.
Die Entscheidung zur Absage sei am vergangenen Donnerstag gefallen, berichtete Graf am Dienstag der „Schwäbischen Zeitung“. Davor habe es diverse Sitzungen gegeben – verbunden mit dem Abwarten, in welche Richtung die Corona-Politik von Bund und Land weitergehen wird.
Dann kam die Notbremse: Verschärfung bestehender Regeln, nächtliche Ausgangsbeschränkungen, mancherorts wieder Schulschließungen. Die neuen Maßnahmen sollen zunächst bis 30. Juni gelten – also bis einen Monat vor dem geplanten Zeitpunkt des Rutenfests 2021. Im Schulterschluss mit den zuständigen Ämtern der Stadtverwaltung habe die RFK daher die Absage einvernehmlich beschlossen, berichtet Dieter Graf.
„Großveranstaltungen bleiben weiterhin verboten“, sagt der RFKVorsitzende weiter. Doch selbst an „schlechten Tagen“habe das Rutenfest noch täglich zwischen 20 000 und 30000 Besucher zu verzeichnen: „Das erscheint zum jetzigen Zeitpunkt undenkbar.“„Nach derzeitigem Stand dürften beim Rutentheater nur zwei Kinder gleichzeitig auf der Bühne sein, maximal zwei Trommler gemeinsam trommeln.
Von der Begrenzung der Zuschauerzahlen ganz zu schweigen“, erläutert Dieter Graf. Daher habe die Rutenfestkommission auch die Gedanken an eine abgespeckte Variante des Heimatfests schnell aufgegeben.
Ebenso wie eine Verschiebung des Fests in Richtung September: „Wir brauchen alle eine Vorlaufzeit für so eine große Veranstaltung. Selbst wenn nach dem 30. Juni andere Regeln gelten, so ist es da längst zu spät.“Zur Deckung der laufenden Kosten soll es vonseiten der Stadt Ravensburg „monatlich eine kleinere Summe“geben, sagt Graf. Als Unterstützung für Darlehen, Versicherungen und den Schuldendienst für das Rutenfesthaus.
Eine Rutenretter-Aktion wie im vergangenen Jahr, bei der unter anderem Solidaritäts-Festabzeichen verkauft wurden, sei in diesem Jahr nicht geplant. Der Grund ist ganz einfach: „Wir hätten dafür keine Vertriebsmöglichkeit. Die Geschäfte sind zu und Schüler dürfen wir nicht einsetzen.“
Immerhin ist nicht zu befürchten, dass der Bestand der Rutenfestkommission Schaden nimmt, wenn er nun ein weiteres Jahr in der Halle und in Kammern lagern muss. Die Festzugswagen sind alle aufgebockt, damit es keinen Standplatten gibt. Und die Kostüme sind geschützt eingelagert.