Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Im Zeitalter der Berater
Viele wissen es nicht – aber wir leben längst im Zeitalter der Berater. Im Englischen spricht man von Coaches, also von Trainern im weiteren Sinne. Diese Berater werden zurate gezogen, wenn zum Beispiel fachfremde Politiker ein Amt übernehmen, über das sie keinerlei Vorkenntnisse besitzen. Prominentes Beispiel ist Ursula von der Leyen (CDU), die allein durch ihre Ministerschaft für Verteidigung der Beraterbranche einen eigenen Aufschwung bescherte, als sie ungefähr sieben Trizidilliarden Euro für gute Ratschläge der Coaches ausgab.
Dass guter Rat teuer ist, wird im Lichte dieser Entwicklungen freilich niemand mehr in Abrede stellen wollen. Traditionell teuer ist naturgemäß auch der Rat von Trainern, die im Bundesliga-Fußball von früh bis spät Rat von sich geben. Das hat im Fall von Julian Nagelsmann dazu geführt, dass dieser Trainer für irgendwas zwischen 25 und 30 Millionen Euro Ablöse von RB Leipzig zum FC Bayern gewechselt ist.
Im Gegensatz dazu ist Ursula von der Leyen komplett ablösefrei vom Bundesverteidigungsministerium nach Brüssel an die Spitze der EU gewechselt. Und zwar als Kommissionspräsidentin. Ob und wie sie das ohne Berater geschafft hat, wird sicher bald ein Untersuchungsausschuss überprüfen. So eine handelsübliche EU-Kommission besitzt übrigens 28 Kommissare. Was ungefähr 2,54 Fußballmannschaften entspricht. Wahrscheinlich sind wir gut beraten, nicht so genau über die Qualifikation von Kommissaren und Trainern Bescheid zu wissen. Dieser Hinweis ist für Sie als Leser übrigens kostenlos. (nyf)