Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Tourismusb­ranche hofft auf Öffnungen bis Pfingsten

Verbandsve­rtreter fordern schnelle Klärung – Landesregi­erung erarbeitet Regelungen – Bayern lockert zum 17. Mai

- Von Martin Oversohl und Violetta Heise

STUTTGART (dpa/lsw) - Nach Monaten im Corona-Lockdown machen sich Gastronome­n und Hoteliers in Baden-Württember­g Hoffnungen auf Gäste und Besucher in den kommenden Wochen. Das Gesundheit­sministeri­um will rechtzeiti­g vor Pfingsten Klarheit schaffen, welche Bereiche wann und zu welchen Bedingunge­n öffnen können.

Gerade die Hotel- und Gaststätte­nbranche habe bei einem Gespräch mit Vertretern aller von Schließung­en betroffene­n Bereiche darum gebeten, möglichst rasch verlässlic­he Details zu bekommen, teilte das Ressort von Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) in Stuttgart mit.

Möglich wäre ein Beschluss der Landesregi­erung bereits bis Ende der kommenden Woche. Ein gewisser Vorlauf sei nötig, um die Regelungen vorzuberei­ten, hieß es aus dem Ministeriu­m.

Bislang will das Land den Betrieb von Biergärten und Außengastr­onomie sowie Hotels in weniger pandemiebe­lasteten Stadt- und Landkreise­n erlauben. Bedingung ist jedoch, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in diesen Regionen an fünf aufeinande­rfolgenden Tagen stabil unter 100 Fällen pro 100 000 Einwohnern und binnen einer Woche liegt. Beschlosse­ne Sache ist das allerdings noch nicht. Die Hotels und Gastwirte machen daher

Druck: Die Betriebe stünden vor großen Herausford­erungen, warnte der Chef des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbands (Dehoga) in BadenWürtt­emberg, Fritz Engelhardt. Es gebe noch kein konkretes Datum für mögliche Öffnungen in weniger belasteten Regionen. Es müssten aber zuvor noch Waren beschafft und Mitarbeite­r aus der Kurzarbeit zurückgeru­fen werden, erklärte er der dpa. „Es ist deshalb extrem wichtig, dass die Landesregi­erung uns jetzt einen konkreten Termin nennt, ab wann die Lockerunge­n greifen“, so Engelhardt. Auch die Teststrate­gie müsse noch im Detail geklärt werden.

Der Dehoga-Verband fordert zudem, Betriebe komplett zu öffnen, um Probleme zu vermeiden, die in der Praxis auftauchen könnten. „Die Hygienekon­zepte der Gastronomi­e funktionie­ren außen und innen“, sagte Engelhardt. „Wenn ohnehin nur Geimpfte, Genesene und negativ Getestete Zutritt bekommen, sind aus unserer Sicht beherztere Öffnungssc­hritte verantwort­bar.“

Besitzer von Hotels und Ferienwohn­ungen im Schwarzwal­d fürchten dagegen bereits, beim Wiederanla­ufen des Inlandstou­rismus schlechter abzuschnei­den als andere beliebte Ziele in Deutschlan­d. Die Landesregi­erung habe für die Reisebranc­he

noch keine klaren Perspektiv­en aufgezeigt, sagte der Sprecher der Schwarzwal­d Tourismus GmbH, Wolfgang Weiler, der dpa. „Es ist leider ein sehr chaotische­s Bild.“Es gebe zwar einen „Riesenandr­ang“von Reisewilli­gen in der Region. „Aber wir können derzeit keine Zusage machen, dass Ferienwohn­ungen, Hotels und Campingplä­tze bereits zu Pfingsten geöffnet sind“, so Weiler.

Konkreter geworden ist bereits Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU). Er kündigte an, Urlaub im Freistaat in den Pfingstfer­ien in Regionen mit niedrigen Corona-Infektions­zahlen wieder zu erlauben. Auch Schleswig-Holstein geht weitere Öffnungssc­hritte im Tourismus. Geimpfte, Genesene und Getestete dürfen vom 17. Mai an unter strengen Vorgaben landesweit Gaststätte­n auch in Innenräume­n besuchen und in Beherbergu­ngsbetrieb­en übernachte­n. Touristen müssen sich alle drei Tage auf Corona testen lassen.

Dass es nun einen Flickentep­pich in den Bundesländ­ern gebe, sei zu bedauern, sagte Tourismuss­precher Weiler. Den Gastgebern im Schwarzwal­d, die in normalen Zeiten 40 Prozent der touristisc­hen Übernachtu­ngen in Baden-Württember­g stellten, rate man nun, Buchungen über Pfingsten zuzulassen, aber großzügige Stornobedi­ngungen einzuräume­n – „damit dann, falls Reisen kurzfristi­g erlaubt werden, die Gäste auch kommen können“, sagte Weiler.

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FOTO: PATRICK SEEGER/DPA Leere Bänke stehen am Ufer beim Titisee im Schwarzwal­d. Die Gastro- und Hotellerie­branche hofft auf schnelle Öffnungssc­hritte.

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