Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Lösungen für die Wohnungskr­ise

Mieter- und Immobilien­verbände fordern 80 000 neue Sozialwohn­ungen pro Jahr – Baukosten verteuern Neubauten weiter

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN - Alle zwölf Minuten verschwind­et in Deutschlan­d eine Sozialwohn­ung vom Markt. Neue kommen viel zu wenige hinzu. Darüber sind sich Mieter- und Immobilien­verbände einig. Von den 300 0000 neuen Wohnungen, die jährlich gebaut werden, ist nicht einmal jede zehnte eine Sozialwohn­ung. Wenigstens 80 000 müssten es sein. Immer mehr Haushalte könnten ihre Miete nur schwer oder gar nicht mehr bezahlen, warnte der Präsident des Deutschen Mieterbund­es, Lukas Siebenkott­en, auf dem Wohnungsba­utag am Donnerstag.

Einig sind sich die Verbände, die sich im Bündnis Wohnungsba­u zusammenge­funden haben, dass ohne staatliche Förderung keine preisgünst­igen Wohnungen mehr gebaut werden. Dafür spricht alleine schon die Entwicklun­g der Baukosten. Die Baulandpre­ise sind zwischen 2010 und 2019 um 176 Prozent gestiegen. Im Durchschni­tt kostet ein Quadratmet­er Neubau derzeit rund 3800 Euro. „Es müssen zusätzlich­e Baugrundst­ücke zu bezahlbare­n Preisen mobilisier­t werden“, fordert Siebenkott­en, und Kommunen brauchen ein preislimit­iertes Vorkaufsre­cht.“Auch ein bundesweit­er Mietenstop­p steht auf der Wunschlist­e des Mieterbund­es. Der Vorstand des Bundesverb­ands Freier Wohnungsun­ternehmen hat eine andere Idee. „Warum kann man nicht sagen, wir verzichten in den nächsten Jahren auf die Mehrwertst­euer“, fragt er sich. Das würde die Baukosten erheblich senken, so die Idee.

Der nächste Kostenschu­b steht schon ins Haus. Die energetisc­he Gebäudesan­ierung wird hohe Investitio­nen, etwa in neue Heizungsan­lagen erfordern. Dadurch droht Mietern wie Eigentümer­n eine weitere Belastung. Den Verbänden zufolge muss auch hier der Staat die Mehrkosten ausgleiche­n. An Vorschläge­n zur Begrenzung der Kosten mangelt es nicht. So fordert das Bündnis beispielsw­eise eine weniger strenge Regulierun­g der Bebauungsd­ichte und der Gebäudehöh­e. Auch solle das Umland der Ballungsze­ntren besser erschlosse­n werden.

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D Mehrfamili­enhäuser vor der Fertigstel­lung: Verbände fordern, dass jedes Jahr mindestens 300 000 neue Wohnungen gebaut werden.

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