Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Auf der Suche nach dem verlorenen Paradies
Wieder ein Klassiker der Moderne – Das Kunstmuseum Lindau zeigt Arbeiten von Marc Chagall
Kulturminister André Malraux den Auftrag, ein neues Deckengemälde für die Pariser Oper im Palais Garnier zu entwerfen. Mit einer Vielzahl von Skizzen und Entwürfen tastet sich der Künstler an die Aufgabe heran. Der finale Entwurf von 1963 mit Motiven aus berühmten Bühnenwerken von ihm verehrten Komponisten ist ebenfalls in Lindau zu bewundern. Zu entdecken ist zum Beispiel eine bezaubernde Darstellung von Mozarts „Zauberflöte“, aber auch der Eiffelturm und nebendran Chagall mit Pinsel und Palette.
Kaum ist das neue Deckengemälde eingeweiht, bittet die New Yorker Metropolitain Opera den Künstler für eine Neuinszenierung der „Zauberflöte“Bühnenbilder und Kostüme zu entwerfen. Die Entwürfe zeigen, dass Chagall mit schnellem Pinselstrich seiner Fantasie freien Lauf lässt. Bei den hier gezeigten Studien hat er in einem Bild sogar Stofffetzen und vergoldetes Papier verwendet. Ganz bezaubernd ist die Darstellung von Papageno mit Flöte als junger Mann in Shorts mit nacktem Oberkörper.
Blickfänge gibt es also einige beim Rundgang durch die Räumlichkeiten in Lindau. Nicht zu vergessen das bekannte Bild „Liebespaar mit Nelkenstrauß in Grün“von 1950. Das schimmernde Grün steht hier für Chagalls Hoffnung auf einen glücklichen Neubeginn in Südfrankreich.
Und wenn wir schon bei der Farbe Grün sind: Roland Doschka wird parallel zu der neuen Sonderausstellung einen Chagall-Garten kreieren, passend zur in Lindau stattfindenden Gartenschau. In diesem kleinen Paradies will Doschka Blautöne in allen Variationen zum Blühen bringen. Chagall hätte die Idee sicher gefallen.
Dauer: bis 31. Oktober,