Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wieso Waldbesucher jetzt besondere Verantwortung haben
Derzeit ist Aufzuchtzeit bei Wildtieren – Besucherströme auf Wegen sind kein Problem für Flora und Fauna
TETTNANG/REGION (sz) - Jungtiere im Wald bedürfen der besonderen Rücksichtnahme und des besonderen Schutzes. Hier bittet der Landesjagdverband darum, bis zum Ende der Aufzuchtzeit Mitte Juli auf den Wegen zu bleiben. Hundebesitzer sollten der Pressemitteilung zufolge ihre Tiere am besten an der Leine lassen, um die Jungtiere nicht zu gefährden. Zum einen würden immer wieder Wildtiere gerissen. Aber es komme auch durch kopflose Fluchten von Wildtieren zu Unfällen oder Verletzungen.
Florian Tauch von der Jägervereinigung Tettnang freut sich, dass zunehmend Menschen wieder die Natur entdecken. Allerdings habe sich seit der Coronapandemie die Zahl der Waldbesucher vervielfacht. Schon zuvor sei etwa das Argental als „landschaftlich reizvolles Erholungsgebiet“schon sehr stark von Besuchern frequentiert gewesen. Das bedeute auch eine Verpflichtung: „Jeder Besucher, der die Natur genießen und nicht nur konsumieren möchte, sollte etwas beitragen. Den eigenen Müll wieder mitzunehmen müsste eigentlich selbstverständlich sein“, so Tauch.
Seien die Besucherströme der Spaziergänger, Mountainbiker, Reiter,
Gassigeher und Jogger auf den zahlreichen, gut ausgebauten Waldwegen kein großes Problem für Flora und Fauna, werde es leider zu einem, wenn sich zahlreiche Besucher nicht an Gesetze und Regeln hielten, äußert der Landesverband in seiner Mitteilung.
Dazu gehöre insbesondere, wenn Waldbesucher auf Wildwechseln in die letzten Ruhezonen des Wildes vorstoßen würden oder beispielsweise Mountainbiker Schneisen durch Dickungen schlagen würden. Auch freilaufende Hunde seien jetzt, aber eigentlich das ganze Jahr über, ein Problem für das Wild. Immer wieder komme es dazu, dass Jäger gerissene Tiere erlösen müssten, heißt es in der Mitteilung.
Gerade jetzt sei es so, dass etwa Rehkitz und Junghase auf ihre tarnende Fellzeichnung und den noch nicht ausgebildeten Körpergeruch vertrauten, so der Landesjagdverband. „Sie fliehen nicht vor einer Gefahr, sondern ,drücken’ sich, das heißt, sie bleiben regungslos und geduckt liegen und hoffen, nicht entdeckt zu werden“, heißt es weiter.
Komme ein Mensch oder Hund einem solchen Fellbündel dann doch einmal so nahe, dass es die Flucht ergreife, sei es zumindest gegenüber einem Hund oft zu spät. Auch bei einem wohlerzogenen Tier könne dann spontan der Jagdtrieb durchbrechen. Deswegen appellieren die Jäger, auch folgsame Hunde sicherheitshalber an die Leine zu nehmen. Sie verweisen darauf, dass das Jagdund Wildtiermanagementgesetz vorschreibt, dass Hunde verlässlich im Einwirkungsbereich ihres Halters bleiben müssen. Verstöße stellten eine Ordnungswidrigkeit dar und könnten angezeigt werden. Zudem ergeht noch die Bitte, Kitze und Junghasen nicht anzufassen. Die Tiere seien nicht verwaist. Sollte ein Jungtier tatsächlich verletzt sein, sollten Besucher den zuständigen Jäger oder die örtlich zuständige Polizeibehörde informieren.