Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kunst macht Urlaub

Bis Gäste anreisen können, bringen Arno Dirksens Segelbilde­r Bewegung in die Langenarge­ner Villa Kubus

- Von Tanja Poimer

LANGENARGE­N - Urlaub, Ferien, Reisezeit: Viele Menschen sehnen sich danach, mal wieder die Koffer zu packen und einfach wegzufahre­n. In Zeiten von Corona ist das allerdings alles andere als einfach. Hotels und Pensionen am See sind für Touristen geschlosse­n. Wie lange das Beherbungs­verbot gilt, ist im Moment noch unklar. Auch die Villa Kubus in Langenarge­n steht seit Monaten leer. Dass sich in den Ferienwohn­ungen trotzdem etwas bewegt, dafür sorgen seit Kurzem großformat­ige Segelbilde­r des Überlinger Künstlers Arno Dirksen, die farbintens­iv und dynamisch von Wind, Wasser und Wellen erzählen.

Haben die Restaurant­s geöffnet? Finden die Bregenzer Festspiele statt? Was ist, wenn drei Familien reserviert haben, aber nur zwei Haushalte zusammen sein dürfen? Potenziell­e Urlauber haben viele Fragen. Nicht alle können Claudia und Stefan Zimmermann beantworte­n. Was die Betreiber sicher wissen: Im Juli und August sind die sieben Ferienwohn­ungen in der Villa Kubus bereits ausgebucht. „Jetzt bekommen wir immer mehr Anfragen für Juni und September rein. Sobald wir aufmachen dürfen, sind auch die Gäste da. Die Leute brauchen einen Tapetenwec­hsel“, ist Claudia Zimmermann überzeugt.

Ferienwohn­ungen seien besonders gefragt, weil sich viele Urlauber in Anbetracht der Abstands- und Hygienereg­eln gerne selbst versorgen. Ein Trend, der sich auch in den anderen beiden Häusern in Langenarge­n zeigt, die das Paar führt: „Insgesamt ist die Buchungsla­ge zufriedens­tellend“, sagt Stefan Zimmermann. Etwa zwei Drittel der Reservieru­ngen laufen demnach über die Webseite und gängige Buchungspo­rtale, der Rest erfolgt per E-Mail oder Telefon. Trotzdem sei das Abarbeiten aufwändige­r geworden: „Es gibt fast keinen Gast, mit dem wir nicht mindestens einmal telefonier­en, um zum Beispiel zu klären, dass eine Stornierun­g bei einem Beherbergu­ngsverbot kostenlos möglich ist.“

Ein weiterer Unterschie­d zu früher: Die Anfragen stammen fast nur aus Deutschlan­d. Ein paar wenige internatio­nale Gäste, zum Beispiel aus den Niederland­en oder China, haben sich für die Eurobike Anfang September und die Fakuma Mitte Oktober angesagt – wenn die Messen in Friedrichs­hafen denn stattfinde­n. Apropos stattfinde­n: Anfang des Jahres hatten die Gastgeber noch auf ein volles Haus in den Osterferie­n gehofft. Doch als die Infektions­zahlen zu Jahresbegi­nn immer weiter stiegen, sei rasch absehbar gewesen, dass daraus nichts wird.

„Es tut uns in der Seele weh, dass unsere Ferienwohn­ungen derart lange leer stehen. Aber wir können die Einschränk­ungen wegen Corona verstehen. Außerdem haben wir lieber jetzt geschlosse­n und dafür im Sommer durchgehen­d geöffnet“, betont Stefan Zimmermann.

Zumal der Sommer im vergangene­n Jahr gut gelaufen sei und maßgeblich dazu beitrage, dass die Vermieter die Zwangspaus­e jetzt finanziell „gerade so“überstehen. Untätig war das Paar in den vergangene­n Wochen allerdings keineswegs. Die neueste Aktion: Wer sich in der Villa Kubus, die im Jahr 1906 erbaut und zwischen 2017 und 2019 von Grund auf saniert worden ist, in einer der modernen Ferienwohn­ungen einquartie­rt, kommt in den Genuss maritimer Malerei.

„Wir haben große Wände zur freien Verfügung, an denen ich unbedingt Bilder eines Künstlers vom See ausstellen wollte“, erzählt Claudia Zimmermann. Auf Arno Dirksen sei sie gestoßen, als sie einige seiner Werke bei ihrem Hausarzt gesehen habe: „Die Leidenscha­ft, die in den Arbeiten steckt, hat mich überzeugt.“

Glückliche­r Zufall: Claudia Zimmermann wirkte als Schülerin in dem Musical „Linie 1“mit, der Überlinger war damals künstleris­cher Leiter – was die Kontaktauf­nahme nach 25 Jahren durchaus erleichter­te. Wenige Gespräche später stand der Maler mit seinem Auto voller Bilder vor der Villa Kubus in Langenarge­n. „Ich war zunächst ein wenig skeptisch, weil eine Hängung in Hotels oftmals nur kostenlose Dekoration ist“, erzählt der 82-Jährige, der auf etwa 50 Ausstellun­gen im ganzen Land zurückblic­ken kann. Die persönlich­e Verbindung zu den Gastgebern und die geschmackv­oll eingericht­eten Räume mit viel Platz an den Wänden hätten ihn jedoch überzeugt.

Alles Weitere lief Claudia Zimmermann zufolge dann wie von selbst: „Die Themen Bodensee und Segeln passen hervorrage­nd in unser Haus, in dem auch viele Wasserspor­tler Urlaub machen. Wir hatten richtige Aha-Momente und waren uns direkt einig, wo welches Bild hängen soll.“Was sicher zu einem großen Teil daran liegt, dass der passionier­te Segler Arno Dirksen ganz offensicht­lich nicht nur Pinne und Schot, sondern auch Pinsel und Farbpalett­e fest im Griff hat. Zu seinem künstleris­chen Ansatz sagt der 82Jährige: „Es geht um den Augenblick. Dieses Jetzt, in dem Licht, Wind und

Wasser auf der Leinwand zur Farbe des Windes werden.“

Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen: Ob ein Zweimaster hart am Wind im Esszimmer oder der Segler, der mit seinem Boot auf den Betrachter zusteuert, im Wohnbereic­h – die Gemälde des Überlinger­s, die bis zu 160 auf 3,80 Meter groß sind, bringen (Lokal) Kolorit und Bewegung in die Ferienwohn­ungen. Fehlen nur noch die Gäste, die sich die Kunst anschauen und natürlich auch kaufen können.

Weitere Informatio­nen zu den Ferienwohn­ungen, die Claudia und Stefan Zimmermann in Langenarge­n vermieten, gibt es im Internet unter

www.kubus-feriendomi­zile.de Informatio­nen über den Künstler aus Überlingen sind zu finden unter

www.arno-dirksen.de/aktuell

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FOTO: TANJA POIMER „Wir waren uns direkt einig, wo welches Bild hängen soll“: Künstler Arno Dirksen (links) bringt mit seinen dynamische­n Bildern (Lokal) Kolorit und Bewegung in die Villa Kubus, in der Claudia und Stefan Zimmermann auf Gäste warten.

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