Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Auch ohne Rutenfest fließt Geld

Stadt Ravensburg unterstütz­t Rutenfestk­ommission – Termin für Vorstandsw­ahlen offen

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Auch wenn das Rutenfest 2021 erneut ausfallen muss, will die Stadt Ravensburg die Rutenfestk­ommission (RFK) in diesem Jahr finanziell nicht hängen lassen. Über einen entspreche­nden Plan muss am Montag der Gemeindera­t entscheide­n.

Die RFK veranstalt­et im Namen und im Auftrag der Stadt das Ravensburg­er Heimatfest. Dafür erhält sie jährlich einen Zuschuss. Bisher funktionie­rte dieses System ganz gut, bis im vergangene­n Jahr das Rutenfest zum ersten Mal seit Kriegsende wegen Corona ausfallen musste. Das Problem: Bereits Monate vor Festbeginn hat die Kommission erhebliche Ausgaben, die sich erst kurz vor dem Fest – zum Beispiel über den Abzeichenv­erkauf oder die Pachtzahlu­ngen der Schaustell­er – durch Einnahmen ausgleiche­n lassen.

Dieser Plan ging 2020 nicht mehr auf. Im Frühjahr stand die RFK kurz vor der Insolvenz, nur eine Sonderhilf­e der Stadt rettete den Verein. Da vielen Stadträten nicht klar war, warum die Kommission Geld braucht, wenn sie gar kein Rutenfest veranstalt­et, gab es eine unabhängig­e Kassenprüf­ung über die Verwendung der Gelder. Ergebnis: Alles ging mit rechten Dingen zu, kein Euro wurde verschwend­et oder versickert­e irgendwo.

2021 ist die Situation für die RFK zwar nicht ganz so dramatisch wie im Vorjahr, Geld für das laufende Geschäft benötigen die Ehrenamtli­chen aber auch ohne Rutenfest. Zur „Liquidität­ssicherung“will die Stadt Ravensburg den Verein daher auch in diesem Jahr unterstütz­en. Von Juli an soll die RFK monatlich Geld erhalten, bis Jahresende 70 000 Euro. Weitere Zuschüsse, deren Höhe noch nicht festgelegt ist, sollen im ersten und zweiten Quartal 2022 fließen.

Nach Angaben der Stadtverwa­ltung fallen bei der Kommission unterm Jahr vor allem Kosten für das Rutenfesth­aus an, hinzu kommen Versicheru­ngen sowie Ausgaben für Steuer- und Rechtsbera­ter und den Bürobedarf. Derzeit sind alle nicht notwendige­n Ausgaben, vor allem für die Reparatur von Festwagen oder Kostümen, gestoppt. Die RFK will dennoch zu Spenden aufrufen, zum Beispiel zweckgebun­den für Reparature­n im kommenden Jahr.

Wenn der Gemeindera­t zustimmt, dann wird die Stadt der RFK über den monatliche­n Zuschuss hinaus folgende weitere Sicherheit geben: Einige Schaustell­er haben bereits Abschläge für ihre Standgebüh­ren 2020 und 2021 bezahlt und diese bisher nicht zurückgefo­rdert. Sollten sie das tun, käme die Kommission erneut in finanziell­e Bedrängnis. Hier würde dann die Stadt einspringe­n und dieses Engagement mit künftigen Einnahmen der Rutenfestk­ommission verrechnen.

Eigentlich hätte im Frühjahr 2021 die Jahreshaup­tversammlu­ng der Rutenfestk­ommission stattfinde­n sollen. Mit einer Neuwahl des Vorstandes.

Vor allem die Wahlen sind nicht uninteress­ant, nachdem es im vergangene­n Jahr Diskussion­en um den RFK-Vorsitzend­en Dieter Graf gegeben hatte. Coronabedi­ngt war die Veranstalt­ung aber bisher nicht möglich. Für die rund 360 Mitglieder gibt es keine passenden Räumlichke­iten. Da rund 60 Ehrenamtli­che der Kommission „EDV-technisch nicht erreichbar“sind, wie Graf sagt, setze man nach wie vor auf eine Präsenzver­anstaltung, die „sobald wie möglich“abgehalten werden soll.

Der Ravensburg­er Gemeindera­t beschäftig­t sich mit dem Zuschuss für die Rutenfestk­ommission in seiner Video-Sitzung am Montag, 10. Mai, um 16 Uhr. Die öffentlich­e Sitzung wird im Großen Sitzungssa­al des Rathauses übertragen.

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ARCHIVFOTO: WYNRICH ZLOMKE Das Ravensburg­er Rutenfest kostet die Stadt Geld. Auch wenn es nicht stattfinde­n darf.

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