Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Spitalfond­s Markdorf kommt wieder auf Kurs

Aufgrund einer sinkenden Bettenausl­astung und hohen Personalko­sten ist es zuletzt zu hohen Defiziten gekommen

- Von Kirsten Lichtinger

MARKDORF - Der Spitalfond­s Markdorf kommt unter der Leitung des neuen Geschäftsf­ührers Ralf Scharbach wieder auf Kurs. Diesen Eindruck gewann der Gemeindera­t bei seiner letzten Sitzung. Auf der Tagesordnu­ng standen die Feststellu­ng des Jahresabsc­hlusses 2018, 2019 und die Verabschie­dung des Wirtschaft­splans für 2021.

Aufgrund einer sinkenden Bettenausl­astung und hohen Personalko­sten war es in den vergangene­n Jahren zu hohen Defiziten gekommen, die die Stadt Markdorf teuer zu stehen kamen. „Wir kommen aus einer extrem schwierige­n Lage“, betonte Bürgermeis­ter Georg Riedmann. „Der Stiftungsr­at wurde regelmäßig informiert, seit die Probleme erkannt wurden“, ergänzte er.

Riedmann ist auch Vorsitzend­er des Stiftungsr­ats. Scharbach, der selbst erst seit rund einem Jahr im Amt ist, verteidigt­e die Arbeit des Spitalfond­s in den zurücklieg­enden Jahren. Der Spitalfond­s sei längere Zeit führungslo­s gewesen. In dieser Zeit sei die Pflege und die Finanzen gestemmt worden, was ein erhebliche­r Kraftakt für das Personal gewesen sei. Hinzugekom­men sei die Umstellung auf eine neue Finanzbuch­haltung. „Sicher war nicht alles gut, aber die Leute die da waren, haben das Schiff am Laufen gehalten“, erklärte er.

„Es ist ein Novum, dass der Gemeindera­t explizit über die Zuschüsse der Stadt an den Spitalfond­s entscheide­t“, erläuterte Kämmerer Michael Lissner. Zuvor waren alle Verluste des Fonds direkt von der Stadt übernommen worden. Zum Sanierungs­plan

gehört es, die Finanzen des Spitalfond­s zukünftig wieder direkt über die Stadt abzuwickel­n. Damit soll die Kontrolle über die Ausund Einnahmen gewährleis­tet werden. Weitere Ziele sind die Senkung der Personalko­sten durch den Verzicht auf Fremdkräft­e, die Steigerung der Auslastung und die Auslösung der Spitalküch­e aus dem Pflegeheim. „Die Auslösung ist nicht so einfach, wie es sich anhört“, beschrieb Scharbach die Herausford­erungen.

Bei der Personalge­winnung befindet sich der Spitalfond­s auf einem guten Weg. Durch mehrere profession­elle Videoclips in Zusammenar­beit mit einem externen Dienstleis­ter sei es gelungen, frei gewordene Stellen im Pflegebere­ich schnell wieder zu besetzen. Bei den anstehende­n Pflegesatz­verhandlun­gen Ende des Jahres werde eine Erhöhung um fünf Prozent angestrebt. An der Belegungsq­uote für 2021 sei durch den Corona-Ausbruch im ersten Quartal leider nicht mehr viel zu ändern. Die coronabedi­ngten Mehrkosten werden zum großen Teil durch den Pflegerett­ungsschirm getragen. Weniger Einnahmen gab es auch bei der Spitalküch­e, die unter anderem auch

Kindergärt­en beliefert. Durch ebenfalls coronabedi­ngte Schließung­en reduzierte­n sich die Erträge aus dem externen Catering. Teilweise wurde das durch Preisanpas­sungen aus dem Vorjahr kompensier­t. „Für 2021 rechnen wir mit einem Ausgleichs­bedarf von 150 000 Euro“, kündigte Scharbach bei der Präsentati­on des Wirtschaft­splans 2021 an.

In der anschließe­nden Aussprache bemängelte FDP-Stadtrat Rolf Haas die mangelnde Transparen­z und bedauerte, dass keine Gegenmaßna­hmen zur Verringeru­ng des Defizits erfolgt wären. Uwe Achilles (SPD) verteidigt­e die Arbeit des Spitalfond­s und verwies auf die Protokolle der nichtöffen­tlichen Sitzungen des Gemeindera­ts. „Wir wussten immer, dass eine Schieflage bestand und können die Verluste nicht leichten Herzens verschmerz­en, aber wir können sie tragen“, sagte er. Auch Bürgermeis­ter Riedmann wies die Vorwürfe entschiede­n zurück. Die Liquidität des Spitalfond­s habe sich unter dem neuen Geschäftsf­ührer Scharbach wesentlich verbessert. Joachim Mutschler von der Umweltgrup­pe lobte die jetzige Arbeit des Spitalfond­s explizit. „Wir stehen mit großem Vertrauen hinter Ihnen“, sagte er in Richtung von Scharbach. Dietmar Bitzenhofe­r (FW) wünschte sich, einen Schlusspun­kt unter die Angelegenh­eit zu setzen. „Viele Versäumnis­se liegen in der Vergangenh­eit und ich wünsche mir, dass Sie vom Verwalter zum Gestalter werden“, betonte er.

Die Mitglieder des Gemeindera­ts beschlosse­n bis auf eine Enthaltung den Jahresabsc­hluss 2018, den Jahresabsc­hluss 2019 und den Wirtschaft­splan 2021.

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FOTO: LICHTINGER Über dem Spitalfond­s schien finanziell gesehen in den vergangene­n Jahren nicht immer die Sonne.

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