Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schult ist erneut schwanger und verpasst die WM

- Von Martin Deck

Nationalto­rhüterin Almuth Schult (Foto: dpa) wird drei Jahre nach der Geburt ihrer Zwillinge erneut Mutter. „Meine Familie ist sehr glücklich darüber, dass wir erneut Nachwuchs erwarten“, sagte die 31-Jährige dem NDR. Der Nachwuchs soll Ende August zur Welt kommen, weshalb die WM in Australien und Neuseeland ohne Schult stattfinde­n wird. „Ich werde zum ersten Mal seit 2011 ein großes Turnier verpassen. Der Grund dafür könnte aber nicht schöner sein“, betonte Schult. (SID)

RAVENSBURG - Mit dem VfL Wolfsburg holte sie als Co-Trainerin die Meistersch­aft, zwei Pokalsiege und stand im Finale der Champions League – nun will Theresa Merk ihrem Ex-Club die erste Saisonnied­erlage zufügen. Als Cheftraine­rin hat die gebürtige Ravensburg­erin den SC Freiburg innerhalb eines halben Jahres zur Überraschu­ngsmannsch­aft der Frauen-Bundesliga geformt, am Samstag (14 Uhr/MagentaSpo­rt) empfängt sie mit ihrem Team zum Auftakt der zweiten Saisonhälf­te den Spitzenrei­ter aus Wolfsburg im Dreisamsta­dion. Was ihr das Duell bedeutet, welche Ziele sie im Breisgau verfolgt und wo es in der Liga nach wie vor hakt, erzählt die 33-Jährige im Interview.

Frau Merk, Sie leben als Oberschwäb­in nun ein gutes halbes Jahr im tiefsten Baden: Wie geht es Ihnen in Freiburg?

Richtig gut. Ich habe mich gut eingelebt und fühle mich hier sehr wohl. Am Anfang war natürlich schon vieles ungewohnt – damit meine ich aber nicht das Badische. Wir mussten uns als Trainertea­m erst einmal finden und uns an den Verein gewöhnen. Ich denke aber, dass uns das ganz gut gelungen ist.

Der Erfolg spricht zumindest dafür. Der Sport-Club startet auf Rang vier in die zweite Saisonhälf­te. Hätten Sie gedacht, dass es von Beginn an so gut läuft?

Ich wusste natürlich schon, dass ich eine Mannschaft mit großem Potenzial übernehme, die schon in der Rückrunde der vergangene­n Saison bewiesen hat, dass sie wirklich gut ist. Nichtsdest­otrotz ist es auch immer ein Risiko, wenn man neu wo hinkommt und auch einen anderen Fußball spielen möchte als der Vorgänger. Da kann man nicht damit rechnen, dass das sofort von allen angenommen wird und funktionie­rt. Umso glückliche­r bin ich, dass wir eine so gute Hinrunde gespielt haben. Das gilt es jetzt zu bestätigen.

Tauschen Sie sich dafür auch mit dem Männerteam um Trainer Christian Streich aus?

Das ist leider gar nicht so einfach, weil wir in Freiburg an drei verschiede­nen Standorten arbeiten. Die Männer sind am neuen Europapark-Stadion und wir hier am alten Dreisamsta­dion, da läuft man sich nicht täglich über den Weg. Aber wenn man sich mal trifft, gibt es immer gute, offene und sympathisc­he Gespräche.

Dann müssten Sie ja gewarnt sein. Die Männer haben schließlic­h zum Jahresauft­akt eine 0:6-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg kassiert. Warum wird Ihnen das nicht passieren?

Weil es den Männern ja schon passiert ist (lacht). Nein im Ernst: Wolfsburg wird eine extrem harte Nuss für uns. Sie haben bislang alle zehn Saisonspie­le gewonnen und sind in Deutschlan­d momentan klar die stärkste Mannschaft. Dennoch haben auch sie immer wieder mal gezeigt, dass sie auch verwundbar sind. Für uns gilt es, dann da zu sein und das auszunutze­n. Dafür müssen wir aber unseren besten Fußball spielen und mit extrem viel Leidenscha­ft ins Spiel gehen.

Für Sie persönlich wird es ein besonderes Spiel, immerhin waren Sie in Wolfsburg zwei Jahre Co-Trainerin, haben dort die Meistersch­aft (2020) und den Pokal (2020, 2021) gewonnen und waren im Champions-League-Finale (2020). Wie sehr hat Sie die Zeit in Niedersach­sen geprägt?

Für meine Entwicklun­g war das eine enorm wichtige Phase. Wolfsburg war meine erste große Vereinssta­tion – und dann gleich ein Club in der deutschen und europäisch­en Spitze. Ich habe gesehen, wie es dort läuft. Natürlich haben auch wir beim Sport-Club gewisse Ambitionen, allerdings sind die Ansätze von uns und von Wolfsburg schon sehr unterschie­dlich: Wo kommt man her? Mit welchen Mitteln wird gearbeitet? Wie sehr setzt man auf den Nachwuchs? Da haben die beiden Vereine eine ganz andere DNA.

Mit dem VfL kommen viele Topspieler­innen in den Schwarzwal­d. Das Dreisamsta­dion wird bestimmt wieder viele Fans anlocken. Was bedeutet es Ihnen, in diesem besonde

ren Stadion spielen zu dürfen?

Es ist immer wieder ein bisschen Fußball-Romantik dabei, wenn man dort einläuft. Von der Schieflage des Platzes über die Tribünen, auf denen man früher selbst stand und Spiele angeschaut hat, hat alles dort einen ganz besonderen Reiz. Auch für die Liga ist es etwas ganz Besonderes, schließlic­h ist es nach wie vor eher die Ausnahme, dass wir Frauen in so einem Stadion spielen dürfen.

Der Umzug ins Dreisamsta­dion vor dieser Saison ist Teil einer Strategie für den Frauenfußb­all beim SC Freiburg, die schon vor längerer Zeit begonnen hat. Warum investiere­n andere Bundesligi­sten der Männer noch immer deutlich weniger in ihre Frauenteam­s?

Es passiert ja schon was, aber es wird leider noch einige Jahre dauern, bis das auch sichtbar wird. Clubs wie Dortmund oder Schalke haben für sich entschiede­n, von ganz unten starten zu wollen. Andere Clubs wie der VfB Stuttgart haben sich mit anderen Vereinen zusammenge­tan, die schon eine gewisse Vorleistun­g gebracht haben. Das hat alles Vor- und Nachteile. Generell ist es schade, dass so viele Clubs erst so spät auf den Zug aufgesprun­gen sind. Ich hoffe aber, dass sie nun mit einer Konsequenz dranbleibe­n, die sie versproche­n haben, und nicht nur etwas fürs Image machen wollen. Dann sieht die Bundesliga in zehn Jahren noch mal ganz anders aus.

Wie haben Sie das erste halbe Jahr nach der erfolgreic­hen EM erlebt? Ist es gelungen, den Schwung mitzunehme­n?

Was das Interesse der Bevölkerun­g und die Zuschauer in den Stadien angeht, auf jeden Fall. Auch der neue Fernseh-Deal ist sicherlich gut für die Liga. Aber davon, dass es klare Kampagnen und Strukturre­formen gegeben hätte, habe ich noch nichts mitbekomme­n. Ob so der Hype aus dem Sommer dauerhaft mitgenomme­n werden kann, weiß ich nicht. Die Basis ist aber auf jeden Fall da.

Was muss nun weiter passieren?

Vor allem muss die Profession­alisierung

Bei der Zusammenst­ellung ging es vor allem um die Männer-Nationalma­nnschaft und die Heim-EM im nächsten Jahr. Dabei stehen auch für den Frauenfußb­all extrem wichtige Jahre bevor. Die Nationalel­f spielt dieses Jahr eine WM in Australien und Neuseeland, nächstes Jahr wartet Olympia in Paris und 2027 soll eine Weltmeiste­rschaft in Deutschlan­d stattfinde­n. Ist jetzt die perfekte Zeit, den Frauenfußb­all endgültig nach oben zu bringen?

Diese Ausgangsla­ge ist natürlich eine große Chance, gerade für den deutschen Frauenfußb­all. Wir haben aktuell eine sehr gute Mannschaft zusammen, die bei der EM gezeigt hat, wie gut sie ist, und die mit weiteren Erfolgen sicher beste Werbung machen kann. Als Trainerin sehe ich es aber auch kritisch, dass so viele große Turniere innerhalb kürzester Zeit angesetzt sind, weil das natürlich eine sehr große Belastung und eine höhere Verletzung­sgefahr für die Spielerinn­en mit sich bringt.

Und was bedeutet die Entwicklun­g für den SC Freiburg? Sie stehen aktuell vier Punkte hinter den Champions-League-Plätzen. Muss eine Qualifikat­ion für die Königsklas­se in diesem oder einem der nächsten Jahre her, um Schritt halten zu können?

Das ist sicher kein ausgerufen­es Ziel des Vereins. Wir definieren uns hier nicht darüber, ob wir in der Champions League spielen oder nicht. Aber natürlich tut man alles dafür, wenn sich die Chance bietet. Das ist bei den Männern sicher nicht anders als bei uns Frauen. Wenn es so kommen würde, würden wir es natürlich mitnehmen. Aber ich glaube nicht, dass eine Qualifikat­ion für unsere persönlich­e Entwicklun­g und die des Vereins zwingend notwendig ist.

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