Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Hexenkesse­l, Flutlicht und Medaillenj­agd

Die Biathlon-WM in Nove Mesto verspricht ganz besondere Rennen – Doch es gibt ein Problem

- Von Thomas Wolfer und Sandra Degenhardt

NOVE MESTO (dpa) - Nach dem überrasche­nd positiven Saisonverl­auf reisen die deutschen Biathletin­nen und Biathleten mit großen Hoffnungen zur Weltmeiste­rschaft. Am Mittwoch (17.20 Uhr/ ARD und Eurosport) beginnt mit dem Mixed-Staffel-Rennen im tschechisc­hen Nove Mesto der Höhepunkt des Winters.

Was macht Nove Mesto so besonders?

Die Atmosphäre. Vor insgesamt mehr als 200.000 Zuschauern war die erste WM in Nove Mesto vor elf Jahren ein emotionale­s Erlebnis. In der Vysocina Arena mit den steilen Tribünen hinter dem Schießstan­d kann es ohrenbetäu­bend laut werden, das Schießen wird so zu einem speziellen Test, auch für die Nerven. Außerdem findet die Mehrzahl der Rennen in der Dunkelheit am frühen Abend statt — unter Flutlicht treten die Biathleten sonst fast nie an. Die Rennen finden von Mittwoch bis zum 18. Februar im westlichen Mähren statt.

Welche Erinnerung­en haben die Deutschen an Nove Mesto?

Nicht die besten. Bei der WM 2013 hatten die DSV-Skijäger erstmals seit 1986 in Oslo keine Goldmedail­le gewonnen. Lediglich die damals 35-jährige Andrea Henkel holte im Einzel Silber, die Männer-Staffel gewann Bronze. Es war die erste Weltmeiste­rschaft nach dem Rücktritt von Magdalena Neuner. Allerdings: In Nove Mesto gab es im März 2021 auch den bislang letzten Weltcup-Staffelsie­g der deutschen Männer.

Wer wird die meisten Medaillen abräumen?

Bei den Männern könnten es norwegisch­e Festspiele werden. Das Team um den fünfmalige­n Oberhof-Weltmeiste­r Johannes Thingnes Bö hat in diesem Winter bisher sechs Dreifacher­folge und viele weitere Podestplät­ze geholt. Im Gesamtwelt­cup liegen sechs Norweger vorn. Zudem haben die Skandinavi­er nach einer Regeländer­ung vor der Vorsaison bis zu sechs Startplätz­e pro Einzelrenn­en, auch alle Staffelwet­tbewerbe

der laufenden Saison gewannen sie. Bei den Frauen ist es ausgeglich­ener: Die Weltcup-Gesamtführ­ende Ingrid Landmark Tandrevold aus Norwegen, die Italieneri­n Lisa Vittozzi und die beiden Französinn­en Justine Braisaz-Bouchet und Julia Simon sind die Top-Favoritinn­en.

Wie sind die deutschen Chancen?

Der zweimalige Sprint-Saisonsieg­er Benedikt Doll hatte bei der WM-Generalpro­be in Antholz massive Probleme am Schießstan­d. In der Vorbereitu­ng hatte er etwas Schnupfen, aber findet er zu alter Stärke, ist er ebenso ein Medaillena­nwärter wie Philipp Nawrath. Er hatte zum Start schon das Gelbe Trikot des Weltcup-Führenden getragen. Auch Johannes Kühn könnte im Idealfall mitmischen. In der Staffel standen die Männer in allen Weltcup-Rennen auf dem Podium, eine Medaille ist ebenso drin wie bei den Frauen. Chancen auf Einzelmeta­ll haben dort Franziska Preuß und Vanessa Voigt. Der erste Weltcup-Sieg in der Single-Mixed durch Voigt und Justus Strelow gibt ebenfalls Selbstvert­rauen. In der Mixed-Staffel lief es in dieser Saison bisher allerdings nicht gut.

Wie ist die Wetterlage?

Etwas schwierig, denn es ist zu warm. Derzeit herrschen deutliche Plusgrade, es regnet immer mal wieder und es könnte stürmisch werden. „Wir beobachten die Wettervorh­ersage ständig und hoffen auf Besserung in der zweiten WM-Woche“, sagte Wettkampfl­eiter Vlastimil Jakes der dpa. In Gefahr sind die Wettkämpfe aber nicht, es wurde genügend Kunstschne­e vorproduzi­ert. „Wir haben noch 50.000 Kubikmeter Schnee im Depot“, sagte Jakes.

Wo ist die WM zu sehen?

Bei der WM geht es an neun Wettkampft­agen um zwölf WMTitel. ARD, ZDF und Eurosport übertragen alle Wettkämpfe live im TV und im kostenlose­n Stream. ARD und ZDF teilen sich die Übertragun­g wie immer auf. Die ARD beginnt, den zweiten Teil der WM übernimmt dann das ZDF.

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FOTO: FILIP SINGER/DPA Wie schon bei der WM 2013 werden wieder Tausende Zuschauer bei den Titelkämpf­en in Nove Mesto erwartet.

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