Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Beflügelt von der Stimmung

Sportfreun­de Friedrichs­hafen trotzen dem SSV Bobingen einen Zähler ab

- Von Nico Brunetti

FRIEDRICHS­HAFEN - 2:2-Unentschie­den und 54 Kegel Rückstand: Die Ausgangsla­ge vor dem Schlusspaa­r sprach gegen die Sportfreun­de Friedrichs­hafen. Aber der abstiegsbe­drohte Zweitligis­t vom Bodensee bewies Kämpferher­z und holte am vergangene­n Samstag im Heimspiel gegen den favorisier­ten SSV Bobingen trotz der schlechten Vorzeichen noch einen Punkt heraus. 4:4 (3455:3490 Kegel) endete die Partie in der Häfler Bodenseesp­orthalle.

„Es war ein Tick spezieller, die Zuschauer haben eine Schippe draufgeleg­t und uns mitgetrage­n“, gab Sportfreun­de-Kapitän Darko Lotina der Stimmung einen Anteil am Punktgewin­n. Im Endeffekt war es vor allem auch die Leistung seines Bruders, Zdravko Lotina, sowie von Celestino Gutierrez. Beide gewannen ihr Duell. Zdravko Lotina schwang sich mit 605 Kegeln zum besten Spieler der Sportfreun­de auf – folgericht­ig besiegte er den Bobinger Bernd Herrmann mit 3:1 nach Sätzen. Der erfahrene Gutierrez – beim Einspielen durch die RealMadrid-Hymne „Hala Madrid y nada más“motiviert – setzte sich gegen Tobias Stephan mit 2:5,1:5 Sätzen (575:564 Kegel) durch. Nur dank der Leistung des Schlusspaa­rs durften sich die Häf ler über einen Zähler und den Sprung vom ersten Abstiegspl­atz (Platz neun) auf den siebten Rang freuen.

Wichtige Vorarbeit leistete der 17-jährige Jonas Willer. Willer sicherte den Sportfreun­den in einem ausgeglich­enen Spiel mit seinem Sieg gegen Dietmar Gäbelein den ersten Mannschaft­spunkt. Beide schenkten sich nichts, jeder behielt jeweils zwei Sätze die Oberhand, aber Willer siegte am Ende dank der höheren Kegelanzah­l (595:578). „Mindestens ein Punkt war das Ziel“, zeigte sich Willer mit dem Endresulta­t zufrieden und kündigte an, unabhängig vom Ausgang der Saison, ein weiteres Jahr bei den Sportfreun­den zu spielen. „Ich hatte schon einige Angebote, aber bleibe auf jeden Fall hier. Ich will hier Erfahrunge­n sammeln“, betonte er und ist zuversicht­lich, dass die Häf ler den Klassenerh­alt in der 2. Bundesliga Süd schaffen. „Das Miteinande­r ist besser als am Anfang der Saison“, so Willer.

Den zweiten Mannschaft­spunkt fuhr Oliver Lämmle ein. Auch bei seiner Partie gegen Thorsten Nippert (2:2 nach Sätzen) entschied am Ende die Kegelanzah­l und die sprach mit 586:577 knapp für den Häf ler. Ganz klar unterlegen war dagegen Nicolai Müller im Mittelpaar gegen Julian Bäurle. Der Sportfreun­de-Akteur verlor alle vier Sätze. Er sucht nach seiner Knieverlet­zung noch nach seiner Form. Das sorgte für Frust bei ihm, im dritten Satz (117 Kegel) zog er seine Kniebandag­e aus und präsentier­te sich in Satz vier (140 Kegel) auch vernünftig.

Durchaus kurios verlief die Begegnung des Kapitäns Darko Lotina. Zunächst musste er sich einigen Diskussion­en unterziehe­n, die Bobinger störten sich am zweiten Stuhl auf der Bahn des Sportfreun­de-Keglers. Im dritten Satz hörte Darko Lotina dann nach 14 Kugeln auf und behandelte seinen Oberschenk­el mit einer Salbe. „Ich habe mir die Verletzung­spause genommen, meine erste in meiner Karriere, um den Muskel zur Ruhe zu bringen“, sagte Darko Lotina. Der Bobinger Marius Bäurle, mit 608 Kegeln der Tagesbeste, spielte munter weiter – danach monierte der SSV, dass der Sportfreun­de-Kapitän die Bahn hätte verlassen müssen. Die Bobinger nahmen es ganz genau, unabhängig davon kam es zur kuriosen Situation, dass Darko Lotina nun genau wusste, was er für den Satzsieg braucht. Bei noch 16 Kugeln musste er 63 Kegel spielen, doch er schaffte nur 48 Kegel und war mit 139 Kegeln von Bäurles 154 Kegeln am Ende ein gutes Stück entfernt. Darko Lotina gelang es mit Verband, das Spiel zu beenden. Die Partie verlor der Häfler aber mit 1:3 nach Sätzen.

Gut für den SF-Kapitän ist nun die Pause bis zum Samstag, 24. Februar. So befürchtet Darko Lotina einen Riss. „Ohne Verband hätte ich nicht weiterspie­len können“, sagte er und hofft aber bis zum wichtigen Auswärtssp­iel beim KRC Kipfenberg (14.30 Uhr) wieder einsatzber­eit zu sein. Die Lage für die Sportfreun­de hat sich durch die Ergebnisse des vergangene­n Spieltages verbessert, beruhigend sieht jedoch anders aus:

Friedrichs­hafen ist mit 7:17 Zählern punktgleic­h mit Kipfenberg auf dem ersten Abstiegspl­atz. Angesichts dessen wäre es gut, sofort wieder auf die Erfahrung von Darko Lotina setzen zu können.

Der 49-Jährige ist nach fünf Jahren beim ESV Ravensburg in der Bundesliga seit 2012 bei den Sportfreun­den. Beim Kegeln ist er „mit Herz und Seele dabei“und will auch noch ein paar Jahre weitermach­en. Als Mannschaft­skapitän übernimmt Darko Lotina bei den Häflern eine besondere Verantwort­ung, wenngleich das Team ein Mitsprache­recht habe. Ihn überrascht die schwierige Saison nach dem Abstieg aus der 1. Bundesliga und den Abgängen von Torsten Reiser (Karriereen­de) und Michael Reiter (Rot-Weiß Zerbst) nicht. Er ist jetzt aber froh, dass alle den Abstiegska­mpf annehmen. „Wir hatten keinen guten Start und steigern uns jetzt“, betonte Darko Lotina. Der beste Beweis dafür war das 4:4 gegen Bobingen, ein Gegner, der „gut gespielt hat“und zu den Top Fünf der 2. Kegel-Bundesliga Süd zu zählen ist.

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FOTO: GÜNTER KRAM „Mit Herz und Seele dabei“: Darko Lotina, Kapitän der Sportfreun­de Friedrichs­hafen.

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