Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kabarettmeister Martin Schmitt unterhält wortgewaltig
Sprach- und Assoziationsgewalt in allen Bereichen trifft höchste Pianovirtuosität
TETTNANG - Mit Martin Schmitt ist am Samstag quasi ein echter Weltstar ins KiTT gekommen. Die Vorstellung des aktuellen deutschen Kabarettmeisters war ausverkauft, wie die meisten Kleinkunstveranstaltungen des KiTTVereins. „1200 Konzerte in 21 Ländern, Auftritte beim Jazz-Festival von Montreux, in der Elbphilharmonie, stimmt – und jetzt in Tettnang“, zählte Schmitt zur Einführung auf.
Sein Vortrag: ironische, sprachwitzige und hintergründige Geschichten und Songs aus dem Alltag oder in Verbindung mit menschlichen Situationen, die er bis ins Gnadenlose persif liert, karikiert und „draufassoziiert“. Themen sind Elternoder Geschlechterstreit, drastisch und oft überraschend witzig.
Leicht fallen ihm dem Publikumsalter angemessene Themen über die Midlife-Crisis – zum Mitsingen, oder eine Reisebeschreibung
durch Bahn- und Reiseterror samt Running Gags, von der Weißwurstinhaltsbeschreibung bis zum polizeilichen Dosenöffner.
Klares Highlight ist die Beschreibung des Toblerone-Verzehrs mit verschiedenen Körperteilen. Dialekt ist immer wieder gefragt, denn unbekleidete Teenager
wären auf Fränkisch freilich „unbegleitet“. Dann geht’s zu den guten alten Zeiten des BleistiftKassettenzurückspulens, des ungehinderten Gebrauchs von Luftgewehr,
Steinschleuder oder gar Festnetztelefons und wenig „vokem“Sprachgebrauch.
Schmitt weiß: „Die Schamhaarlosen verstehen das nicht“, und ergänzt: „nichts für den Prenzlauer Berg.“Auch Berufsgruppen werden nicht verschont, vom Hausmeister über Kellner bis zu Polizeikräften. Stets beeindruckend: Schmitt am Klavier, mit Blues, Ragtime oder Jazz, virtuos und rasend f link. Politisch ist sein Programm eher nicht, dafür gibt es am Ende noch Nachdenkliches, wie beim Lied über die deutsche Neidkultur.
„Genialer Sprachwitz – ich habe laut gelacht“, sagt eine Zuschauerin. „Manchmal war es fast zu viel“, bemerkt ein anderer Besucher, dabei meine er weniger die durchdachten Wortspiele, als die Klischee-Seitenhiebe, die, zuweilen schon gehört, auf Sprachfehler oder Dialekte zielen. Ein Beispiel: „Die Schwaben haben schon durch ihren Sprachgebrauch das Mittel zur Empfängnisverhütung.“