Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Sporthalle: Rotes Licht für Baubeginn
Seltene Überraschung auf dem Roten Platz verzögert Projektstart im Herbst
DETTLANG - Im Herbst hätten eigentlich die Bagger anrollen sollen, um die jahr(zehnt)elang herbeigesehnte neue Sporthalle endlich Realität werden zu lassen. Doch nun deutet alles darauf hin, dass sich das Millionenprojekt erneut beträchtlich verzögert. Schuld sind artenschutzrechtliche Gründe – klingt wie ein schlechter Tettnanger Fluch, wurde jedoch jüngst durch ein Gutachten sozusagen rot auf weiß bestätigt.
Konkret haust auf dem Roten Platz, der als Standort für die neue Sporthalle auserkoren wurde, eine seltene Unterart der streng geschützten roten Ameise. Wie ein Biologe des beauftragten Gutachterbüros jüngst bei einer Vor-Ort-Begehung erläuterte, sei das nur wenige Millimeter große Tier dort wohl schon seit vielen Jahren angesiedelt. Doch weil die Krabbeltiere auf dem roten Untergrund dermaßen gut getarnt seien, habe sie bisher niemand sehen können.
Erst als man bei einer allerallerletzten Untersuchung am Standort die Lupe gezückt habe, sei der seltene Bestand aufgefallen. Ein paar wenige Exemplare der Tiere wurden nun mit Lebendfallen entnommen – ein auf Ameisen spezialisierter Insektenexperte soll nun klären, ob es sich gar um eine endemische Art handelt. Also eine Art, deren Vorkommen sich einzig und allein auf Tettnang beschränkt.
Sollte sich dies bestätigen, wäre das für sich genommen schon eine kleine Sensation: Denn nach einer speziellen Unterart der roten Spinne, die ausschließlich in Tettnang und auch nur im Januar/Februar für wenige Wochen im Jahr in Erscheinung tritt, wäre die rote Ameise bereits die zweite endemische Tettnanger Art.
Welche Auswirkungen eine solche biologische JahrhundertEntdeckung dann für Tettnang hätte, ist zum aktuellen Zeitpunkt schwer zu vorauszusagen – mindestens jedoch müsste wohl der komplette Manzenberg als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden.
Klar ist bereits jetzt: Die Sache mit den Gut- beziehungsweise Schlechtachten wird sich ziehen – und ein zeitiger Baubeginn für die Sporthalle ist erst mal vom Tisch. Die bereits bestellten Baumaschinen wurden wieder zurückgepfiffen und die extra für die Baustellenstraße installierte
Beleuchtung am Carl-GührerHighway wird wieder abgebaut.
In einer von Bürgermeisterin Regine Rist eilig einberufenen Sondersitzung des Gemeinderats fand bereits ein erstes Brainstorming bezüglich möglicher Alternativstandorte statt.
Allerdings waren die Räte recht ratlos und auch nach zweidreiviertel Stunden intensiver Diskussionen zeichnete sich noch keine Lösung ab. Die Wortmeldungen aus der Sitzung reichten von „Sind wir überhaupt sicher, dass wir wirklich eine neue Sporthalle brauchen oder sollen wir uns den Heckmeck und das Geld nicht einfach sparen?“bis hin zu: „Dann machen wir jetzt Nägel mit Köpfen, reißen die alte Stadthalle ab und bauen dort eine zweistöckige Sport- und Mehrzweckhalle.“