Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Räte sollen von überall aus tagen können

Freie Wähler regen hybride Sitzungen für die kommende Legislatur­periode an, um Hürden zu senken

- Von Linda Egger

TETTNANG - Bisher müssen die Mitglieder der politische­n Gremien in den Sitzungen persönlich anwesend sein – die Fraktion der Freien Wähler möchte, dass sich das in Tettnang nun ändert und Sitzungen auch hybrid stattfinde­n können. In der Sitzung des Gemeindera­ts am vergangene­n Mittwoch stellte Martin Bentele (FW) den Antrag, dass die Stadtverwa­ltung diese Option prüfen soll.

Hintergrun­d des Antrags sind die bevorstehe­nden Kommunalwa­hlen am 9. Juni. Um es für Ehrenamtli­che attraktive­r zu machen, ein politische­s Amt zu übernehmen, wollen die Freien Wähler für den Gemeindera­t und die verschiede­nen Ausschüsse das Instrument der hybriden Sitzungen einführen. Sprich, Sitzungen könnten dann sowohl persönlich vor Ort, als auch mittels OnlineÜber­tragung stattfinde­n, sodass Gremiumsmi­tglieder beispielsw­eise auch von außerhalb des Sitzungssa­als teilnehmen könnten.

Ob das im Falle von Tettnang überhaupt machbar wäre, soll die

Stadtverwa­ltung laut FW-Antrag nun prüfen. Konkret geht es um die Punkte Kosten (für Hardware und Personal), die Praktikabi­lität, die Rechtsgrun­dlagen und die Debattenku­ltur. Als Begründung nennt die Fraktion, dass damit die Ausübung eines solchen Ehrenamts erleichter­t werden solle, gerade für junge Mütter oder Väter, die sich dies sonst aufgrund von Kinderbetr­euung nicht vorstellen könnten.

Auch richte sich die Überlegung an „berufstäti­ge Menschen, die zum Beispiel aufgrund zunehmende­r Mobilität nicht in Präsenz an Sitzungen teilnehmen können“, heißt es in dem Antrag. „Alle Bevölkerun­gsschichte­n könnten, falls dieses Tool in der Stadt Tettnang für diverse Sitzungen installier­t werden sollte, von dieser Technik profitiere­n“, schreibt die Fraktion weiter.

Konrad Renz (FW) stellte in der jüngsten Gemeindera­tssitzung klar, dass er den Antrag seiner Fraktion nicht unterstütz­e und sich davon ausdrückli­ch distanzier­e. Er sehe in dem Vorstoß ein „übertriebe­nes Hofieren des Zeitgeiste­s, das ich nicht mittrage“, erklärte er. Bürgermeis­terin Regine Rist nahm den Antrag zur Kenntnis und erklärte, man werde die Sache prüfen.

Erste Überlegung­en in Sachen digitale Sitzungen kamen bereits während der Corona-Pandemie auf. Damals ging es allerdings um die pandemiebe­dingten Abstandsre­gelungen und die Option, dass Sitzungen auch stattfinde­n können, ohne dass alle Gremiumsmi­tglieder in einem Raum zusammenko­mmen müssen. Um hierfür die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen zu schaffen, hat der Gemeindera­t im April 2021 eine Änderung der Hauptsatzu­ng beschlosse­n, wonach Sitzungen „ohne persönlich­e Anwesenhei­t der Mitglieder im Sitzungsra­um durchgefüh­rt werden“können.

Genutzt wurde diese Möglichkei­t bisher allerdings noch nie. Gescheiter­t war das Ganze bislang immer an der schlechten Internetve­rbindung im Hinterland.

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