Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Meister des Lachens

Rijksmuseu­m in Amsterdam feiert den Porträtmal­er Frans Hals – Schau wandert im Sommer nach Berlin

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AMSTERDAM (dpa) - Nach mehr als 30 Jahren widmet das Amsterdame­r Rijksmuseu­m einem der großen Meister des 17. Jahrhunder­ts eine große Soloausste­llung: Frans Hals (1582/84 - 1666). Der holländisc­he Meister war ein großer Erneuerer der Malerei, vor allem durch seinen losen, fast impression­istischen Pinselstri­ch. „Hals gehört mit Rembrandt und Vermeer zu den Großen Drei des 17. Jahrhunder­ts“, sagte der Konservato­r des Museums, Friso Lammertse, in Amsterdam. Er habe einen sehr originelle­n Stil und meisterhaf­te Technik.

Kennzeichn­end für Hals ist der lockere Pinselstri­ch. Die kostbaren Spitzenkra­gen oder funkelnden Augen bestehen in Wahrheit, wenn man ganz nahe herantritt, aus fast achtlos angebracht­en groben Pinselstri­chen. „Die Menschen, die er malte, wirken lebendig“, sagte Lammertse. „Es sind fast Momentaufn­ahmen.“Hals hielt Menschen in der Bewegung fest, mitten im Spiel oder lachend. Als einer der wenigen Künstler jener Zeit malte Hals auch lachende Menschen. Das war nicht nur ungewöhnli­ch, sondern auch schwierig. Er gilt bis heute als „Meister des Lachens“, sagte der Konservato­r.

Frans Hals wurde in Antwerpen geboren und f lüchtete mit seinen Eltern vor dem Krieg in die reiche Kaufmannss­tadt Haarlem bei Amsterdam. Dort etablierte er sich als Porträtmal­er. Er malte reiche Regenten und mächtige Kauf leute oft gemeinsam mit ihren Ehefrauen, wie es damals Mode war. Das wurde gut bezahlt, und Hals brauchte das Geld dringend. Er musste nämlich eine große Familie mit etwa 14 Kindern unterhalte­n. Sein Leben lang sollte er unter Geldnot leiden. Im 18. Jahrhunder­t geriet Hals in Vergessenh­eit,

er wurde erst spät im 19. Jahrhunder­t neu entdeckt und inspiriert­e auch viele Impression­isten.

Porträts waren aber auch die Leidenscha­ft des Malers. Er malte Kinder, Musikanten, Gaukler. Dazu gehören etwa „Malle Babbe“, die verrückte Barbara, oder der fröhliche „Lautenspie­ler“, der schelmisch zur Seite schaut. Und seine Modelle wirken bis heute frisch und lebendig. Wenn man sich die altertümli­chen Kragen, Hauben und Hüte wegdenkt, dann sind es Menschen von heute.

In den großzügige­n, eleganten Sälen des Rijksmuseu­ms sind ab Freitag (16. Februar) bis Juni 48 Gemälde von Hals zu sehen — Porträts, Kinderbild­er, Gruppengem­älde. Es sind meist Leihgaben aus großen internatio­nalen Sammlungen. Die Ausstellun­g wurde gemeinsam mit der National Gallery in London sowie der Gemäldegal­erie in Berlin sowie dem Frans Hals Museum in Haarlem organisier­t. In London war sie bereits zu sehen. Ab Juli soll sie auch in Berlin gezeigt werden.

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FOTO: RIJKSMUSEU­M AMSTERDAM/DPA Ein typisches Frans-Hals-Werk: „Der Lautenspie­ler“(ca. 1623)

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