Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Es geht um das Schicksal der Linde am Schloss
Friedrichshafener Bauausschuss diskutiert über die Linde und den Zustand der Bäume in der Stadt
FRIEDRICHSHAFEN - Optischer Schandf leck oder ökologische Notwendigkeit – da scheiden sich derzeit die Geister, wenn es um die Linde geht, die am Schloss umgestürzt ist. Anfang Dezember war die Winterlinde an der Ecke Klosterstraße/Schlossstraße unter der Schneelast gefallen. Gabriele Renz setzt sich seither dafür ein, dass der Baum liegen bleibt, wo er derzeit ist: auf der Wiese gegenüber des Schlosses. Am Dienstag befasst sich der Ratsausschuss für Planen, Bauen und Umwelt (PBU) mit dem Thema.
Die Winterlinde ist seit 2011 ein Naturdenkmal. „Warum sollte dieses verloren gehen, nur weil der Baum umgefallen ist?“, fragt Gabriele Renz und hat in dieser Angelegenheit jetzt einen offenen Brief an Oberbürgermeister Andreas Brand geschickt. Sie beruft sich auf die Expertise eines Baumgutachters, der meint, dass die Linde zum Teil noch lebe und es möglich sei, dass der Baum sich aus Stamm- und Stockausschlägen wieder regenerieren könne.
Die Stadt hatte eine andere Auffassung vertreten. Es sei sicher sinnvoll, Bäume an bestimmten Stellen stehen beziehungsweise liegen zu lassen, um so für Tiere weiter Nahrung und Lebensraum zu bieten. Im Fall der Linde an der Ecke Klosterstraße/Schlossstraße sieht die Stadt aber keine Möglichkeiten. Begründet wird das mit dem Ort, an dem der Baum stand. „Die Linde fiel an einem repräsentativen Ort am Schloss, welcher einen hohen Anspruch an die Gestaltung als parkartige Grünfläche hat“, schreibt dazu die Stadtverwaltung. Durch Bodenseeradweg und Uferweg, die an dieser Stelle vorbeiführen, würden viele Radfahrer und Fußgänger diesen Abschnitt passieren. Deshalb bestehe an dieser Stelle ein hoher Anspruch, wie sich das Stadtbild und damit die Stadt präsentiere. Der Baum soll also entfernt werden, ein neuer Baum soll an dieser Stelle gepflanzt werden. Und die Hecke, die durch die umgestürzte Linde teilweise zerstört wurde, soll erneuert werden.
In einem ersten Schreiben vom 13. Februar hatte Gabriele Renz dem OB mitgeteilt, dass sich auch das Netzwerk für Friedrichshafen in seiner Sitzung am 8. Februar einstimmig dafür ausgesprochen habe, den Baum liegen
„Und so, wie ein Mensch nicht sterben muss, wenn er fällt, so stirbt auch ein Baum nicht, nur weil er umfällt.“Gabriele Renz
zu lassen. Ferner würden Unterschriften dafür gesammelt.
In einem offenen Brief wenden sich Gabriele Renz und sechs weitere Unterzeichner an den OB und fordern den Erhalt des liegenden Baumes. „Und so, wie ein Mensch nicht sterben muss, wenn er fällt, so stirbt auch ein Baum nicht, nur weil er umfällt. Die Natur zeigt uns das in anschaulicher Weise in unseren Wäldern“, heißt es in dem Brief.
Der auf der Wiese liegende Baum erinnere an Vergänglichkeit, das Kommen und Gehen im ewigen Kreislauf. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner schlagen vor, eine junge Linde dazu zu pf lanzen, die im Schutz des alten Baumes wachsen könne.
Eine direkte Reaktion auf den Brief gibt es seitens Oberbürgermeister Andreas Brand nicht, die Stadt teilt auf Anfrage aber mit, dass der Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt am Dienstag, 20. Februar, unter dem Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“einen Zustandsbericht Stadtbäume erhalte. „In diesem Zusammenhang wird der Ausschuss – auch aufgrund des prominenten Standorts und einiger Nachfragen und Zuschriften aus der Bürgerschaft – über die Möglichkeiten zum Umgang mit der Linde informiert und angehört“, teilt die Pressestelle der Stadt mit.
Die Sitzung beginnt um 16 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses.