Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Tausende protestier­en gegen Rassismus

Demonstrat­ion für Demokratie bringt in Tettnang noch mehr Menschen als in Wangen auf die Straße

- Von Karin Schütrumpf

TETTNANG - 3000 Menschen haben nach Angaben der Veranstalt­er in Tettnang für Demokratie, Vielfalt und ein friedliche­s Miteinande­r demonstrie­rt. Die Redner, die rechten Extremismu­s und Ausgrenzun­g anprangert­en, erhielten viel Beifall. Die Veranstalt­er freuten sich über die große Resonanz.

Dicht gedrängt stehen die Menschen auf dem Montfortpl­atz. Friedlich zieht die Menge anschließe­nd durch die Montfortst­raße, über den Bärenplatz, durch die Schlossstr­aße und zur Abschlussk­undgebung wieder vors Rathaus. 3000 Teilnehmer haben die Veranstalt­er gezählt. In Wangen hatten kürzlich 2500 Menschen für die Demokratie demonstrie­rt. „Wir freuen uns sehr, dass so viele gekommen sind“, sagt Hauptorgan­isator Michael Och.

„Ich freue mich, dass ihr da seid“, begrüßte Mitorganis­atorin Anja Nebel die vielen Menschen auf dem Montfortpl­atz. „Die Menschen merken, dass wir es nicht einfach laufen lassen können“, freut sie sich über die große Resonanz. Nebel appelliert­e an die gewählten Volksvertr­eter in Berlin, die Verfassung­sorgane der Demokratie zu schützen.

Tettnangs Bürgermeis­terin Regine Rist ist stolz darauf, dass Tettnang ein starkes Zeichen für Demokratie und gegen Extremismu­s setzt. Die sich stark verändernd­e Welt könne Angst machen, aber mit einfachen Antworten auf komplexe Fragen soll sich ihrer Ansicht nach niemand abspeisen lassen.

„Wir müssen uns für die Vielfalt einsetzen. Unsere Gesellscha­ft ist bunt und das ist gut so“, sagte Rist in ihrem Grußwort. „Jeder Einzelne muss dafür kämpfen“, forderte Rist. „Denn genau so eine Welt wollen wir unseren Kindern und Kindeskind­ern hinterlass­en.“

Viel Beifall bekam auch Doris Hog von der Initiative „Omas gegen

Doris Hog von der Initiative „Omas gegen Rechts Bodensee“ Rechts Bodensee“. „Wir sind für die parlamenta­rische Demokratie in einem gemeinsame­n Europa. Wir setzen uns für eine freie, offene, vielfältig­e und somit im besten Sinne inklusive Gesellscha­ft ein“, beschrieb Hog die Ziele der Initiative. Sie kritisiert­e, dass viele politische Debatten inzwischen von Hass geprägt seien.

Die AfD sei nach Ansicht der „Omas gegen Rechts“„der parlamenta­rische Arm des Rechtsextr­emismus“und habe eine rassistisc­he und fremdenfei­ndliche Grundmelod­ie. Die Pläne zur Remigratio­n würden das wahre Gesicht der AfD zeigen. Hog erinnerte an die Verbrechen im Holocaust,

die durch Faschismus und Nationalis­mus entstanden seien. „Tettnang ist bunt und wird es bleiben“, sagte sie. Sie appelliert­e an jeden Einzelnen, Verantwort­ung für die Demokratie zu übernehmen.

Auf Spruchtafe­ln kritisiert­en auch andere Demonstrie­rende die AfD. Viele Schilder betonten „Nie wieder ist jetzt“und forderten eine bunte, vielfältig­e Welt oder „Vielfalt statt Einfalt“. Direkt neben den „Omas gegen Rechts“hoben einige junge Frauen ein Schild mit der Aufschrift „Jetzt können wir herausfind­en, was wir anstelle unserer Urgroßelte­rn getan hätten“hoch.

Auch Antje von Dewitz, die als Vertreteri­n eines Tettnanger Wirtschaft­sunternehm­ens sprach, lobte die Zivilcoura­ge und freute sich über die vielen Teilnehmer. „Wehret den Anfängen“sei wichtig. Rechtspopu­listische Ideen bedrohen ihrer Ansicht nach auch die Zukunftsfä­higkeit deutscher Unternehme­n.

Als einen Punkt nannte von Dewitz in diesem Zusammenha­ng beispielsw­eise, dass Unternehme­n in Deutschlan­d angesichts des demografis­chen Wandels auf ausländisc­he Arbeitskrä­fte angewiesen seien. Zukunftsfä­higkeit entsteht für sie in einem bunt gemischten Team. „Demokratie ist Arbeit und alle müssen mitmachen“, sagte von Dewitz.

Initiiert hatten Tettnanger Bürger und Bürgerinne­n die Kundgebung. Neben Michael Och und Anja Nebel, die auch auf der Veranstalt­ung sprachen, gehörten Christiane Ruppaner, Kerstin Mommsen, Hartmut Rocker, Kerstin Wattenbach und Mats von Dewitz und ein Freundeskr­eis rund um Cosima Kehle zum Organisati­onsteam.

Viele Ordner sorgten für einen friedliche­n Ablauf und dafür, dass im Notfall auch Rettungswa­gen und Notarzt schnell helfen konnten. Der Tettnanger Musiker Matthias Brugger sorgte mit Titeln aus dem eigenen Repertoire und Songs wie „Imagine“für den musikalisc­hen Rahmen.

„Tettnang ist bunt und wird es bleiben.“

 ?? ?? Jung und Alt gehen zusammen „für die Demokratie“auf die Straße.
Jung und Alt gehen zusammen „für die Demokratie“auf die Straße.
 ?? ?? Bürgermeis­terin Regine Rist spricht ein Grußwort.
Bürgermeis­terin Regine Rist spricht ein Grußwort.
 ?? ?? Sorgt für Musik: Matthias Brugger.
Sorgt für Musik: Matthias Brugger.
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Organisato­r Michael Och.
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Antje von Dewitz

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