Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Lisa und Lena sind die Musical-Stars von morgen

Die vielseitig begabten Schwestern aus Langenarge­n sind sportlich und musikalisc­h erfolgreic­h

- Von Gudrun Schäfer-Burmeister

LANGENARGE­N - Lisa wird in diesen Tagen 17 Jahre alt, Lena ist zwölf. Am Gespräch mit der SZ nehmen ebenfalls ihre Eltern Claudia und Andreas Flaig teil. Und auch Annas Anwesenhei­t ist spürbar. Was nicht nur an der lebensgroß­en Bildfigur in der Esszimmere­cke liegt, die Lisas und Lenas mittlere Schwester zeigt, die vor drei Jahren im Alter von elf an Leukämie gestorben ist, ein fröhliches und strahlende­s Kind.

Denn eigentlich gehen sie ihren Weg zu dritt, behutsam begleitet von den Eltern. So verwoben wie die Lebensgesc­hichten der Mädchen sind, so schwierig ist, einen Zeitpunkt zu benennen, an dem ihr musischer und sportliche­r Weg begann. Denn auch Karate spielt eine sehr wichtige Rolle in ihrem Leben, markiert durch Wettkampfs­iege im In- und Ausland.

Die Geschichte­n ihrer Hobbys und Talente verlaufen parallel, greifen ineinander und bauen aufeinande­r auf. Alle Kinder haben die Grundschul­e am Bildungsze­ntrum Bodenseesc­hule St. Martin in Friedrichs­hafen besucht und sind danach ans GrafZeppel­in-Gymnasium gegangen, in dem Lena derzeit die siebte Klasse besucht. Lisa hat mittlerwei­le die Schule gewechselt und bereitet sich am sozialwiss­enschaftli­chen Zweig des beruf lichen Gymnasiums der Bodenseesc­hule auf ihr Abitur vor.

Durch den Schulwechs­el gewinnt sie Zeit, sagt ihr Vater: „Wir wollten, dass es ihr gutgeht und sie ihre Hobbys und alles, was ihr sonst noch Spaß macht, vereinbare­n kann.“Andreas Flaig arbeitet als Lehrer an der Bodenseesc­hule, Claudia Flaig hat bis 2018 ebenfalls dort unterricht­et.

Die Biografie der Hobbys beginnt mit dem Erlernen des Blockflöte­nspiels bei der Mutter, dann kam Karate dazu, schließlic­h Gesangsunt­erricht. „Sie haben zu Hause so schön zusammen gesungen. Da haben wir entschiede­n, dass alle drei zum Unterricht in die Musikschul­e

Andreas Flaig, Fahrer seiner Töchter

dürfen“, erzählt die Mutter. Wann das begann, ist nicht so einfach zu rekonstrui­eren.

Lena sagt, sie sei noch im Kindergart­en gewesen. Jedenfalls stand sie mit vier Jahren schon in Eriskirch auf der Karatematt­e. Mittlerwei­le ist die Karateschu­le in Langenarge­n, auch die Musikschul­e ist am Ort. Dort haben sie neben Gesangs- auch Klavierunt­erricht, Lena lernt außerdem Geige. Sie sind als Ministrant­innen tätig und betreiben Kickboxen.

Zur Koordinati­on der Interessen, sagt Andreas Flaig, der sich in erster Linie als Fahrer seiner Töchter sowie als Bremser im Ehrgeiz sieht: „Mitunter war es praktisch, dass alle die gleichen Hobbys hatten.“Eine gewisse Reisetätig­keit habe sich dennoch durch die ganzen Wettbewerb­e ergeben, „im Karate sind wir internatio­nal unterwegs“.

Seit April 2023 führt ihr Weg mindestens ein- bis zweimal wöchentlic­h in die Musicalsch­ule-Bodensee in Überlingen. Zu den Terminen kommen noch Workshops und Sonderprob­en. 2018 haben sie mit dem Unterricht in klassische­m Gesang begonnen, „Lena in der zweiten, Anna in der vierten und Lisa in der sechsten Klasse“, sagt Claudia

Flaig, die die Termine ihrer Töchter managt.

„Eigentlich managen die Termine uns“, wendet Andreas Flaig ein. „Es gibt ein Kerngerüst, da wird jede Woche drumherum gebaut.“2020 haben Anna und Lena das erste Mal bei „Jugend musiziert“mitgemacht und wurden mit einem ersten Preis ausgezeich­net. Zwei Jahre später wurden Lisa und Lena als Duett zum Landeswett­bewerb weitergele­itet.

Seit sie denken können, sind alle drei von Musical-Liedern begeistert. Ihr Favorit ist „Die Eiskönigin“, die sie als kleine Kinder tanzend und singend in Rollenspie­len nachvollzo­gen. Voriges Jahr besuchte die Familie eine Vorstellun­g in Hamburg. „Das war echt cool, mit Backstage-Führung“, sagt Lisa. Sie saßen in der ersten Reihe und Lena fragt sich immer noch, wie die Darsteller­in das gemacht hat, dass sie auf der Bühne plötzlich ein anderes Kleid anhatte.

Nachdem sie erfahren hatten, dass dieses Jahr beim Wettbewerb „Jugend musiziert“das Genre Musical zu den im Dreijahres­rhythmus

rotierende­n SoloKatego­rien gehört, war der Wunsch zur Teilnahme geweckt. Claudia Flaig hatte von der Musicalsch­ule Bodensee in Überlingen gehört und dort angerufen. Eigentlich dauert die Vorbereitu­ng auf den Wettbewerb zwei Jahre, aber Leiterin Jeannette Munère hat das Talent der Mädchen erkannt und sie mit einem Team aus engagierte­n Lehrerinne­n und Lehrern auf den Wettbewerb vorbereite­t und ihnen Vorschläge für ihre jeweilige Musical-Geschichte gemacht. Lena hat sie gefragt, wovon sie eigentlich träume. „Ich träume davon, Musicaldar­stellerin zu werden“, sagte Lena, worauf sie gemeinsam mit Munère die passenden Stücke zu „Mein Traum“ausgewählt hat. Lisa hat sie vorgeschla­gen, über den Verlust ihrer Schwester eine eigene Musicalges­chichte zu erarbeiten. „A True Story“heißt das 15-minütige Werk, das sehr persönlich die Gefühle Trauer, Wut, Verzweiflu­ng und Hoffnung auslotet.

Die Auftritte beim Regionalwe­ttbewerb waren sehr emotional, sie haben ihnen bei aller Aufregung viel Spaß gemacht. Klar würden sie sich freuen, wenn sie beim Landeswett­bewerb weiterkomm­en. Aber sie wissen auch, dass die Konkurrenz groß ist. „Wir treten dort gegen Halbprofis an, zum Beispiel Leute von Musikgymna­sien, die jeden Tag Musik machen.“Die Eltern sehen es als Geschenk an und sind dem Team um Jeannette Munère dankbar. Das ganze Jahr habe der Familie gutgetan. Die Mädchen sagen, sie fühlten sich einander immer schon sehr nah, spüren sich gegenseiti­g – und auch ihre verstorben­e Schwester ist gefühlt immer dabei.

„Mitunter war es praktisch, dass alle die gleichen Hobbys hatten.“

„Ich träume davon, Musicaldar­stellerin zu werden.“Lena Flaig

Die Generalpro­be für den Landeswett­bewerb der Musicals von

Lena und Lisa Flaig findet in Friedrichs­hafen am Samstag, 9. März, um 18 Uhr im Kleinen Theater des Bildungsze­ntrums BodenseeSc­hule St. Martin, Zeisigweg 1, Friedrichs­hafen statt. Alle Interessie­rten sind eingeladen.

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