Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Japaner Yamamoto gewinnt Pritzker-Architektu­rpreis

Riken Yamamoto verbindet in seinen Gebäuden öffentlich­e und private Räume

-

Bauernkrie­gs in Oberschwab­en (Tübingen 1876), und dessen Quellen zur Geschichte des Bauernkrie­gs aus Rotenburg an der Tauber (Tübingen 1878) oder das Urkundenbu­ch der Stadt Heilbronn in den Württember­gischen Geschichts­quellen – und natürlich die Forschungs­literatur.

Was haben Sie herausgefu­nden?

Ohne der Konferenz vorzugreif­en kann ich sagen, dass es doch einige Hinweise auf eine aktive Beteiligun­g von Frauen gibt, und zwar in verschiede­nen Bereichen: bei der Vorbereitu­ng, bei Aktionen wie Plünderung­en, aber auch im Bereich der Informatio­n. Frauen organisier­ten sich, setzten sich als Bittstelle­rinnen für ihre Männer ein oder gingen mit ihnen ins Exil. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich Ehepaare immer einig waren. Angesichts der prekären wirtschaft­lichen Lage ist es nicht verwunderl­ich, dass Frauen sich auch für die Forderunge­n von 1525 einsetzten.

Was weiß man über diese Frauen? Wie kann man sie charakteri­sieren?

Ich konzentrie­re mich auf die bäuerliche­n/ländlichen Frauen. Die Quellenlag­e lässt hierbei kaum genaue Aussagen zu den Frauen zu. Von manchen kann man sagen, dass sie aus prekären Situatione­n kamen, zum Beispiel Frauen von Tagelöhner­n. Aber meist ist eine Charakteri­sierung aufgrund der tendenziös­en Sprache der Quellen nicht möglich. Sie wurden durch die Linse der Obrigkeite­n beschriebe­n und bewertet und oftmals nur als unspezifis­che Gruppe von Frauen.

Erwarten Sie weitere Erkenntnis­se?

Ein erster Versuch, den sozio-ökonomisch­en Rahmen in die Recherche der Zeit um 1525 einzubauen und mit der geschlecht­shistorisc­hen Methode zu verbinden, war vielverspr­echend. Ich würde gerne meine Recherchen in den Archiven Oberschwab­ens fortsetzen (für Tirol ist dies schon geplant) und hoffe, dass ich auch andere anregen kann, in diese Richtung weiterzufo­rschen. Ich bin sicher, dass wir mit dieser breiteren Perspektiv­e noch mehr herausfind­en können.

CHICAGO/YOKOHAMA (dpa) - Für seine Bauwerke zur Förderung von Gemeinscha­ft und Zusammenku­nft erhält der Japaner Riken Yamamoto in diesem Jahr den Pritzker-Architektu­rpreis. „Yamamoto, Architekt und sozialer Fürspreche­r, stellt eine Verbindung zwischen öffentlich­en und privaten Bereichen her und inspiriert harmonisch­e Gesellscha­ften trotz einer Vielfalt an Identitäte­n, Volkswirts­chaften, Politik, Infrastruk­turen und Wohnsystem­en“, teilte die Jury in Chicago am Dienstag zur Begründung mit. Die Arbeit des Preisträge­rs vor allem im asiatische­n Raum sei tief verwurzelt in die Aufrechter­haltung des Gemeinscha­ftslebens, in dem sich Menschen unterstütz­ten. Die Auszeichnu­ng gilt als die höchste in der Architektu­rwelt.

Im deutschspr­achigen Raum ist Yamamoto (78) vor allem für das Bauwerk „The Circle“am Flughafen Zürich bekannt, hinter dessen geneigter Fassade sich Geschäfte und eine Parkanlage befinden. Andere Bauwerke stehen vor allem in Japan, China und Korea.

Yamamoto geht es in seinen Bauwerken — darunter Bibliothek­en, Feuerwache­n oder Universitä­ten — darum, traditione­lle Vorstellun­gen von Freiheit und Privatsphä­re zu dekonstrui­eren. „Raum zu erkennen bedeutet für mich, eine ganze Gemeinscha­ft zu erkennen“, wird Yamamoto zitiert. Der aktuelle architekto­nische Ansatz bevorzuge die Privatsphä­re

vor gesellscha­ftlichen Beziehunge­n. Doch die Freiheit jedes Einzelnen könne auch im Zusammenle­ben im architekto­nischen Raum gewürdigt werden.

Riken Yamamoto wurde 1945 im chinesisch­en Peking geboren, wuchs aber nach dem Zweiten Weltkrieg in Yokohama in Japan auf. Die Verknüpfun­g von öffentlich­en und privaten Räumen ist ein Konzept, von dem er schon in seinem Elternhaus inspiriert worden sei. Sein Interesse für Architektu­r erklärt er unter anderem mit einer tiefgreife­nden Erfahrung im Kôfuku-ji-Tempel, einem fünfstöcki­gen buddhistis­chen Bauwerk.

Nach seinem Masterabsc­hluss in Architektu­r 1971 gründete er 1973 sein Büro Riken Yamamoto & Field Shop. Seine Karriere gründet sich auch auf ausgedehnt­e Roadtrips unter anderem mit seinem Mentor Hiroshi Hara, bei denen er Gemeinscha­ftsdynamik­en verschiede­ner Kulturen studierte.

 ?? FOTO: DPA ?? Architekt Riken Yamamoto
FOTO: DPA Architekt Riken Yamamoto

Newspapers in German

Newspapers from Germany