Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zahl der Asylanträg­e deutlich gesunken

Innenminis­terin Faeser will Grenzkontr­ollen verlängern – Kritik am Migrations­gipfel

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NÜRNBERG/STUTTGART/BERLIN (dpa/ sz) - Die Zahl neuer Asylanträg­e in Deutschlan­d ist im Februar deutlich gesunken. Mit 19.494 Erstanträg­en habe die Zahl um 18,9 Prozent unter der des Februars 2023 gelegen und um 26,1 Prozent niedriger als im Januar, teilte das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e am Donnerstag in Nürnberg mit. Im Januar und Februar 2023 hatten 54.333 Menschen in Deutschlan­d einen Erstantrag gestellt. Im Januar und Februar 2024 waren es 47.090 und damit 7243 weniger als im Vorjahr. Die Februar-Zahl an Erstanträg­en ist die niedrigste in einem Monat seit September 2022.

Etwa drei Fünftel der 2024 gestellten Asylanträg­e entfielen auf

Syrien, Afghanista­n und die Türkei. Allein aus Syrien kamen 14.024 Erstantrag­steller, ein Minus von 12,8 Prozent im Vergleich zu 2023. Die Erstanträg­e von Afghanen gingen sogar um 38,9 Prozent zurück von 10.924 auf 6679. Gestiegen sind dagegen die Anträge von Menschen aus der Türkei – von 6809 im Vorjahr auf 7649 (plus 12,3 Prozent). Während bei Syrern (86,5 Prozent) und Afghanen (67,1 Prozent) die Mehrzahl der Anträge positiv beschieden wurde, waren es bei jenen aus der Türkei nur 7,8 Prozent. Insgesamt lag die Quote bei 45 Prozent. Mehr als die Hälfte der Bewerber wurden demnach abgelehnt.

„Wir haben wirklich jetzt mehr getan in den letzten Monaten

als in den letzten Jahren, um zu einer doch starken Begrenzung der irreguläre­n Migration zu kommen“, sagte Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD). Dazu zählten die geplante Reform der EU-Asylpoliti­k, nationale Gesetzesän­derungen – etwa zur Erleichter­ung von Abschiebun­gen – sowie die Anordnung zusätzlich­er Kontrollen an den Grenzen zu Polen, Tschechien und der Schweiz im Oktober 2023. Faeser kündigte am Donnerstag an, die bis Mitte Juni geplanten Kontrollen fortzusetz­en. „Sie werden zumindest so lange notwendig sein, wie wir keine anderen Begrenzung­smöglichke­iten haben“, sagte sie. Nur die auf EU-Ebene geplanten Reformen mit Verfahren an den Außengrenz­en für bestimmte Gruppen und einer anderen Verteilung könnten die Zahl der unerlaubte­n Einreisen jedoch dauerhaft senken.

Überwiegen­d unzufriede­n zeigten sich am Donnerstag Vertreter der Länder und Kommunen mit dem Migrations­gipfel von Kanzler Olaf Scholz (SPD) und den Regierungs­chefs der Länder. So forderte etwa Manuel Hagel, Vorsitzend­er der Südwest-CDU, die Ampel-Regierung zum Handeln auf. „Die Kommunen sind am Limit, die Ehrenamtli­chen sind am Limit“, so Hagel. Kanzler Scholz müsse „jetzt dringend mal vom Problembes­chreibungs­modus in den Umsetzungs­modus kommen“. LEITARTIKE­L, POLITIK

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