Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Teuringer Rat erweitert Entwicklungskonzept
Regeln für Sozialbauverpflichtung bei Neubauwohnungen werden aufgestellt
OBERTEURINGEN - Der Oberteuringer Gemeinderat hat sich in seiner jüngsten Sitzung intensiv mit der Vorbereitung der künftigen Entwicklung der Gemeinde beschäftigt. In drei Tagesordnungspunkten ging es um die Grundsätze der Baulandpolitik, das Sanierungsgebiet Ortsmitte II sowie um die Fortschreibung des Gemeindeentwicklungskonzepts 2035plus.
In den Jahren 2018 und 2019 hat die Gemeinde gemeinsam mit ihrer Bürgerschaft und dem beauftragten Stuttgarter Unternehmen Reschl-Stadtentwicklung die Grundlagen für das 2019 in Kraft getretene Gemeindeentwicklungskonzept 2035 erarbeitet. Mittlerweile wurden einige darin vorgesehene Maßnahmen umgesetzt, zu denen insbesondere die Entwicklung von Baugebieten und als herausragendes Beispiel der Bau der neuen Teuringer-TalSchule zählt.
In den „Grundsätzen Baulandpolitik 2.0“werden die bisherigen Prinzipien um soziale Komponenten erweitert. Die bezahlbare Wohnraumversorgung für möglichst viele Alters- und Zielgruppen soll ermöglicht werden. Dazu gehören sogenannte Einsteigerimmobilien für Singles oder junge Paare, barrierefreie, seniorengerechte und betreute Wohnformen sowie Wohnraum für junge Familien. Es wird vorgesehen, zur Förderung des preisgünstigen Wohnungsbaus bei privaten Wohnbauprojekten eine Sozialbauverpf lichtung in Höhe von 20 Prozent anzusetzen. Diese Regelung soll unter bestimmten Voraussetzungen für Grundstücke gelten, die die Kommune verkauft. Die von der Gemeinde erhobenen Grundstückspreise sollen sich nicht am Höchstpreis orientieren, sondern an städtebaulichen, sozialen, ökologischen und fiskalischen Kriterien. Die Regeln sollen für Wohnflächen ab 500 Quadratmeter respektive ab einer Anzahl von fünf Wohneinheiten gelten.
Karl-Heinz Walter vom Büro Reschl führte aus, dass mit einer Zunahme von Singlehaushalten zu rechnen sei. Typischerweise handle es sich um Frauen über 75 Jahre. In den letzten Jahren und Jahrzehnten habe man deutschlandweit vernachlässigt, Wohnungen für ein bis zwei Personen zu bauen, sagte Walter, „das waren eher Abfallprodukte. Mehr als die Hälfte des Nettoeinkommens geht heutzutage fürs Wohnen drauf.“Auch junge Familien hätten eine hohe Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum.
Bürgermeister Ralf Meßmer konstatierte, bisher habe die Gemeinde hauptsächlich die Schönheit des Dorfes im Blick gehabt. Mit der Entscheidung für die „Grundsätze Baulandpolitik 2.0“gebe der Gemeinderat die Marschroute für die soziale Komponente vor. Der Beschluss erfolgte einstimmig bei einer Enthaltung.
Die Gemeinde möchte möglichst bald mit Sanierungsmaßnahmen im als „Ortsmitte II“bezeichneten Gebiet beginnen, wie im Gemeindeentwicklungskonzept 2035 und im gebietsbezogenen integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (GISEK) vorgesehen. Als Erstes soll der Franz-Roth-Platz saniert werden. Der Antrag auf Fördermittel nach GISEK wurde bereits im November 2023 gestellt, laut Tobias Meigel vom Büro Reschl ist mit einem Förderbescheid frühestens im April zu rechnen. Auf Anregung von Max Eppler (CDU) wird die Abgrenzung des Gebiets nochmals hinsichtlich „sinnvoller Abrundung“geprüft, der einstimmige Beschluss sieht neben der Durchführung der vorbereitenden Untersuchungen auch die Sanierungsbetreuung durch das Büro Reschl sowie die Bekanntmachung des Aufstellungsbeschlusses durch die Gemeindeverwaltung vor.
Der Gemeinderat beschäftigte sich auch mit der Fortschreibung des Gemeindeentwicklungskonzepts 2035plus, nachdem es seit fünf Jahren in Kraft ist. Meigel stellte fest, die Gemeinde habe viel erreicht und nannte beispielhaft die Erfolgsstory neue Schule. Er sagte: „Die Welt hat sich um und auch in Oberteuringen ein wenig geändert, deshalb lohnt es sich, auch hier nochmals hinzuschauen.“Es gelte, das Erreichte zu evaluieren, die geänderten Rahmenbedingungen zu betrachten und neue Herausforderungen anzusehen. Dazu soll im Herbst mit dem neu gewählten Gemeinderat, der Verwaltung und der Bürgerschaft eine Klausurtagung stattfinden. Bürgermeister Meßmer ergänzte, dass der neue Gemeinderat 18 statt 14 Sitze haben wird und drei bisherige Gemeinderäte nicht mehr zur Wahl antreten. „Die Neuen sollen mitgenommen werden“, sagte Meßmer.
Der Gemeinderat beschloss einstimmig, das Büro Reschl mit der Evaluierung des integrierten Gemeindeentwicklungskonzepts 2035 und der Vorbereitung der Fortschreibung des Gemeindeentwicklungskonzeptes 2035plus zum Angebotspreis von 10.500 Euro zu beauftragen.