Schwäbische Zeitung (Tettnang)
So will Tettnang Jugendliche an die Wahlurne locken
Vier Formate sollen junge Menschen aufklären und ermuntern, ihr Wahlrecht zu nutzen
TETTNANG - Bei den Kommunalwahlen am 9. Juni haben Jugendliche ab 16 Jahren zum ersten Mal sowohl das aktive als auch das passive Wahlrecht – das heißt, sie dürfen wählen gehen und auch selbst für den Gemeinde- und Ortschaftsrat kandidieren. Die Stadt Tettnang möchte sich nun besonders ins Zeug legen, um Jugendliche für die Kommunalpolitik zu begeistern und für den Gang zur Wahlurne zu motivieren. Vier Formate sollen dabei helfen.
Es sei ihr ein besonderes Anliegen, die Jugend aktiv in den demokratischen Prozess einzubinden, erklärt Bürgermeisterin Regine Rist. In Tettnang leben immerhin insgesamt 1200 junge Erwachsene im Alter zwischen 16 und 23 Jahren.
Gemeinsam mit Nina Baritsch, der Beauftragten für Kinder- und Jugendbeteiligung und der Schulsozialarbeit sowie in Kooperation mit dem Jugendhaus und der Jugendbeteiligung im benachbarten Meckenbeuren hat die Stadt Angebote entwickelt, die darauf abzielen, junge Wähler zu informieren, aufzuklären und zum Wählen zu motivieren. Die vier Formate im Überblick.
Online-Wahlhilfe: Für Wahlen auf Bundesebene erfreut sich seit einigen Jahren der sogenannte Wahlomat großer Beliebtheit – ein ähnliches Angebot soll es nun auch für die Kommunalwahl geben – und zwar individuell auf Tettnang gemünzt. Die OnlineWahlhilfe nennt sich Voto und soll es vor allem jungen Wählerinnen und Wählern erleichtern, sich ein Bild über die unterschiedlichen Kandidaten und Positionen zu machen, um eine Wahlentscheidung treffen zu können.
In einem Workshop erarbeiten Jugendliche, amtierende Gemeinderäte und Vertreter von Verwaltung, Vereinen und Bürgern gemeinsam Thesen zu Tettnang. Diese werden dann als Grundlage für Voto genutzt: Im April haben alle Kandidaten, die sich zur Wahl stellen, die Möglichkeit, ihr Profil auf Voto auszufüllen und zu den 20 bis 30 Tettnanger Thesen Stellung zu beziehen. Rund vier Wochen vor der Wahl wird die Wahlhilfe dann online gehen.
Voto soll dabei in einfacher Sprache erstellt werden und nicht nur für Jugendliche, sondern für alle Tettnanger Bürger zur Verfügung stehen. Rund 1000 Euro gibt die Stadt für das Angebot aus, das für alle Kommunen zur Verfügung steht. „Voto ist super praktisch, um sich einordnen zu können“, findet Laura Weishaupt, die Mitglied im Tettnanger Campusrat ist.
Genau wie ihr Campusrat-Kollege
Denis Parduzi wird sie am 9. Juni zum allerersten Mal wählen gehen dürfen. „Es ist das erste Mal, dass ich mich wirklich bewusst mit dem Thema befasse“, erklärt sie. Wählen gehen zu dürfen sei ein tolles Gefühl – „aber es ist natürlich auch eine gewisse Verantwortung“, meint Denis Parduzi. Genau dafür seien die Angebote wie Voto gedacht, zumal die Kommunalwahl hoch kompliziert und keine einfache Wahl sei, bemerkt Bürgermeisterin Regine Rist. „Wir möchten Hilfestellungen bieten, damit Jugendliche sich bei der Wahl auch sicher fühlen“, sagt sie.
Post von der Bürgermeisterin: Alle Erst- und Jungwähler in Tettnang werden Ende April einen
Brief von Regine Rist erhalten. Darin möchte sie die jungen Menschen ermuntern, wählen zu gehen und sie zu den Veranstaltungen im Vorfeld der Wahlen einladen.
Infoveranstaltung für Jugendliche: Eine Veranstaltung speziell für die Jugendlichen gibt es am 17. Mai. Die Infoveranstaltung findet während des Unterrichts statt und richtet sich an alle Schüler ab Klasse zehn. Mit dabei sein werden Schüler von Gemeinschaftsschule, Realschule, Montfortgymnasium und dem Bildungszentrum Meckenbeuren. Das Event wird in Kooperation mit der Jugendbeteiligung Meckenbeuren auf die Beine gestellt. In eineinhalb Stunden werden Begriff lichkeiten zur Demokratie erklärt, Gemeinderäte kommen zu Wort, und ein eigens dafür produzierter Erklärfilm wird gezeigt. Jugendliche wirken ebenfalls selbst mit und werden die Veranstaltung mit moderieren.
Preisausschreiben mit FakeWahlzetteln: „Wie setze ich die Kreuzchen“lautet der Titel des vierten Formats, bei dem es sogar etwas zu gewinnen gibt. Dabei geht es um das richtige Ausfüllen des Stimmzettels. Angelehnt an das Original werden Jugendliche im Vorfeld einen Fake-Stimmzettel mit fiktiven Fantasie-Parteien und Kandidaten erstellen.
Diesen können Interessierte dann in der Woche vor der Wahl im Jugendhaus und auf dem Campus Manzenberg ausfüllen, in eine vorbereitete Urne werfen und damit am Preisausschreiben teilnehmen. Am 7. Juni findet am Montfortplatz die Auslosung der Gewinner statt, und zwar bei einem Fest mit Musik und Freigetränken. Den Gewinnern winken dabei natürlich attraktive Preise, kündigt die Stadt an.